Gerade als man gedacht hat, dass Hollywood Happy Ends wiederentdeckt hat – riesige Hochzeit bei «Freakier Friday», Antrag im Park mit einem Blumen Ring in «Materialists» – kommt «The Roses». Die britisch-amerikanische Koproduktion beginnt zwar mit grosser Liebe, erzählt aber den Rest des Films von einer Trennung. Einer Trennung, die ins Extreme geht. Sie wirft ihm Krebse in die Badewanne, er würzt ihre Speisen mit seiner Hornhaut und sogar Schusswaffen kommen zum Einsatz.
Aber alles der Reihe nach: Theo, ein englischer Architekt, trifft in einem Restaurant zufällig auf die Köchin Ivy. Sie verlieben sich und ziehen in die USA. Jahre später sind die beiden verheiratet und stolze Eltern zweier Teenager. Theo ist im Beruf sehr erfolgreich, baut ein Museum. Ivy ist Hausfrau und Mutter. Gekocht wird bloss für die Familie. Bis sie ein Restaurant eröffnet, das nur drei Tage in der Woche geöffnet ist und zunächst ziemlich mies läuft.
Aber dann zieht ein schicksalhafter Sturm auf. Der zerstört Theos Museumsneubau während der Eröffnung und treibt die Menschen in Ivys Restaurant. Dies verändert alles. Theo verliert den Job, kriegt keine neuen Angebote. Ivys Restaurant geht durch die Decke und expandiert in andere Städte. Auf einmal ist Theo der Hausmann und Ivy die Erfolgsköchin. Er ist frustriert, macht aus seinen Kindern Leistungssportler, aber der Frust bleibt.
Gepfefferte Neuauflage
Weil nun im Grunde beide mit der Gesamtsituation unzufrieden sind, beginnt ihre Beziehung darunter zu leiden. Die Wut beginnt sich von Tag zu Tag mehr anzustauen – bis beide kochen und die Krebse kommen.
«The Roses» ist ein Remake von Danny DeVitos 1980er-Jahre-Hit «The War of the Roses» («Der Rosenkrieg») mit Michael Douglas und Kathleen Turner in den Hauptrollen. Die Neuauflage der bösartigen Beziehungssatire ist aber keine billige Kopie des Klassikers, sondern eine sehr freie, zeitgemässe Variante davon. Inszeniert hat diese Jay Roach, der primär für Komödien wie «Meet the Parents» oder «Austin Powers» bekannt ist, der aber auch Drama-Erfahrung besitzt.
Bissigere Wortgefechte, weniger Sex
Die grosse Stärke von «The Roses» sind allerdings die pointierten Dialoge von Tony McNamara. Dessen spitzer Feder hat besonders Regisseur Yorgos Lanthimos viel zu verdanken. McNamara verfasste nämlich sowohl das Drehbuch für seinen preisgekrönten Horror-Emanzipationsfilm «Poor Things» (2023), als auch dasjenige seines Historiendramas «The Favourite» (2018). In dem spielt die Britin Olivia Coleman die etwas seltsame englische Königin Anne, was ihr den Oscar als beste Schauspielerin einbrachte. Nun verkörpert sie Ivy und ist die eine starke Schulter, auf der «The Roses» ruht.
Die andere gehört Benedict Cumberbatch. Der 49-Jährige kann nicht nur zwei Oscar-Nominierungen vorweisen (für «The Imitation Game» und «The Power of the Dog»), sondern bringt auch eine Schar von Fans mit, die ihn als «Doctor Strange» oder «Sherlock» verehren. Gemeinsam mit Colman gelingt es Cumberbatch, «The Roses» nicht nur zu tragen. Das britische Duo hievt das wortgewaltige Remake gar weit über das Niveau des nicht ganz so gut gealterten US-Originals hinaus. An Stelle von Sex und Slapstick sind Schlagfertigkeit und Culture-Clash getreten. Aber vor allem: Zwei englische Schauspielgrössen, die sich die Hölle gegenseitig viel heisser machen, als wir es aus dem US-Mainstreamkino gewohnt sind.
Kinostart: 28.8.2025