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Neu im Kino «Superman» ist richtig gut – und politisch: Nicht allen gefällt’s

Superman ist ein Stück US-Popkultur. Er steht für Individualismus und Freiheit. Stars wie Georges Reeves, Christopher Reeve oder Henry Cavill haben den Superhelden verkörpert. Zum Filmstart von «Superman» wagen wir einen Rückblick auf die politische Seite des Helden.

Seit 1938 kämpft Superman für das Gute. Dass er nach so langer Zeit noch immer aktiv ist, liegt daran, dass die Figur sich dem jeweiligen Zeitgeist angepasst hat und dank dieser Frischzellenkur aktuell blieb.  

So gut ist der neue «Superman»

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Das Superman-Logo.
Legende: Warner Bros.

Der Anfang ist spektakulär: Superman schlägt irgendwo hart in der Arktis auf. Blutend und schwer verletzt. Er hat gerade einen Kampf verloren. Er pfeift – und Krypto, sein fliegender und superstarker Hund, kommt. Der bringt ihn in Supermans private Eisfestung, wo Roboter sich um seine Heilung kümmern.

Superman hat viele Probleme: Der Grossindustrielle Lex Luther sieht in ihm nur das Alien, den unerwünschten Einwanderer, der nichts Gutes für die Menschheit bringt. Er will Superman zerstören. Erst seinen Ruf, dann den Helden selbst.

Auch privat läuft es für Superman nicht reibungslos. Seine Beziehung zur Journalistin Lois Lane steht auf der Kippe. Und dann sind da noch andere Helden, die sich Justice Gang nennen und die nicht davor zurückschrecken ihre Gegner umzubringen, was Superman ablehnt.

«Superman» ist ein typischer Film von Regisseur James Gunn, der besonders durch «Guardians of the Galaxy» bekannt wurde.

Sein Superheldenspektakel ist gewohnt schräg, komisch und spektakulär. Der Soundtrack besteht aus nicht abgegriffenen Popsongs.

Gunns Helden sind allzu menschlich, mit jeder Menge Fehlern, keinesfalls unbesiegbar. Dieser Superman wird andauern verprügelt, er braucht Lois Lane, um aus einem Knast zu fliehen - und die grösste Gefahr für die Menschheit beseitigt ein anderer.

Auch typisch James Gunn: Die politischen und sozialen Anspielungen. In der Serie «Peacemaker» machte er sich über Chauvinisten und rechte Verschwörungstheoretikerinnen lustig. Seine andere Serie, «Creature Commandos», behandelte das Thema toxische Männlichkeit.

Bei «Superman» denkt man oft an aktuelle Nachrichten: Der Held wird mit Fake News deffamiert und als unerwünschter Einwanderer gelabelt. Maskierte stecken Unschuldige in Käfige. Es gibt einen Schurkenstaat namens Boravia, der klar osteuropäische Züge trägt und seinen Nachbarn erobern will.

«Superman» ist ein richtig guter Superheldenfilm, bei dem man jetzt schon Lust auf eine Fortsetzung hat.

Kaum einer erinnert sich, dass der Mann aus Stahl, der superstark und unverwundbar ist, einen Röntgen- und einen Hitzeblick besitzt, am Anfang nicht gegen Superschurken mit weltvernichtenden Absichten kämpfte.

Superheld hebt grünes Auto mit Fluchtenden.
Legende: Das Cover des ersten Superman-Comics von 1938: Der Superheld hat es hier noch mit irdischen Widersachern zu tun. DC

Er war ein Kind der Weltwirtschaftskrise. Superman jagte korrupte Banker, Industrielle und Politiker, denen das Volk die Schuld an der Rezession gab. Und weil das Gangstertum Hochkonjunktur hatte, schnappte er auch einfache Verbrecher.

Superman zieht in den Krieg

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs änderten sich seine Feinde. Er warb in den Comics für Kriegsanleihen und kämpfte gegen Nazis und Japaner. Auch im Kino, wo seit 1941 das Zeichentrick-Serial «Superman» lief. Serials, das sind Vorläufer von TV-Serien, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor dem Hauptfilm liefen.

