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Zürcher Theaterspektakel SUVs im Zürichsee!? Das sind die Highlights des Theaterspektakels

Volksfest und Gesellschaftskritik sind beim Zürcher Theaterspektakel kein Widerspruch. Am Donnerstag ist das internationale Festival für Theater, Tanz und Performance gestartet: mit Tanz aus Ruanda, im See versenkten SUVs und hypnotischer Zirkuskunst. Vieles ist frei zugänglich.

Dieses Bild wird in Erinnerung bleiben: Zwei protzige SUVs schwimmen im Zürichsee, eine Frau mit Dior- und Gucci-Einkaufstaschen hat sich auf das Dach eines dieser «Automonster» gerettet, aus den Lautsprechern am Seeufer kommen Nachrichten von Naturkatastrophen und Verkehrschaos.

Personen auf Fahrzeugen im Wasser vor Booten und Stadtansicht.
Legende: Der Pegel steigt, die Autos bleiben gross: Mit «4x4» haben Piet Baumgartner, Ortreport und Julia Reichert eine schwimmende Arbeit im Zürichsee geschaffen, die die Klimakrise ins Zentrum rückt. ZTS/Kira Kynd

Die Performance «4x4» von Piet Baumgartner, dessen erster Spielfilm «Bagger Drama» kürzlich erfolgreich in den Schweizer Kinos angelaufen ist, bringt das gesellschaftliche Dilemma zwischen Kaufrausch und Umweltkrise mit wenigen Elementen klug und gleichzeitig leicht auf den Punkt. Sie ist in den zwei Wochen des Theater Spektakels immer von Freitag bis Sonntag zu sehen und frei zugänglich.

Das Spektakel bedient die grossen Themen

Das Setting am Seeufer, wo auch während der Festivalzeit Hunderte derzeit eine Abkühlung suchen, ist für diese kurze Performance auf der direkt davor liegenden Saffa-Insel perfekt.

Auf der Zürcher Landiwiese kommen sich während des Theaterspektakels anspruchsvolle Kunst und generationsübergreifendes Volksfest so nahe wie sonst kaum.

Das sollten Sie am Festival nicht verpassen

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Miet Warlop: «Inhale Delirium Exhale»

Vor zwei Jahren hat die belgische Ausnahmekünstlerin Miet Warlop mit «One Song» die Seebühne gerockt. Dieses Jahr zeigt sie ihre neuste Arbeit «Inhale Delirium Exhale», in der meterlange Stoffbahnen und Ballmaschinen eine Hauptrolle spielen. Objekttheater at its best. (20.–23. August)

Short Pieces

Seit mehr als zehn Jahren gehört das mittlere Festival-Wochenende dem internationalen Nachwuchs. In Kurzstücken von 30 bis 40 Minuten präsentieren dieses Jahr Kunstschaffende aus Ägypten, Taipeh oder Warschau ihre Solos und Duos. Diese «Short Pieces» sind eine Gelegenheit, neue Stimmen und Ausdruckformen zu entdecken. (21.–24. August)

William Kentridge & Handspring Puppet Company: «Faustus in Africa!»

Die Zusammenarbeit des südafrikanischen Künstlers William Kentridge und der Handspring Puppet Company hat Theatergeschichte geschrieben. Nun ist die Compagnie mit einer Neufassung einer ihrer erfolgreichsten Arbeiten wieder auf Tournee. (28.–30. August)

Klimakrise, Demokratie, Kapitalismus: Diese Themen ziehen sich durchs diesjährige Programm. Und es ist klar: Der Ernst der Situation ist offensichtlich.

Da steht die interaktive Installation «True/False» des US-amerikanischen Künstlers Steve Lambert zwischen Food-Ständen am Seeufer. Das Publikum wird dort in Gespräche über den Nutzen oder den Schaden des Kapitalismus verwickelt und soll am Schluss abstimmen.

Person drückt Knopf mit der Aufschrift 'FALSE' an Tafel.
Legende: Eine scheinbar einfache Frage: Zahlt sich der Kapitalismus für dich aus? Und wenn ja, warum? Der US-amerikanische Künstler Steve Lambert kreiert mit seiner Installation «True/False» einen Ort für kritisches Denken. Bryony Jackson

Traditionellerweise haben beim Zürcher Theaterspektakel zeitgenössische Formen des Zirkus für die ganze Familie einen Platz im Programm. Dieses Jahr hat beispielsweise der französische Akrobat Boris Gibé einen zwölf Meter hohen Blechzylinder mitten auf das Festivalgelände gestellt.

Das Publikum sitzt spiralförmig angeordnet an der Innenwand und folgt einer so hypnotisch dunklen wie poetischen Mischung aus soghaften Bildern und Akrobatik. Die Produktion der Gruppe «Les choses de Rien» ist ebenfalls während der ganzen Festivaldauer zu sehen.

Kraft der Kunst

Kein Zürcher Theaterspektakel ohne starke internationale Handschriften: Die ruandische Choreographin Dorothée Munyaneza spielt dabei dieses Jahr eine besondere Rolle. Sie ist gleich mit zwei Produktionen zu Gast.

Fünf Tänzer springen auf einer Bühne im blauen Licht.
Legende: Dorothée Munyanezas «umuko» ist ein musikalisches Tanzstück, inspiriert vom gleichnamigen Baum, der Ruandas Landschaft prägt. Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Erneuerung verschmelzen zu einem kraftvollen, poetischen Abend. Patrick Berger

Die Lage ist ernst und es gibt Hoffnung, das schreibt die Festivalleitung in ihrem Editorial zur diesjährigen Ausgabe. Diese Zuversicht bezieht sich – in Anbetracht der Weltlage – auf die Kraft der Begegnung. In und mit der Kunst.

Veranstaltungshinweis

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Das Zürcher Theaterspektakel dauert vom 14. bis 31. August.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 15.8.2025, 8:06 Uhr

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