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Trockenheit und Borkenkäfer Schweizer Wald: Jeder achte Baum ist tot

Mehr tote und geschädigte Bäume – und es wachsen weniger junge nach. So das Zwischenergebnis des Landesforstinventars in der laufenden Erhebungsperiode.

Die trockenen und warmen Sommer der vergangenen Jahre haben Spuren hinterlassen: Im Schweizer Wald gibt es mehr tote und geschädigte Bäume. Zu diesem Schluss kommt die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Zwischenresultate des fünften Landesforstinventars. Konkret heisst das, etwa jeder achte Baum ist tot, und jeder vierte beschädigt. Das hat Einfluss auf die Zusammensetzung der Baumarten.

So ist die Fichte im Jura, im Mittelland und in den Voralpen zurückgegangen. Auf der Alpensüdseite leidet die Edelkastanie unter den extremeren Wetterbedingungen sowie unter Krankheiten und Insektenbefall. Die Esche – nach der Buche und dem Ahorn die dritthäufigste Laubbaumart der Schweiz – ist wegen einer Pilzerkrankung überall rückläufig.

Durch die Trockenheit sind die Bäume zudem weniger gutgewachsen, dadurch ging die jährlich nachwachsende Holzmenge im Vergleich zur letzten Erhebung zurück.

Gerade die Fichte leidet

Wirtschaftliche Auswirkungen hat vor allem der Rückgang der Fichte. Sie ist die wirtschaftlich wichtigste und häufigste Baumart der Schweiz und sei in den vergangenen hundert Jahren vor allem im Mittelland stark gefördert worden, weil sie schnell wächst und einen hohen Holzertrag verspricht, so Barbara Allgaier Leuch, Forstingenieurin an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, und Mitarbeiterin an der Erhebung. «Die Fichte wäre eigentlich eine Baumart der Alpen, ist aber in den letzten hundert Jahren bei uns im Mittelland gut gewachsen.» Doch gerade diese Baumart habe unter der Trockenheit gelitten.

In tieferen Lagen setzen viele Försterinnen und Förster schon seit Längerem auf Douglasien-Bäume, um einen Teil der Fichten zu ersetzen. «Aus Sicht der Risikoverteilung ist es gut, wenn wir verschiedene Baumarten im Wald fördern– und Fichten sollten im Mittelland keine mehr angepflanzt werden», so Barbara Allgaier Leuch.

Junge Bäume wachsen nicht nach

Während die alten Bäume leiden, wachsen weniger junge nach – auch dies ist ein Ergebnis der Erhebung. Betroffen ist rund ein Viertel der Wälder in der Schweiz.

Was ist das Landesforstinventar?

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Seit 1983 beobachtet das Landesforstinventar den Zustand und die Entwicklung des Schweizer Waldes. Alle neun Jahre liefert es umfassende Ergebnisse. Die Datenerhebung zeigt den Zustand des Waldökosystems mit all seinen Funktionen und Leistungen für die Gesellschaft. Ziel ist, Probleme frühzeitig zu erkennen und die Wirkung von Massnahmen zu beurteilen. Die fünfte Erhebung läuft seit 2018 und geht bis 2026.

Diese Entwicklung ist laut WSL zwar keine direkte Folge der Trockenheit. Sie ist jedoch problematisch, weil sich die Wälder nach Störungen wie Stürmen oder Borkenkäferbefall weniger rasch erholen, wenn die jungen Bäume fehlen. Und diese Störungen könnten mit extremeren Wetterereignissen noch zunehmen, so Forstingenieurin Barbara Allgaier Leuch.

Es nun darum, den Wald an die neuen klimatischen Bedingungen anzupassen. «Wir müssen Baumarten fördern, die zukunftsfähig sind, also zum Klima passen, das in 50 oder 100 Jahren herrscht.»

Regionaljournal Basel Baselland, 29.05.2023, 17:30 Uhr

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