Dieses Bild wird in Erinnerung bleiben: Zwei protzige SUVs schwimmen im Zürichsee, eine Frau mit Dior- und Gucci-Einkaufstaschen hat sich auf das Dach eines dieser «Automonster» gerettet, aus den Lautsprechern am Seeufer kommen Nachrichten von Naturkatastrophen und Verkehrschaos.
Die Performance «4x4» von Piet Baumgartner, dessen erster Spielfilm «Bagger Drama» kürzlich erfolgreich in den Schweizer Kinos angelaufen ist, bringt das gesellschaftliche Dilemma zwischen Kaufrausch und Umweltkrise mit wenigen Elementen klug und gleichzeitig leicht auf den Punkt. Sie ist in den zwei Wochen des Theater Spektakels immer von Freitag bis Sonntag zu sehen und frei zugänglich.
Das Spektakel bedient die grossen Themen
Das Setting am Seeufer, wo auch während der Festivalzeit Hunderte derzeit eine Abkühlung suchen, ist für diese kurze Performance auf der direkt davor liegenden Saffa-Insel perfekt.
Auf der Zürcher Landiwiese kommen sich während des Theaterspektakels anspruchsvolle Kunst und generationsübergreifendes Volksfest so nahe wie sonst kaum.
Klimakrise, Demokratie, Kapitalismus: Diese Themen ziehen sich durchs diesjährige Programm. Und es ist klar: Der Ernst der Situation ist offensichtlich.
Da steht die interaktive Installation «True/False» des US-amerikanischen Künstlers Steve Lambert zwischen Food-Ständen am Seeufer. Das Publikum wird dort in Gespräche über den Nutzen oder den Schaden des Kapitalismus verwickelt und soll am Schluss abstimmen.
Traditionellerweise haben beim Zürcher Theaterspektakel zeitgenössische Formen des Zirkus für die ganze Familie einen Platz im Programm. Dieses Jahr hat beispielsweise der französische Akrobat Boris Gibé einen zwölf Meter hohen Blechzylinder mitten auf das Festivalgelände gestellt.
Das Publikum sitzt spiralförmig angeordnet an der Innenwand und folgt einer so hypnotisch dunklen wie poetischen Mischung aus soghaften Bildern und Akrobatik. Die Produktion der Gruppe «Les choses de Rien» ist ebenfalls während der ganzen Festivaldauer zu sehen.
Kraft der Kunst
Kein Zürcher Theaterspektakel ohne starke internationale Handschriften: Die ruandische Choreographin Dorothée Munyaneza spielt dabei dieses Jahr eine besondere Rolle. Sie ist gleich mit zwei Produktionen zu Gast.
Die Lage ist ernst und es gibt Hoffnung, das schreibt die Festivalleitung in ihrem Editorial zur diesjährigen Ausgabe. Diese Zuversicht bezieht sich – in Anbetracht der Weltlage – auf die Kraft der Begegnung. In und mit der Kunst.