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Dschungel-Groove Schimpansen kommunizieren mit Rhythmus

Ähnlich wie wir haben auch Schimpansen ein Gefühl für Takt und trommeln mit Rhythmus. Was steckt dahinter?

Mit Händen und Füssen hämmert ein Schimpanse mitten im Regenwald Westafrikas auf eine mächtige Brettwurzel. Die rhythmischen Laute hallen weit durch das Dickicht und sind bis zu einem Kilometer entfernt noch zu hören.

Dass Schimpansen für eine solche Drum-Session im Dschungel geradezu alles geben, hat einen guten Grund. «Sie informieren andere Mitglieder ihrer Gruppe darüber, wo sie sich gerade befinden», erklärt Vesta Eleuteri, Studienleiterin und Verhaltensbiologin an der Universität Wien. Der Trommler teile seinen aktuellen Standort mit.

So entsteht eine Art akustische Landkarte, damit andere Schimpansen sich vorstellen können, welche Reiseroute der Trommler in der unübersichtlichen Gegend gerade eingeschlagen hat.

Botschaften aus der Ferne

Aber auch rivalisierende Gruppen können auf diese Weise über grosse Distanzen gewarnt werden, zum Beispiel lieber nicht in der Gegend aufzutauchen. Denn zwischen benachbarten Gruppen gibt es oft Streit um die besten Futterplätze.

Die in der Fachzeitschrift «Current Biology» publizierte Studie hat jetzt erstmals quer durch Afrika mehr als 350 Trommelsequenzen der vergangenen 25 Jahre im Detail untersucht. Die zentrale Erkenntnis: Schimpansen trommeln nicht wahllos drauflos. Ihre rhythmischen Schläge folgen einem klaren Muster. Und sie variieren je nach Region und haben sogar ihren eigenen Groove.

In Westafrika trommeln die Schimpansen beispielsweise oft in gleichmässigem, schnellem Takt – wie das Ticken einer Uhr. In Ostafrika ist es dagegen langsamer, mit kürzeren Intervallen. Doch in allen untersuchten Gebieten scheinen die Schimpansen eine Vorliebe für Rhythmus zu haben – ganz ähnlich wie wir Menschen.

«Es sieht ganz danach aus, dass sie es nicht mögen, wenn die Schläge völlig unregelmässig daherkommen», sagt der Schweizer Zoologe Klaus Zuberbühler von der Universität Neuchâtel und Mitautor der Studie.

Auch Schimpansen bevorzugten – ähnlich wie wir – klar strukturierte, rhythmische Abfolgen und hätten also ebenfalls das Bedürfnis und auch Lust daran, Takt zu halten. Und da könne man schon sagen, dass dies von einer evolutionär alten Anlage komme.

Der Ur-Beat unserer Evolution?

Da Mensch und Schimpanse beide dieses Verhalten zeigen, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch der letzte gemeinsame Vorfahre vor rund sieben Millionen Jahren bereits solche besonderen Fähigkeiten besass. Allerdings müsse man auch aufpassen, so Zuberbühler, da sich gewisse Dinge auch unabhängig voneinander entwickelt hätten.

Denn wenn jetzt zum Beispiel irgendein Papagei auch Rhythmusgefühl hat, lässt sich deswegen nicht unbedingt folgern, dass auch schon die Vorfahren von Vögeln, die Dinosaurier, das schon hatten. Aber bei nah verwandten Arten wie bei Schimpanse und Mensch sei es eher die vernünftige Schlussfolgerung, dass der Vorfahre es auch so gemacht habe, betont Zuberbühler.

Musik als Ur-Instinkt – das klingt romantisch, ist aber womöglich tief in unserer Evolution verankert. Und vielleicht war es tatsächlich nicht der erste Mensch, der trommelte, sondern ein Schimpanse, der sich im Dschungel Gehör verschaffte.

Radio SRF 4 News, 28.05.2025, 09:55 Uhr

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