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Faszinierende Höhlentiere Neue Tierarten aus der Tiefe des Schweizer Bodens

Die Tierarten in den Schweizer Höhlen sind vergleichsweise schlecht bekannt. Eine Gruppe von Forschern will das nun ändern.

Der Spalt im Fels ist so eng, dass man sich kaum bewegen kann. Trotzdem robbt Christian Lüthi Zentimeter um Zentimeter rein. Der erfahrene Höhlenforscher und Sekretär der Höhlenschutzkommission ist auf der Suche nach Leben. Nach vier Minuten taucht er wieder auf: «Zwei Höhlenspinnen und vier Zackeneulen», gibt er zu Protokoll.

Die vier Höhlenforscher, mit denen ich im oberen Baselbiet unterwegs bin, protokollieren alle ihre Beobachtungen. Zwanzig Höhlen haben sie bereits je zweimal systematisch durchkämmt und dabei 170 Tierarten gefunden.

Richtige Höhlentiere kommen nie raus

Höhlentiere, die sich dem Leben in der Dunkelheit vollständig angepasst haben, sind vergleichsweise selten. Ihre Augen haben sich zurückgebildet. Dafür haben sie andere Sinne ausgebaut, wie den Geruchs- oder den Tastsinn. Sie leben von den wenigen Nährstoffen, die übers Wasser oder durch verirrte, verstorbene Tiere ins Innere der Höhlen gelangen. Und es gibt räuberische Tiere wie die Grosse Höhlenspinne, die sich von anderen Tieren ernähren.

Tiere, die nur in der Höhle leben

«Verschiedene dieser Tierarten haben sich schon während der Eiszeiten in den Untergrund verkrochen», sagt der junge Biologe Valentin Moser, der an der Forschungsanstalt für Wald, Schnee oder Landschaft doktoriert, «deshalb gibt es auch einige Arten, die nur hier vorkommen und sonst nirgends».

Höhlen als Zufluchtsort im Winter

Mit seiner Stirnlampe leuchtet Moser in einen feuchten Felsspalt und entdeckt dort halb verborgen ein schwarzes Tier mit gelben Flecken. Ein Feuersalamander. «Sie sind meist draussen unterwegs», sagt Moser, «aber im Winter verkriechen sie sich hier, wo es keinen Frost gibt».

Tiere, die in Höhlen zu Gast sind

So wie die Feuersalamander machen es auch andere Tierarten, zum Beispiel die Zackeneule, eine Nachtfalterart, die im Sommer draussen gerne Früchte ansticht und aussaugt. Jetzt hängen zahlreiche Zackeneulen bewegungslos hier an den Höhlenwänden. Sie sehen aus wie verwelkte Buchenblätter.

Am Boden finden Moser und Lüthi Fledermauskot. Auch das wird notiert.

Slowenien: Ein Eldorado für Bio-Speläologen

Insgesamt ist die Tierwelt der Schweizer Höhlen schlecht erforscht. Es gibt eine gute Übersichtsarbeit, aber die stammt aus dem Jahr 1965. «In Italien und insbesondere in Slowenien, wo es viele Karsthöhlen gibt, ist die Bio-Speläologie viel weiter als bei uns», sagt Moser, «da wollen wir jetzt aufholen».

Ihre aufwändigen Bestandsaufnahmen machen die Höhlenforscher der Sektion Basel allerdings ausschliesslich in ihrer Freizeit.

Die Arbeit der Höhlenforscher

Von kleineren Tierarten sammeln sie Proben, die sie zur Bestimmung an Spezialisten weiterschicken. Insbesondere die vielen Mücken- und Fliegenarten unterscheiden sich manchmal nur in Details. Einige Arten lassen sich nur mit Genanalysen bestimmen.

Neue Tierarten im Grundwasser

Das genauere Hinsehen lohnt sich. Bisher ging man davon aus, dass es in der Schweiz etwa zwanzig Arten von Flohkrebsen gibt. Viele verstecken sich jedoch tief im Boden, im Grundwasser, das auch hier in einem rauschenden Bach durch die Höhle fliesst.

Dank zahlreicher Genanalysen weiss man unterdessen: Es gibt über vierzig Arten von Flohkrebsen. Das hat ein Forschungsprojekt des Wasserforschungsinstituts eawag und der Universität Zürich gezeigt.

Die Suche nach Leben im schweizerischen Untergrund dürfte also noch einige Überraschungen mit sich bringen.

Wissenschaftsmagazin, 3.2.2024 12:40 Uhr

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