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Neu im Kino «The Flash»: Mit Full Speed in die Endlosschleife

Zeit spielt bei Superhelden keine Rolle: «The Flash» reist zurück in die Vergangenheit und trifft auf Batman und Co. aus den 1980ern.

Superheldengeschichten sind Endloserzählungen: Fortsetzungsabenteuer, oft über Jahrzehnte erzählt, mit alterslosen Heldinnen und Helden. Am neuen DC-Film «The Flash» und dessen gleichnamigen Helden lässt sich das gut verdeutlichen.

Keiner rennt schneller

Die Geschichte des heutigen Speedsters (Fachjargon für schnell rennende Superhelden) wird seit 1956 erzählt. Barry Allen, ein forensischer Chemiker, arbeitet im Labor. Ein Blitz schlägt ein. Er wird von Chemikalien überschüttet. Seitdem kann er übermenschlich schnell rennen, reagieren und heilen.

Ein Comic-Cover
Legende: Der erste Auftritt des Flash 1956. Der neue Film basiert auf einer Comicreihe von 2011. Diese war auch Vorlage für den Animationsfilm «Justice League: The Flashpoint Paradox». DC

Die Entstehungsgeschichte der Figur wurde im Laufe der Jahre immer wieder geschildert. Solche Wiederholungen sind bei Endloserzählungen notwendig, um neue Generationen als Publikum zu gewinnen. Der neue Spielfilm «The Flash» basiert auf der Comicreihe «Flashpoint» von 2011.

Ein Rennen gegen die Zeit

Die Kerngeschichte: Flash läuft zurück in der Zeit, weil er verhindern will, dass in seiner Kindheit seine Mutter ermordet wird. Dadurch bringt der Speedster die Zeitlinien durcheinander und die Welt ist eine andere.

Im Film bedroht ein Schurke die Erde. Batman ist verschwunden. Andere Superhelden gibt es nicht. Der Flash trifft auf sein jüngeres Ich, das noch keine Kräfte hat, weshalb die Original-Story erneut erzählt werden kann.

Neuer Film, alte Helden

Weil die meisten Superheldinnen und Superhelden inzwischen 60 Jahre und älter sind, entwickeln die Endloserzählungen eine weitere Qualität: Nostalgie. Mit der werden jene abgeholt, die sich schon vor Jahrzehnten Superman und Batman im Kino angeschaut haben. Mit ihr werden Fans angesprochen, die sich über jeden Bezug auf Comics und Filme freuen.

In «The Flash» wird die Rückschau ausführlich zelebriert. Es gibt nicht nur ein Wiedersehen mit Michael Keaton, dem Batman-Darsteller der späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre. Einen Kurzauftritt haben auch Superman und Supergirl aus den 1980ern.

Batman ohne Maske.
Legende: Wenn das nicht Nostalgie weckt: Der 71-jährige Michael Keaton zog für «The Flash» nochmal das Batman-Kostüm an. Warner Bros.

Der in «Man of Steel» (2013) getötete Schurke Zod taucht wieder auf. Auch das ist ein Merkmal der Endloserzählungen: Niemand bleibt lange tot. Es würden ja die Figuren ausgehen. Die werden gebraucht, weil Handlungen beginnen und enden, aber es nie einen finalen Schluss gibt. Das nächste Abenteuer wartet schon.

Alles frisch?

Die Gefahr bei Nostalgie und Wiederholung liegt aber darin, dass der Inhalt zu selbstreferenziell wird und nichts Neues bringt. «The Flash» vermeidet das meistens.

Ein Mann im Bat-Plane. Draussen fliegt Supergirl.
Legende: In «The Flash» gibt es Superman nicht. Dafür seine Cousine, Supergirl Kara. Warner Bros.

Die Macher haben sich weit von der Comicvorlage entfernt, sodass auch dessen Leser überrascht werden. Das Design von Michael Keatons Batman-Kostüm, des Batmobils, des Bat-Planes und der Bat-Caves wird ausführlich abgefeiert. Doch werden sie als verstaubte Relikt einer vergangenen Zeit gezeigt, denn dieser Superdetektiv ist längst in Rente und muss dazu gedrängt werden, in Aktion zu treten.

Der Batman am Steuer des Bat-Planes.
Legende: Der alte Batman mit Flash und seinem jüngeren Ich auf dem Weg, um die Welt vor Zod zu retten. Warner Bros.

Der Flash ist hier ein Superheldenanfänger. Die negativen Seiten des Speedster-Daseins werden betont: Ein enormer Stoffwechsel etwa, der ihn zum dauernden Essen zwingt. Und die Ungeduld, weil einem alle anderen Menschen zu langsam vorkommen.

Die Schwäche des Films: Es gab in letzter Zeit viele Superheldenfilme, die mit der Idee paralleler Welten und ihren Unterschieden spielten. Das verliert an Reiz. Aber vielleicht ist das eher ein Problem für die Vielnutzer in Sachen Endloserzählungen.    

 Kinostart: 15.06.2023

SRF 3, 15.06.2023, 18:15 Uhr

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