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FC-Basel-Star im Interview Shaqiri: «Ich merkte früh, dass ich etwas Spezielles bin»

Xherdan Shaqiri spricht über seine exponierte Stellung, die Prägung durch zwei Kulturen und den Einfluss seiner Eltern.

Mit der Nati fiebert Xherdan Shaqiri mittlerweile nur noch vor dem TV oder im Stadion mit. Dafür fand er Zeit für ein langes Gespräch mit SRF.

Xherdan Shaqiri

Fussballprofi

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Xherdan Shaqiri, geboren am 10.10.1991, begann seine Profikarriere beim FC Basel, wo er dreimal Meister wurde. 2012 wechselte er zu Bayern München und gewann dort das Triple, inklusive der Champions League 2013. Es folgten Stationen bei Inter Mailand und Stoke City, bevor er 2018 zum FC Liverpool wechselte und 2019 erneut die Champions League gewann. Nach einem Abstecher zu Olympique Lyon spielte er für Chicago Fire in der MLS, bevor er 2024 zum FC Basel zurückkehrte und den Klub 2025 zum Double (Meisterschaft und Cup) führte. Als langjähriger Nationalspieler erzielte er in 125 Partien 32 Tore und gehört zu den erfolgreichsten Spielern der Schweizer Fussballgeschichte.

SRF: Wie schiesst man unter grossem Druck wichtige Tore?

Xherdan Shaqiri: Das hat einiges mit Instinkt zu tun. Oft entscheiden Millisekunden. Ich liebe spektakuläre Tore und habe oft gewagte Dinge ausprobiert. Aber ich bin nie in ein Spiel mit dem Vorsatz, ein spezielles Tor zu erzielen.

Fiel Ihnen die Rückkehr in die Schweiz schwer?

Ein Comeback beim FC Basel war stets als Traum im Hinterkopf. Nochmals vor meinen Eltern im St. Jakob-Park aufzulaufen. Und natürlich, den FC Basel wieder dorthin zu führen, wo er hingehört.

Erzeugt Ihre zentrale Rolle in Basel auch Druck?

Sicher, aber ich habe gern positiven Druck. Sobald mein Name im Spiel ist, wird allerdings auch immer viel geschrieben.

Finden Sie die Berichterstattung negativ?

Keinesfalls. Als Fussballer muss man nach schlechten Spielen mit negativen Schlagzeilen umgehen können. Wenn nur «Shaqiri» im Titel steht, um Klicks zu generieren, endet aber mein Verständnis.

Wie hat Sie Ihr Aufwachsen in einfachen Verhältnissen geprägt?

Sehr stark. Es hat mich dahin geführt, wo ich heute bin. Ich bin aber auch stolz auf meine Eltern, weil sie mir nie dreingeredet haben.

Ihr Ziel war, als Fussballer so viel zu verdienen, dass Ihre Eltern nicht mehr arbeiten müssen. Übernehmen Sie gerne Verantwortung?

Mein Traum war, ab dem ersten Profivertrag meine Eltern aus der Arbeitswelt zu nehmen und für sie zu sorgen. Das habe ich verwirklicht. Alles, was danach noch kam, war eigentlich nur noch ein «Dessert».

Haben Spieler mit Migrationshintergrund mehr Biss?

Vielleicht haben nicht alle Schweizer den Kampfwillen eines Kosovaren, dafür die Pünktlichkeit oder Sprachgewandtheit. Die Nati profitiert seit Jahren, weil unterschiedliche Charaktere ihre Qualitäten einbringen.

Inwiefern hilft Fussball Secondos bei der Integration?

Sport hilft da generell und bringt Junge auch weg von der Strasse. Er formt nicht nur die Fitness, sondern auch den Menschen.

Hatten Ihre Eltern Bedenken, dass Sie in falsche Hände geraten?

Meine Mutter war besorgt, weil ich klein war, aber immer mit den Grossen gekickt habe. So habe ich aber gelernt, mich durchzusetzen. Und ich merkte früh, dass ich etwas Spezielles bin, denn ich wurde immer als Erster gewählt (lacht).

Schaut die Öffentlichkeit bei Ihnen und Granit Xhaka genauer hin?

Klar fühlt man sich teils ein wenig unfair behandelt, aber damit muss man umgehen können. Unterschiedliche Leute haben unterschiedliche Meinungen. Aber wenn es ins Politische geht, nehme ich mich zurück.

2018 warf die «Doppeladler-Affäre» hohe Wellen – zu hohe?

Es wurde damals viel geschrieben. Wir und unsere Familien wurden vor dem WM-Spiel von serbischer Seite unglaublich provoziert, insbesondere auf Social Media. So entstand in uns eine Gier, zu gewinnen – und letztlich war auch nur der sportliche Sieg relevant.

Sorgt Ihre schweizerisch-kosovarische Prägung für Zerrissenheit?

Klar. Ich war in der Primarschule der einzige Ausländer der Klasse. Vereinzelt wurde ich auch gemobbt, aber ich fühlte mich meist sehr wohl und habe auch viel von den Schweizern gelernt.

Und für wen sind Sie beim Spiel Kosovo-Schweiz?

Natürlich für beide. Aber ich fiebere mit der Nati mit.

Wie lange spielen Sie noch?

Wenn ich eines Morgens aufstehe und keine Lust mehr verspüre, höre ich auf.

Das Gespräch führte Urs Gredig.

SRF 1, 13.11.25, 22:25 Uhr ; 

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