Supermann, Batman, Robin lächeln und winken.
Legende: World’s Finest Comics Nr. 8 von Ende 1942: Superman und seine Freunde – hier Robin und Batman – werben für Kriegsanleihen. DC

In der Nachkriegszeit standen in den USA die Familienwerte ganz weit oben. Einen Ehepartner und Kinder zu haben, galt als höchstes Ziel. Problem: Superman war allein, ein Alien, als Baby auf der Erde gelandet, nachdem sein Heimatplanet Krypton explodiert war.

Aber die Comicmacher waren clever. Sie erzählten unter dem Titel «Superboy» von seiner Jugend in Kansas, als er von den Farmern Jonathan und Martha Kent aufgezogen wurde.

Auf den Hund gekommen

Für sein erwachsenes Ich erfanden sie einen Familienersatz: seine Cousine Kara, die wie er von Krypton kam. Und er bekam einen Hund: Krypto.

Auch medial kam der Stählerne in den 50ern an. Das Fernsehen eroberte die USA und er wurde 1952 nach Radio- und Kino- erstmals TV-Held. «Adventures of Superman» hiess die Serie.

Comic-Szene mit Superhelden in den Trümmern.
Legende: Superman #75: Das Comic, in dem der Held starb, verkaufte sich über sechs Millionen Mal. DC

Superman entwickelte sich zu einer Popkulturikone. Als der DC-Verlag ihn 1992 in den Comics durch ein Metawesen namens Doomsday töten liess, berichteten unter anderem die New York Times, Newsweek und CNN darüber. In Superhelden-Comics ist der Tod nichts Andauerndes, weshalb der Stählerne bald wieder über Metropolis flog.

Superheld in blauer Rüstung mit rotem Symbol vor Menschenmenge.
Legende: Zuletzt noch, in «Batman v Superman: Dawn of Justice» spielte der Brite Henry Cavill im Kino den Superman. Warner Bros.

In den letzten Jahren wurde betont, dass Superman ein Immigrant ist, der die Werte der USA angenommen hat und verkörpert, aber auch mit Problemen konfrontiert wird.

Im Comic «Superman smashes the Klan» (2019) kämpft er mit einer chinesischstämmigen Amerikanerin gegen eine Bande Rassisten. Im Kinospektakel «Batman v Superman: Dawn of Justice» (2016) wird ihm wegen seiner Herkunft misstraut. Das passiert auch im neuen Film.

Mann in Superman-Kostüm hebt grosses Objekt.
Legende: Im neuen «Superman» sehen wir den US-Amerikaner David Corenswet als den Stählernen. Warner Bros.

James Gunn, der den neuen Kinofilm in Szene gesetzt hat, fasste es in einem Interview mit «The Times» so zusammen: «Superman ist die Geschichte Amerikas. Ein Einwanderer, der von woanders kommt und hier lebt. Aber für mich ist es vor allem eine Geschichte, die sagt, dass grundlegende menschliche Freundlichkeit ein Wert ist, ein Wert, den wir verloren haben.»

Mann mit weissem Haar und Sonnenbrille.
Legende: James Gunn hat bei «Superman» Regie geführt und das Drehbuch geschrieben. Er ist ausserdem der Boss von DC-Studios. Reuters/Daniel Cole

Rechte Medien in den USA gefiel Gunns Aussage nicht. So meinte zum Beispiel Fox-Moderatorin Kellyanne Conway über den Film: «Wir gehen nicht ins Kino, um belehrt zu werden und um uns von jemandem mit seiner Ideologie bewerfen zu lassen.»

Superman ist also mitten im US-amerikanischen Kulturkampf gelandet. Aktueller geht es nicht für einen 87 Jahre alten Helden.

Kinostart: 10. Juli

Radio SRF 3, 10.07.2025, 8:45 Uhr

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