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23.10.2025, 10:03 Uhr Protest der Bauarbeiter: berechtigt oder nicht?

In der Baubranche tobt ein harter Arbeitskampf. Baumeister und Bauarbeiter können sich nicht auf einen gemeinsamen Landesmantelvertag einigen. Es droht ein landesweiter Streik.

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In der Schweiz arbeiten rund 80'000 Menschen im Bauhauptgewerbe. Dazu gehören alle Berufe, welche direkt mit dem Bau von Gebäuden, Straßen und Infrastruktur zu tun haben. Der bestehende Landesmantelvertag regelt die Löhne und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Er läuft Ende Jahr aus und wird deshalb neu verhandelt. Eine Einigung scheint schwierig.

Was fordern die Gewerkschaften?
Das Baugewerbe ist unter Druck. In den letzten 30 Jahren sank die Zahl der Bauarbeiter von 130'000 auf 80'000 Personen. Mit ein Grund seien laut der Gewerkschaft Unia die langen Arbeitstage, die ein normales Familien- und Privatleben erschweren. Die Forderungen:

· Maximal 8-Stunden-Tage
· Bezahlte Znüni-Pause
· Garantierter Teuerungsausgleich
· Bezahlte Reisezeit zur Baustelle (heute erst ab 30 Minuten vergütet)

Was will der Baumeisterverband?
Der Verband verweist auf die europaweit höchsten Mindestlöhne im Schweizer Baugewerbe. Er will:

· Den Mindestlohn weiterhin der Teuerung anpassen
· Die durchschnittliche Jahresarbeitszeit (40,5 Std./Woche) beibehalten
· Flexiblere Arbeitszeiten bei Schlechtwetter oder Hitze
· Begrenzte Samstagsarbeit ohne Lohnzuschlag (aktuell 25%)
· Mehr Gleitzeitstunden mit Freizeitkompensation
· Kürzere Kündigungsfristen ab 55 Jahren

Streitpunkte
Die Gewerkschaften warnen: Die aktuellen Vorschläge würden längere Arbeitswochen (bis zu 50 Std.) und mehr Überstunden ohne Zuschlag ermöglichen. Das Risiko bei Auftragsmangel würde auf die Arbeiter abgewälzt. Zudem könnten ältere Bauarbeiter (55+) leichter entlassen werden.
Der Baumeisterverband kontert: Die Gewerkschaftsforderungen würden die Löhne um 12–15 % erhöhen. Dies sei überrissen und unrealistisch. Die Ansprüche würden die Baukosten in die Höhe treiben und die Branche gefährden.

Sind die Streiks legitim?
90 % von 20'000 befragten Bauarbeitern haben sich für einen Streik im 2026 ausgesprochen, falls keine Einigung erzielt wird. Aus Sicht der Gewerkschaften geht es zu wenig schnell voran, deshalb finden bereits diesen Herbst Protesttage statt.

Der Baumeisterverband kritisiert die Proteste als Verstoss gegen die «Friedenspflicht» des GAV. Die Gewerkschaften widersprechen: Die Arbeitgeber seien informiert, und die Proteste würden durch Überzeitkompensation gedeckt – es handle sich demnach nicht um Streiks.


Sind die Proteste der Bauarbeiter berechtigt oder nicht? Welche Forderungen stehen im Raum? Und was gibt es für Lösungsansätze? Darüber diskutieren im Forum:

· Bernhard Salzmann, Direktor Schweizerischer Baumeisterverband
· Nico Lutz, Geschäftsleitung Unia

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