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Schweizer Filmpreis 2018 «Blue My Mind» ist der beste Schweizer Film des Jahres

Bester Spielfilm, bestes Drehbuch und beste Hauptdarstellerin: Der Erstling von Lisa Brühlmann gewinnt drei Schweizer Filmpreise. Ein Film voller Überraschungen – die Preise kommen nicht überraschend.

Den Schweizer Filmpreis gibt es in elf Kategorien. In sieben davon war «Blue My Mind» nominiert. Drei Quartze sind nun bei Regisseurin Lisa Brühlmann und ihrem Team gelandet: jene für den besten Spielfilm, das beste Drehbuch und die beste Hauptdarstellerin.

Das ist ein weiterer Triumph für den Film, der seit seiner Uraufführung am Filmfestival von San Sebastián und der Schweizer Uraufführung am Zurich Film Festival im letzten Herbst von Preis zu Preis geflogen ist.

Dabei ist Mia, die von der sensationellen Luna Wedler gespielte Hauptfigur von «Blue My Mind», alles andere als ein Schätzchen.

Die Sache mit dem Goldfisch

Die 15-Jährige ist überfordert. In einer neuen Klasse, in einer neuen Stadt, fühlt sich Mia verloren und allein. Die Eltern werden ihr fremder denn je, ihre angehenden Freundinnen machen den Alltag zu einer permanenten Mutprobe.

Video
«Blue My Mind» – die Geschichte einer Verwandlung
Aus Kultur Extras vom 23.03.2018.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 11 Sekunden.

Mit der ersten Periode verändert sich Mias Körper von den Füssen an aufwärts. Erst trinkt sie mitten in der Nacht gierig ein Glas Salzwasser in der Küche, später verschlingt sie zu ihrem eigenen Schrecken einen Goldfisch aus dem Aquarium ihrer Mutter.

Wenn man sich selbst fremd wird

«Blue My Mind» erzählt die Geschichte einer Verwandlung. Es ist zugleich die normalste Verwandlung der Welt. Jene, die jedes Kind in der Pubertät durchmacht: der verwirrende Übergang in die fremde und gefährliche Welt der Erwachsenen.

Aber es ist auch die radikalste und furchteinflössendste Phase im Leben der meisten Menschen. Der Moment, in dem Mia nicht nur ihren Eltern fremd wird, sondern für eine Weile auch sich selbst.

Dafür hat Lisa Brühlmann mit Mias allmählicher Verwandlung in ein fischschwänziges Wesen aus einem anderen Element – einem anderen Kino-Genre auch – das perfekte Bild gefunden.

Überzeugende Momentaufnahme

«Blue My Mind» ist eine Milieu- und Altersstudie mit Anleihen vom phantastischen Kino. Der Film ist ein eben so hybrides Wesen wie Mia selbst in ihrer Zeit des Übergangs.

Zwei Mädchen am Boden in einem unterirdischen Bahnhof.
Legende: Alltag in kaltem Blau: Lisa Brühlmann findet Bilder, die von grossem filmischem Talent zeugen. Frenetic Films

Lisa Brühlmann hat für ihren Langspielfilm-Erstling viel recherchiert. Sie hat mit Teenies gesprochen (oder zu sprechen versucht, nicht alle seien darauf eingegangen), und so eine überzeugend aktuell wirkende Momentaufnahme erfasst.

Darin erkennen Zuschauerinnen und Zuschauer ihre eigenen Erinnerungen wieder – in der ganzen Irritierbarkeit und Fremdheit dieser ebenso verletzlichen wie aggressiven Gören.

Realistisch und phantastisch

«Blue My Mind» erschafft einerseits ein realistisches Teenager-Milieu mit überzeugenden jungen Darstellerinnen. Und Brühlmann findet filmische Bilder, die von einem enormen Talent zeugen.

Den Alltag mit seinem Lärm und dem Schrecken für Mia taucht sie mit ihrem Kameramann Gabriel Lobos in kalte blaue Bilder. Wenn die junge Frau im Schlaf oder im Traum in ihre eigene, andere Welt abtaucht, werden die Farben braungelb und warm.

«L’Opéra de Paris» auf SRF 1

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«Sternstunde Musik» zeigt Jean-Stéphane Brons Siegerfilm in der Kategorie «Bester Dokumentarfilm» am 1. April um 23:25 Uhr auf SRF 1.

Wie schon in ihren viel beachteten Kurzfilmen gelingen Brühlmann immer wieder schnelle, verdrehte, verblüffende Übergänge.

Wenig Publikum, viele Preise

Allerdings: Trotz der vielen Preise wollten im letzten November nur gerade 3374 Schweizerinnen und Schweizer «Blue My Mind» im Kino sehen.

Die Filmpreis-Gewinner – gratis im Kino

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Am Sonntag, 25. März wird «Blue My Mind» zusammen mit allen anderen Gewinner-Filmen des Schweizer Filmpreises im Zürcher Filmpodium und in den Genfer Cinémas du Grütli gratis gezeigt.

Der Schweizer Filmpreis wird Blue My Mind» hoffentlich noch einmal zusätzliche Aufmerksamkeit bringen. Jedenfalls kommt der Film an diversen Orten erneut ins Kino.

Schweizer Filmpreis 2018 – alle Gewinner

Bester Spielfilm BLUE MY MIND von Lisa Brühlmann
Bester DokumentarfilmL'OPÉRA DE PARIS von Jean-Stéphane Bron
Bester KurzfilmFACING MECCA von Jan-Eric Mack
Bester AnimationsfilmAIRPORT von Michaela Müller
Bestes DrehbuchBLUE MY MIND – Lisa Brühlmann
Beste DarstellerinLuna Wedler (Mia) in BLUE MY MIND
Bester DarstellerMax Hubacher (Mario Lüthi) in MARIO
Beste Darstellung in einer NebenrolleJessy Moravec (Jenny Odermatt) in MARIO
Beste
Filmmusik
DIE KLEINE HEXE – Diego Baldenweg, Lionel Vincent Baldenweg, Nora Baldenweg
Beste KameraKÖHLERNÄCHTE – Pio Corradi
Beste MontageALMOST THERE – Gion-Reto Killias

Sendung: SRF zwei, Der Schweizer Filmpreis 2018 – Die Gewinner, 23.3.2018, 21.35 Uhr

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