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Blick zurück Wasser auf dem Mars – 20 Jahre nach der Sensationsmeldung

Vor genau zwanzig Jahren lud die Esa zu einer Medienkonferenz, um eine Sensation zu verkünden. Doch kaum jemand ging hin.

Die europäische Weltraumorganisation hatte Spektakuläres versprochen. Aber die Medien rechneten offenbar mit weniger. Jedenfalls übertrug kein Fernsehsender die Medienkonferenz und damit auch nicht die Bilder vom Eis am Südpol des Mars.

Die Esa hatte damals verschiedene Misserfolge hinter sich. Ihr Image war gerade etwas ramponiert. Erst wenige Tage zuvor war der Esa-Lander «Beagle 2» zwar wie geplant auf dem Mars gelandet. Doch danach blieb er ungeplant stumm.

Hier spricht das Mutterschiff

Dafür sprach sein Mutterschiff Mars-Express. Kaum war die Mars-Expresssonde nämlich in ihre Umlaufbahn eingetreten und drehte ihre erste Runde, meldete sie: «Gefrorenes Wasser am Südpol».

Seither hat sich viel getan in der kosmischen Wassermission. Auch am Nordpol des Mars kam Eis zum Vorschein. In Kratern wurden weitere Eisflächen gesichtet. Vor fünf Jahren dann die nächste Sensation: Mars-Express hatte mit seinem Radar flüssiges Wasser unter einem Gletscher ertastet und später verschiedene Seen unter dem dicken Eisschild am Südpol. Und vor wenigen Tagen meldete die Esa, dass die Sonde am Äquator riesige Eismassen aufgespürt hat. Verborgen unter einer dicken Schicht aus Sand und Asche.

Das Mars-Wasser kann auch fliessen

Flüssiges Wasser elektrifiziert weit mehr als gefrorenes. Denn ohne flüssiges Wasser kann kein Leben existieren, wie man es sich heute vorstellen kann und kennt.

Doch das flüssige Wasser auf dem Mars muss extremst salzig sein. Unter dem Mars-Eis ist es nämlich bei Temperaturen von bis zu minus 70 Grad Celsius bitterkalt. Normales Wasser wäre längst gefroren. Super-Salzwasser aber nicht.

Nach heutigem Wissen ist so viel Salz und so wenig Wärme nicht gerade lebensfreundlich. Aber auf dem Mars wars nicht immer so ungemütlich. Die riesigen Flusstäler und gewaltigen Seebecken zeugen von einer feucht-flüssigen Vergangenheit der planetarischen Wüste.

Die flüssig-freundliche Vergangenheit des Mars

Vor etwa 3,8 Milliarden Jahren hatte der Mars eine dickere Atmosphäre und höhere Temperaturen. Es gab grosse Mengen an flüssigem Wasser in Flüssen, Seen und vermutlich auch in einem Ozean, der ein Drittel des Planeten bedeckt haben dürfte. Und es gab vielleicht auch Leben. Einfaches Leben.

Doch gibt es in unserer Umgebung bequemere Wiegen, heissere Anwärter auf Leben als den Mars. Vielleicht sogar Leben, das noch am Leben ist. Da sind zum einen die grossen Eismonde Jupiters: Europa, Ganymed und Kallisto. Und da ist der kleine getigerte Enceladus, einer der 146 bekannten Saturn-Monde. Unter mächtig dicken Eisschilden, gut geschützt vor kosmischer Strahlung, könnte in den Mondmeeren Leben schwimmen.

Das Leben, das aus der Tiefe kommt

Im Ozean von Enceladus zum Beispiel schweben wichtige Zutaten, die das Leben braucht: Kohlenstoff, Sauerstoff, Schwefel, Phosphor und andere chemische Ingredienzen. Und tief unten im Salzmeer von Enceladus hat es heisse Quellen. Quellen wie in den irdischen Ozeanen. An solchen Quellen dürfte vor über drei Milliarden Jahren das erste Leben auf unserem Planeten entstanden sein.

Radio SRF 4 News, 23.01.2024, 09:40 Uhr

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