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Droht der Supervulkan bald auszubrechen?
Aus 4x4 Podcast vom 11.09.2023.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 29 Sekunden.
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Phlegräische Felder Supervulkan bei Neapel: Wie gross ist die Gefahr eines Ausbruchs?

Westlich von Neapel liegen die Phlegräischen Felder, ein unterirdisch schlummernder Supervulkan. Dort treten kleine Erdbeben häufiger auf als früher und pro Jahr hebt sich die Erde derzeit um zehn Zentimeter. Eine Studie warnt, die Gefahr eines Ausbruchs sei gestiegen. SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg erläutert die wichtigsten Fragen zum Supervulkan.

Christian von Burg

Christian von Burg

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Der 1972 geborene Journalist arbeitet seit 2017 für die SRF-Wissenschaftsredaktion. Vorher war er Inlandredaktor bei Radio SRF und bei der Zeitung «Der Bund».

Was sind die Phlegräischen Felder?

Die Phlegräischen Felder sind ein Gebiet westlich von Neapel, das unter einem riesigen Vulkan ruht. Dieser Supervulkan hat aber nicht die typische kegelige Vulkanform. Er sieht aus dem All vielmehr aus wie ein flacher Kessel. Der letzte grosse Ausbruch war vor 15’000 Jahren. Damals stiess der Vulkan sehr viel Material aus. In der Folge sackte das ganze Gebiet ein. Zu einem grossen Teil liegt es heute im Meer. Ein weiterer Teil ist heute dicht bewohnt – Vororte von Neapel.

Welche Erkenntnisse liefert die neue Studie?

Die Zahl der kleinen Erdbeben ist in den letzten Jahren gestiegen. Der Boden hebt sich schneller – in der Küstenstadt Pozzuoli zum Beispiel um etwa 10 Zentimeter pro Jahr. Das Modell, das die Forschenden angewendet haben, zeigt: Teile des Vulkans haben sich unterdessen so stark aufgebläht, dass sie kurz davor sind zu brechen. Es könnte zu Rissen in der Erdkruste kommen, durch die Magma nach oben gelangen kann. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs sei somit deutlich gestiegen.

Was sagen andere Fachleute dazu?

Andere Fachleute, auch renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der örtlichen Überwachungsbehörden, kritisieren die Studie. Sie teilen die Einschätzung nicht, dass das Gestein durch den Druck und die Erdbeben so geschwächt sei, dass es bald im grösseren Stil breche. Anfang der 80er-Jahre hob sich die Erde in Pozzuoli innerhalb von zwei Jahren um fast zwei Meter. Die Häuser bildeten Risse und Tausende von Einwohnern wurden evakuiert. Es kam aber nicht zum Ausbruch.

Die Phlegräischen Felder in Italien von oben.
Legende: Die Phlegräischen Felder in Italien Ansicht von oben – am rechten Bildrand: Neapel. Getty Images/Gallo/Copernicus Sentinel

Wie schlimm wäre ein Ausbruch?

Schon ein kleinerer Ausbruch hätte lokal verheerende Folgen. Denn unterdessen leben rund 500’000 Menschen im flachen Kessel des Supervulkans. Ein grosser Ausbruch allerdings, wie er vor 15‘000 Jahren zum letzten Mal stattgefunden hat, wäre auch über die Grossregion Neapels hinaus desaströs. Bei der Explosion des Supervulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1816 etwa gab es Zehntausende von Opfern. Wegen Asche und Schwefeldioxid kühlte sich das Klima über weite Distanzen ab und es kam weltweit zu Ernteeinbrüchen – auch in der Schweiz.

Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs nun tatsächlich?

Die Expertinnen und Experten hüten sich vor einer Prognose. Die Unsicherheiten bleiben zu gross. Auch die Autorenschaft der neusten Studie hält es für möglich, dass der Druck wieder abnehme. Was aber nicht heissen muss, dass sich die Lage damit entspannt. Denn einer Explosion könne auch eine ruhige Phase vorausgehen. Es lässt sich also nicht abschätzen, wann es bei Neapel wieder zu einem grossen Ausbruch kommt. Die Gefahrenstufe der italienischen Behörden liegt derzeit bei der zweituntersten Stufe, sprich gelb – vor orange und rot.

Radio SRF 4 News, 4x4 Podcast, 11.9.2023, 13:34 Uhr;

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