Die Entdeckung des ersten Exoplaneten im Jahr 1995 brachte die Welt der Astronomie durcheinander. Es wurde klar, dass wohl fast jeder Stern – so wie unsere Sonne – von Planeten umkreist wird.
Astronomen entdeckten einen Planeten nach dem anderen. Die neuen Planetensysteme warfen Fragen auf. Denn manche verhielten sich ganz anders als das unsere.
Vor allem aber stellte sich, diesmal gut begründet, die alte Frage wieder: Sind wir wirklich alleine – oder gibt es da draussen auf den Exoplaneten fremden Formen von Leben?
Kein Geld vom Nationalfonds
All das war noch ziemlich neu, als Astrophysiker Willy Benz, der heutige Leiter der Cheops-Mission, im Jahr 2000 beim Schweizerischen Nationalfonds einen Forschungsschwerpunkt zum Thema vorschlug.
«Viele betrachteten das damals noch als Science-Fiction», sagt Benz. «Man war sehr zurückhaltend.» Geld vom Nationalfonds gab es keines.
Aber Benz und seine Forschungskollegen liessen nicht locker. Auf einer Skitour hatten der Schweizer Nobelpreisträger Didier Queloz und sein Kollege Andrew Cameron die Idee, ein Weltraumteleskop zu entwickeln, um die Exoplaneten zu vermessen: klein aber fein, ein Schweizer Präzisionsmessinstrument.
Mit dieser Idee gingen sie zu ihrem Kollegen Willy Benz von der Universität Bern. Der biss sofort an.
26 Mitbewerber ausgestochen
Der Bund finanzierte eine Machbarkeitsstudie. Dann kam eines zum anderen: Die Europäische Raumfahrtbehörde ESA schrieb 2012 ziemlich kurzfristig neue Projekte aus. Benz und sein Team waren bestens vorbereitet – dank der bereits abgeschlossenen Machbarkeitsstudie, aber auch dank Benz’ Insiderwissens.
Denn Willy Benz war damals in einem Beratungsgremium der ESA: «Ich wusste genau, was gewünscht ist, wo man aufpassen muss und was sie nicht wollten. Wir hatten also auch etwas Glück.» 26 Mitbewerber hat das Schweizer Cheops-Projekt damals ausgestochen.
«Fast ein bisschen zu viel in einem Jahr»
Heute sind über 4000 Exoplaneten bekannt. Ihre Erforschung gilt nicht mehr als exotisch. Die Schweizer Michel Mayor und Didier Queloz wurden dieses Jahr für die Entdeckung des ersten Exoplaneten mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet.
Für Willy Benz, den Hauptverantwortlichen der Cheops-Mission, geht ein ziemlich aufregendes Jahr zu Ende: Erst die Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Mondlandung, bei der die Universität Bern wissenschaftlich eine wichtige Rolle gespielt hatte.
Dann fuhr Benz zur Nobelpreisverleihung, denn er war der erste Doktorand von Michel Mayor. Direkt im Anschluss an die Preisverleihung ging es nach Südamerika, von wo aus die russische Sojus-Rakete mit dem europäischen Cheops-Satelliten ins All startet.
«Das ist fast ein bisschen zu viel in nur einem Jahr», sagt Benz und lacht. Er freut sich drauf, wenn das Teleskop hoffentlich erfolgreich im Betrieb geht und nach und nach Messungen zur Erde sendet: «Ganz normaler wissenschaftlicher Alltag halt.»
«Wir wollen es wissen, nicht glauben»
Wenn alles klappt, liefert das Teleskop in zwei Monaten die ersten Bilder und Messdaten. Was meinen Benz und seine Forscherkollegen: Gibt es nun Leben auf den Exoplaneten?
«Viele von uns glauben, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass es irgendwo fremdes Leben gibt», sagt Benz. «Aber wir wollen nicht glauben, wir wollen es wissen».
Es wird eine sehr lange Kette wissenschaftlicher Innovationen brauchen, bis es soweit ist. Cheops, das Weltraumteleskop aus der Schweiz, wird ein Teil davon sein.