Totgeglaubte leben länger. Das gilt für «The Karate Kid»: Über 40 Jahre alt, oft vergessen, oft wiederbelebt. Mitte der 1980er-Jahre war die Mischung aus Teenie-Drama und Martial-Arts-Film ein riesiger Kinoerfolg und machte Ralph Macchio zum Kult-Star des Jahrzehnts.
«The Karate Kid» erzählt die Geschichte eines Jungen, der von anderen Jugendlichen schikaniert und verprügelt wird, von einem japanischen Hausmeister Karate und Weisheiten übers Leben lernt und damit seine Gegner bei einem Martial-Arts-Wettbewerb schlägt.
Der Film zog drei Fortsetzungen und eine Animationsreihe nach sich. Mitte der 1990er-Jahre war vorerst Schluss. 2010 gab es die erste überraschende Wiedergeburt: Mit einem Remake des Originals. Das spielte allerdings in Bejing. Die Rolle des kämpfenden Hausmeisters übernahm Martial-Arts-Ikone Jackie Chan.
Dass der Titel keinen Sinn mehr machte, weil der Junge im Film chinesisches Kung Fu statt japanisches Karate trainierte, interessierte keinen. Der Film spielte über 300 Millionen US-Dollar ein.
Eine Fortsetzung gab es nicht. Aber 2018 fand die zweite Auferstehung statt. Als Serie, unter dem Titel «Cobra Kai».
Ralph Macchio gab sein Comeback, die sechste und letzte Staffel erschien Anfang dieses Jahres. Das Karate Kid war bei einer weiteren Generation etabliert.
Der neue «Karate Kid»-Film
Der neue Kinofilm «Karate Kid: Legends» verbindet nun die Serie und den letzten Film, mit Ralph Macchio und Jackie Chan als alte Meister, die einem Jungen helfen.
Dass es einen neuen Teil gibt, ist keine Überraschung. Hollywood liebt gerade Fortsetzungen, Prequels und Remakes. Aus wirtschaftlichen Gründen, weil die Studios davon aus gehen, dass Menschen eher Dinge anschauen, die sie kennen. Heisst: Auf Bekanntes zu setzen, verspricht einen sicheren Profit.
Aber dieser Trend ist auch eine Gegenbewegung gegen die Schnelllebigkeit. Vor nicht allzu langer Zeit konnte man davon ausgehen: Wenn man einen Film oder eine Serie anspricht, weiss die andere Person, wovon man spricht. Diese Zeiten sind vorbei.
Es gibt nicht mehr nur das Fernsehen, und das Kino ist auf dem absteigenden Ast. Die verschiedenen Streamingdienste buhlen mit ihren unfassbar vielen Inhalten um die Gunst des Publikums. Die Folge: Filme und Serien tauchen auf und werden schnell durch Neue ersetzt. Es wird beliebig. Allenfalls Fans und Experten haben noch den Durchblick.
Bekannte Inhalte sanft variieren
Dem undurchschaubar Schnellen trotzt die Gegenbewegung mit generationsübergreifender Nostalgie.
Die Zuschauer kennen vielleicht nicht mehr jeden Film, jede Folge, aber das jeweilige Universum. Franchise ist das Wort der Stunde. Bedeutet in diesem Zusammenhang: Bekannte Inhalte bewahren und sanft variieren. Beispiele gibt es haufenweise. «Star Wars», «Lord of the Rings», «Game of Thrones», Harry Potter, der bald als Serie zurückkehrt, und eben auch «The Karate Kid».
Über den jungen Fighter können die 50- bis 60-Jährigen sprechen, die den Film in den 1980er-Jahren im Kino gesehen haben, die 30- bis 40-Jährigen, die die Wiederholungen im TV kennen und Kinder und Jugendliche, die Fans von «Cobra Kai» sind.
Es gibt sie also noch, die Film- und Serienthemen, zu denen jeder etwas sagen kann. Zeitüberdauernder, konstanter und weniger überraschend als früher sind sie, weil das Neue neues Altes ist.
Kinostart am 29. Mai 2025