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Tipps einer Tierärztin Haustiere und Hitze: So schützen wir unsere Vierbeiner

Auch Haustiere leiden unter der anhaltenden Hitze. Und sie können sich nicht mal übers Schwitzen abkühlen wie wir. Eine Tierärztin spricht über die grössten Gefahren für Katze und Hund – und die besten Methoden dagegen.

Die Schweiz erlebt einen heissen Sommer. Temperaturen übersteigen tagsüber oft 30 Grad. Das setzt nicht nur uns Menschen zu. Wie gefährlich ist das für unsere Haustiere, die keine Schweissdrüsen besitzen? Tipps einer Tierärztin, wie wir Hund und Katze bei hohen Temperaturen helfen können.

Marie-Louise Bienfait

Kantonstierärztin Kanton Basel-Landschaft.

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Marie-Louise Bienfait hat in Deutschland Rechtswissenschaften und später Veterinärmedizin studiert. Seit gut einem Jahr ist sie als Baselbieter Kantonstierärztin beim Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen tätig.

Viel frisches Wasser

Hier lautet die Devise: Viel hilft viel. «Der Wasserbedarf bei Tieren steigt mit der Hitze stark an», sagt die Tierärztin Bienfait. Das heisst: Mehrere Trinkgefässe an kühlen Orten verteilen und das Wasser regelmässig wechseln. Das darf gut mehrmals am Tag sein. Somit können die Tiere in Ruhe so viel trinken, wie sie wollen. Das ist besonders wichtig, wenn die Tiere nur Trockenfutter fressen.

Wie Hunde und Katzen sich abkühlen

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Hunde und Katzen haben am Körper keine Schweissdrüsen. Somit können sie nicht – so wie wir – durch Schwitzen ihren Körper abkühlen. Sie hecheln, müssen mehr trinken und suchen ein kühles und ruhiges Plätzchen auf. Findet das Tier keine kühlere Umgebung und nimmt keine Flüssigkeit auf, können sie eine Überhitzung allein durchs Hecheln vermeiden. Das funktioniert aber nur für eine sehr kurze Zeit. Dauert dieser Zustand länger an, kann er zum Kreislaufversagen, Schock und schliesslich zum Tod führen.

R aumtemperatur senken und schattige Plätzchen bieten

«Wer die Raumtemperatur senkt, tut Gutes für sein Haustier», sagt Bienfait. Aber bei Ventilatoren sei Vorsicht geboten. Beispielsweise muss sichergestellt werden, dass die Tiere ihr Fell nicht im Rotor einklemmen. Oder sie ein Kabel durchbeissen und im schlimmsten Fall einen Stromschlag bekommen. Grundsätzlich sollten die Liebsten niemals unbeaufsichtigt sein, wenn ein Ventilator in Reichweite des Tieres läuft. Zudem den Haustieren genügend Schattenplätze einrichten.

Baden, aber nicht kalt duschen

Der Hund hechelt in der Ecke nur noch vor sich hin, eine kühle Dusche gefällig? Achtung: Die Tiere bei Hitze nicht mit kaltem Wasser abspritzen. Aufgeheizte Tiere können dadurch Kreislaufprobleme kriegen. Daher im Notfall die Tiere immer langsam abkühlen, zum Beispiel, indem man die Beine mit kühlen, feuchten Tüchern umwickelt.

Ein Becken zum Baden ist auch eine gute Idee. «Somit kann der Vierbeiner selbst entscheiden, wann er ins kalte Nass möchte», erklärt Bienfait. Falls dazu keine Möglichkeit besteht, können auch feuchte Tücher ausgelegt werden. Das ist besonders für die eher badescheuen Katzen eine passende Alternative.

Die Aktivitäten der Temperatur anpassen

Wer joggt gerne durch die glühende Mittagshitze? Wohl die wenigsten. Das gilt auch für unsere lieben Vierbeiner. Also Gassi gehen entweder am Morgen oder Abend. «Bei sehr grosser Hitze lieber gleich auf alle anstrengenden Aktivitäten verzichten», sagt die Veterinärmedizinerin.

Das sind die Anzeichen von Überhitzung

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Das wichtigste vorab: «Eine Überhitzung ist für Hunde und Katzen ein lebensbedrohlicher Zustand», betont die Tierärztin. Daher sei bei Verdacht eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Die Anzeichen sind bei Hunden verstärktes Hecheln mit heraushängender Zunge, Unruhe und Panik. Dauert der Zustand länger an, wird der Hund «schlapp» und hat sehr rote Schleimhäute.

Bei Katzen sind starkes Hecheln, Atmung durchs weit aufgerissene Maul, auffälliger Speichelfluss und gerötete Schleimhäute Anzeichen einer Überhitzung. Bei beiden Tieren bricht im schlimmsten Fall der Kreislauf zusammen und es kann zum Tod des Tieres führen.

Ausserdem bei Spaziergängen über Asphalt mit dem Handrücken die Bodentemperatur überprüfen. Denn die Vierbeiner könnten sich Verbrennungen an den Pfoten holen.

Tiere nie im Auto lassen

In Autos wird es schnell heiss, fast wie in einer Sauna. Tiere daher niemals im Auto zurücklassen. Wichtig: Ein Fahrzeug kann sich auch auf schattigen Parkplätzen und in Parkhäusern aufheizen und so zur Gefahr für die Tiere werden.

«Bei den derzeit herrschenden Temperaturen sollten daher Tiere grundsätzlich nicht im Auto zurückgelassen werden – nicht fünf Minuten, nicht eine Minute – gar nicht», bekräftigt Marie-Louise Bienfait.

Ist kurzes Fell besser?

Das Fell kurz zu schneiden ist nicht immer richtig. Die Tierärztin erklärt: «Es kann unter Umständen auch eine isolierende Wirkung haben und so natürlich gegen die Hitze helfen.» Zudem schütze die Behaarung auch vor Sonnenbrand. Daher vor einem geplanten Haarschnitt immer zuerst bei der Tierärztin oder dem Tierarzt nachfragen, ob es für die jeweilige Tierart überhaupt Sinn macht.

Radio SRF 3, Meteostory, 28.07.2022, 09:40 Uhr

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