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Das sind die Nominierten Wer darf mit dem Schweizer Filmpreis 2022 rechnen?

Die Nominierungsliste für den Schweizer Filmpreis 2022 ist bekannt: Kunst geht wie immer vor Kommerz, und die Romandie hat tendenziell die Nase vorn.

Traditionsgemäss verkündet die Schweizer Filmakademie an den Solothurner Filmtagen, welche Werke aus dem laufenden Filmjahr für den Schweizer Filmpreis in Frage kommen. Ein Blick auf die Gesamtliste ermöglicht zwar keine klaren Prognosen, bestätigt aber ein paar Trends.

Schweizer Filmpreis 2022 – Die Nominierten

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Insgesamt werden Filme in 13 Kategorien gekürt. Das sind die Nominierten für die Kategorien Spiel- und Dokumentarfilm:

Bester Spielfilm

Bester Dokumentarfilm

Alle Nominierungen sind hier zu finden.

Blicke über den Tellerrand

Verliehen wird der Schweizer Filmpreis im März in Zürich. Starke Karten in der Hand hält aber dieses Jahr die Westschweiz. Viele der nominierten Filmschaffenden blicken auf Ausbildungsgänge an der ECAL (École Cantonale d’art de Lausanne) oder der HEAD – Genève (Haute École d'art et de design Genève) zurück. Oder sie arbeiten mit anderweitigem Hintergrund in der Romandie.

Wobei man zugespitzt sagen könnte: Es ist egal, aus welcher Sprachregion die Filme stammen. Das Schweizer Filmschaffen wirft seit langem gern Blicke über den Tellerrand, und das ist heuer nicht nur eine Feststellung, sondern eine Untertreibung.

Jedem Film seine Sprache

Deutlich wird dies anhand der insgesamt zehn abendfüllenden Filme, die gemäss der Schweizer Filmakademie für den besten Spiel- oder Dokumentarfilm infrage kommen.

Zu den gesprochenen Sprachen in diesen zehn Filmen gehören etwa – unabhängig von ihrem Schweizer Produktionsort: Georgisch («Wet Sand»), Japanisch («Soul of a Beast»), Ukrainisch («Olga»), Albanisch («Réveil sur Mars»), Spanisch («Azor»), Ayoreo («Apenas el sol»), Russisch («Ostrov – Die verlorene Insel») und Serbisch («Dida»).

Grenzenlose Filme

Bevor man diese Sprachliste nun zur billigen Polemik umfunktioniert und behauptet, der Schweizer Film würde gar keine Schweizer Geschichten mehr erzählen: Das stimmt erstens nur halb, und zweitens hat es Gründe.

Um es kurz zu machen: Rund die Hälfte der zehn Filme in den Hauptkategorien spielt zumindest partiell in der Schweiz, und hinter den Filmen stecken vielfach Menschen, bei denen ihr eigener Migrationshintergrund mitspielt, wenn sie Geschichten erzählen.

Gruppenfoto junge Frauen, sieben. Stehen vor einem Haus.
Legende: Der Film «La Mif» von Fred Baillif handelt von einer Gruppe junger Frauen im Heim. Aardvark Film

Zweitens: Kino-Arthouse-Filme müssen von der Festival- und bis zur Video-on-Demand-Auswertung in einem internationalen Kontext funktionieren. Und das wird schwierig, wenn man sich hinter den eigenen Grenzen versteckt.

Unterschätzte vor Prestige-Werken

Kritische Stimmen werfen der Schweizer Filmakademie überdies schon länger vor, dass sie bei ihrer Auswahl erfolgsorientierte Projekte nicht gebührend berücksichtigt. Und tatsächlich: Deutschschweizer Prestige-Spielfilme wie «Stürm – Bis wir tot sind oder frei», «Und morgen seid ihr tot» oder «Monte Verità» fehlen alle in der Königsdisziplin.

Ist das schlimm? Nein. Die Schweizer Filmakademie lenkt mit ihrer Veranstaltung den Fokus hauptsächlich auf Filme, die weniger Beachtung bekommen, als sie verdienen.

Das könnte auch erklären, warum der internationale Kritik- und Festivalerfolg «Das Mädchen und die Spinne» nur für den besten Schnitt nominiert ist: Wer diesen Film sehen wollte, hat ihn wohl bereits gesehen.

Die weiteren Nominationen

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Bester Kurzfilm

  • «Cavales» von Juliette Riccaboni
  • «Real News» von Luka Popadić
  • «The Life Underground» von Loïc Hobi
  • «Trumpet» von Kevin Haefelin
  • «Über Wasser» von Jela Hasler

Bester Animationsfilm

  • «Dans la nature» von Marcel Barelli
  • «Le vigneron et la mort» von Victor Jaquier
  • «Mr. Pete & the Iron Horse» von Kilian Vilim

Bestes Drehbuch

  • «Azor» – Andreas Fontana
  • «La Mif» – Frédéric Baillif

Beste Darstellerin

  • Claudia Grob (Lora) in «La Mif»
  • Marie Leuenberger (Barbara Hug) in «Stürm: Bis wir tot sind oder frei»
  • Ella Rumpf (Corey) in «Soul of a Beast»

Bester Darsteller

  • Joel Basman (Walter Stürm) in «Stürm: Bis wir tot sind oder frei»
  • Pablo Caprez (Gabriel) in «Soul of a Beast»
  • Sven Schelker (David Och) in «Und morgen seid ihr tot»

Beste Nebendarstellerin / Bester Nebendarsteller

  • Charlie Areddy (Justine) in «La Mif»
  • Anaïs Uldry (Audrey) in «La Mif»
  • Luna Wedler (Zoé) in «Soul of a Beast»

Beste Filmmusik

  • «Dida» – Heidi Happy
  • «Soul of a Beast» – Fatima Dunn, Lorenz Merz, Julian Sartorius
  • «Und morgen seid ihr tot» – Adrian Frutiger

Beste Kamera

  • «Azor» – Gabriel Sandru
  • «Soul of a Beast» – Fabian Kimoto, Lorenz Merz
  • «Und morgen seid ihr tot» – Filip Zumbrunn

Beste Montage

  • «Das Mädchen und die Spinne» – Ramon Zürcher, Katharina Bhend
  • «La Mif» – Frédéric Baillif
  • «Soul of a Beast» – Lorenz Merz, Noemi Preiswerk

Bester Abschlussfilm

  • «À la recherche d’Aline» von Rokhaya Marieme Balde
  • «Doosra» von Keerthigan Sivakumar
  • «Impériale» von Coline Confort
  • «Love Will Come Later» von Julia Furer

Bester Ton

  • «Azor» – Xavier Lavorel, Etienne Curchod
  • «Olga» – Jürg Lempen
  • «Soul of a Beast» – Oscar Van Hoogevest, Patrick Becker, Manuel Gerber

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 20.1.2022, 8:15 Uhr

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