Der Schatz: In der Tiefsee gibt es verschiedene Formationen, die Metalle enthalten. Das grösste Interesse gilt aktuell den Mangan- oder polymetallischen Knollen . Sie kommen in Tiefsee-Ebenen vor und liegen dort, eingebettet in Meeressediment, am Boden. Diese Knollen enthalten nebst Mangan und Eisen auch Nickel, Kupfer, Cobalt oder Seltene Erden. Diese Metalle werden aktuell für den Bau von Batterien, Windturbinen, Photovoltaik-Anlagen oder Elektronik aller Art genutzt.
Der Abbau: Ein Unterwasserfahrzeug soll die Manganknollen wie eine Art «Staubsauger» einsammeln. Der Prototyp eines solchen Unterwasserfahrzeugs wiegt an die 90 Tonnen und wurde früher für Erdölbohrungen am Meeresgrund eingesetzt. Das aufgesogene Knollen-Wasser-Sediment-Gemisch würde anschliessend über einen langen Schlauch zum Begleitschiff hochgepumpt, die Knollen dort gereinigt, und das Wasser-Sediment-Gemisch wieder ins Meer zurückgeleitet.
Die Tiefsee: Dazu zählt jener Bereich der Meere, der mehrheitlich dunkel ist. Der beginnt bei ungefähr 1000 Metern Wassertiefe. Dort unten ist es kalt, es herrscht ein hoher Druck und es gibt nur sehr wenig Nahrung. Viele Organismen ernähren sich von Plankton und anderem organischem Material, das aus den oberen Wasserschichten abwärts sinkt. Dennoch lebt dort unten eine überwältigende Vielfalt an hoch spezialisierten Lebewesen. Fachleute schätzen, dass eine grosse Mehrheit aller Tierarten weltweit in der Tiefsee leben könnte .
Die Befürworter: Anfang 2024 gab Norwegen als erstes europäisches Land grünes Licht, um mit der Erkundung der eigenen Vorkommen zu beginnen . Kommerziell wird heute noch nirgendwo Tiefseebergbau betrieben. Jedoch haben verschiedene private Unternehmen und Staaten bereits Abbau-Tests durchgeführt. Befürworter des Deep Sea Mining sagen: Die Metalle aus der Tiefsee würden gebraucht, um die Energiewende zu schaffen. Ausserdem sei der Abbau am Meeresboden ökologischer und sozial unbedenklicher als Minen an der Erdoberfläche.
Die Kritikerinnen: Die Europäische Kommission und rund zwei Dutzend Staaten weltweit, darunter die Schweiz, unterstützen ein Moratorium. Dieses verlangt, dass erst dann kommerzielle Lizenzen für den Tiefseebergbau erteilt werden, wenn dessen Auswirkungen genauer bekannt sind. Wissenschaftlerinnen und Forscher warnen davor, dass Ökosysteme weit über die eigentlichen Abbaugebiete hinaus beschädigt werden könnten . Es sei zudem fragwürdig, ob die Metalle tatsächlich gebraucht würden . Auch ist der Meeresboden ein wichtiger CO₂-Speicher, der durch Deep Sea Mining zerstört werden könnte.
Die Zukunft: Die International Seabed Authority hätte bis vergangenen Sommer ein verbindliches Regelwerk zum Deep Sea Mining verabschieden sollen. Die Mitglied-Staaten dieser der UN angegliederten Behörde konnten sich jedoch nicht einigen. Seither könnte der kommerzielle Abbau in internationalen Gewässern und auch in den Hoheitsgewässern einzelner Staaten theoretisch starten. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich Deep Sea Mining aktuell wirtschaftlich nicht rechnet.