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Fluglärm der Zukunft simuliert
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 06.02.2024. Bild: Umberto Iemma, Universita' Roma Tre
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Weniger Fluglärm Wie Flugzeuge das Flüstern lernen

Forschende tüfteln an leiseren Flugzeugen für die Zukunft. Im Hörlabor an der Empa in Dübendorf haben sie diese nun – zumindest akustisch – zum Leben erweckt.

Flugzeuge sind laut: Beim Starten sind es vor allem die Triebwerke, beim Landen zusätzlich die Klappen und Räder. Strömt die Luft an ihnen vorbei, kommt es zu Turbulenzen, die Lärm erzeugen.

Bis heute hat sich viel getan

«Seit den 70er, 80er-Jahren sind die Flugzeuge aber sehr deutlich leiser geworden», sagt Beat Schäffer, Lärmexperte an der Eidgenössischen Materialforschungsanstalt Empa in Dübendorf. Viel habe man durch sogenannte Manteltriebwerke rausgeholt – die sind grösser und haben einen Mantel um das eigentliche Triebwerk, sodass mehr, aber langsamer Luft ausströmt.

Wenn die neuen Flugzeuge kommen würden, gäbe es nochmals einen grossen Sprung bezüglich Lärmminderung.
Autor: Beat Schäffer Lärmexperte, Eidgenössischen Materialforschungsanstalt Empa

Diese Technik habe aber ein Plateau erreicht, sagt Schäffer. Doch: «Wenn die neuen Flugzeuge kommen würden, gäbe es nochmals einen grossen Sprung bezüglich Lärmminderung». Dieses neue Flugzeug, von dem der Experte spricht, ist der vielversprechendste Entwurf, der aus dem internationalen Projekt ARTEM hervorging – noch existiert er erst auf Papier.

Sieht aus wie eine Flunder

Er sieht ziemlich anders aus, als was uns heute über die Köpfe fliegt: Wie eine Flunder könne man sich das vorstellen, sagt Schäffer. Der Rumpf ist keine Röhre, an dem die Flügel angebracht sind, sondern Flügel und Rumpf gehen ineinander über. «Blended Wing Body» heisst dieses Design in der Fachwelt.

Und: Die Triebwerke hängen nicht unten an den Flügeln, sondern befinden sich obendrauf. Der Schall geht so gegen den Himmel statt zur Erde, unter anderem darum ist das neue Flugzeug leiser.

Am Computer hörbar gemacht

Doch wie leise? Beat Schäffer und sein Kollege Reto Pieren wollten es herausfinden und haben die «Flunder» darum mit Computermodellen hörbar gemacht. «Ähnlich wie mit einem Synthesizer haben wir die Geräusche der Klappen, Triebwerke und so weiter künstlich erzeugt», sagt Reto Pieren. Das Ergebnis: ein akustisches Hörbild eines simulierten Überflugs.

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O-Ton Fluglärm bei Start, Blended Wing Body, 9km Distanz
aus Wissenschaftsmagazin vom 03.02.2024. Bild: SRF
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O-Ton Fluglärm Start, Referenzflugzeug, 9km Distanz
aus Wissenschaftsmagazin vom 03.02.2024. Bild: SRF
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Von heutigen Flugzeugen unterscheidet sich das Geräusch deutlich: Es ist viel gleichmässiger über die Zeit, statt dass es zuerst immer lauter wird und danach wieder leiser. Und es hat keine Reintöne mehr, also solche Töne, die sich leicht identifizieren und selbst nachpfeifen lassen.

Im Test als weniger lästig empfunden

«Dass das neue Flugzeug so viel leiser ist, gegen 20 Dezibel, hat uns erstaunt», sagt Beat Schäffer. Ebenso das Ergebnis des Hörversuchs, den sie im Hörlabor an der Empa mit 31 Personen gemacht haben: Auf der Lästigkeits-Skala von 0 bis 10 schnitt das neue Flugzeug mehr als vier Einheiten besser ab als die heutigen Flieger. Ein Riesending sei das.

Das neue Flugzeug wäre vermutlich aber nicht nur weniger lästig: «Wir können erwarten, dass der leisere Pegel auch für die Gesundheit gut wäre», sagt Schäffer. Dass also Auswirkungen wie Schlafstörungen, Bluthochdruck oder kardiovaskuläre Erkrankungen weniger würden.

Klingt vielversprechend – wann könnte ein solches Flugzeug zum Fliegen kommen? Der Ball sein nun primär bei den Herstellern, sagt Reto Pieren. Hersteller wie Airbus oder auch Boeing, die bereits an Blended-Wing-Body-Prototypen arbeiten. Bis ein solches Modell über unsere Köpfe düst, dürfte es aber noch eine Weile dauern.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 6.2.2024, 17:30 Uhr

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