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Putzen als Hobby Powerwash Simulator 2: Wieso liebt unser Hirn sowas?

Gewisse Dinge fühlen sich einfach gut an – zum Beispiel mit einem Hochdruckreiniger systematisch Dreck eliminieren. Wieso eigentlich?

Endlich Wochenende! Tausende Menschen machen sich einen Tee, sinken ins Sofa... und beginnen zu putzen. Digital, mit einem Hochdruckreiniger.

Das Spiel «Powerwash Simulator» war mit über 2 Millionen Fans ein überraschender Erfolg und erhält nun einen Nachfolger. Der Grund – es ist einfach so befriedigend, den Schmutz verschwinden zu sehen. Ohne Aufwand, in aller Ruhe, in Perfektion.

Der «Oddly-Satisfying» Trend

Das Phänomen dahinter nennt sich «oddly satisfying», also merkwürdig befriedigend. Es hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem populären Videogenre entwickelt: Kuchenfond, der perfekt glatt gestrichen wird. Ein Logo, das auf einen Rasen gesprayt wird. Wassertropfen, die zu einem einzigen grossen Tropfen zusammenlaufen.

Diese Arbeit, die ruhig und perfekt ausgeführt wird, lässt etwas in unserem Hirn klicken. Dass alles seine Ordnung hat, aber auch, dass ein Task abgeschlossen wird, macht uns offenbar glücklich.

Ordnung und Symmetrie, das seien ästhetische Grundprinzipien unserer Wahrnehmung, erklärt Psychologe Fred Mast. Ausserdem sei die menschliche Komponente wichtig: «Diese Bewegungen sind geschickt ausgeführt, sie sind harmonisch und ästhetisch.» Die Videos sind aber nicht nur schön, sie sind auch entspannend: «Es ist störungsfrei, alles läuft nach Plan und man kann die nächsten Schritte gut vorhersehen.» Gerade in Zeiten der Unsicherheit – Stichwort Pandemie, Klimawandel und Politik – würden wir wohl vermehrt die Sicherheit solcher Inhalte suchen, meint Fred Mast.

Ästhetische Grundprinzipien von der Wahrnehmung werden hier angesprochen.
Autor: Fred Mast, Professor für Kognition und Wahrnehmung, Uni Bern

Die zweite Dimension der «oddly satisfying» Videos hat weniger mit Perfektion als mit Multisensorialität zu tun. Beim Schauen des Videos können wir auf eine Art taktil mitfühlen: Etwa wenn kinetischer Sand geschnitten wird oder eine hydraulische Presse allerlei Alltagsgegenstände zerdrückt. Oder natürlich alles, was mit Schleim zu tun hat.

Ein Junge giesst einen Blauen Schleim aus einem Töpfchen.
Legende: Seit Jahren im Trend: «Slime» – nicht nur zum selbst anfassen, sondern auch als Video. IMAGO / YAY Images

Zu dieser multisensoriellen Komponente erklärt Mast: «Oft sieht man nur Hände... So wird ein Bezug zum eigenen Körper geschaffen. Man kann sich hineinfühlen.»

Putzen und entspannen

Wer am Feierabend zum digitalen Hochdruckreiniger greift, hat also keine Schraube locker: Der Powerwashing-Simulator vereint beide Prinzipien von «Oddly-Satisfying»: Einerseits Schmutz und Wasser. Und andererseits die Perfektion, wenn eine Fläche systematisch sauber wird. Ein simples, aber effektives Rezept.

Das Game ist am 23. Oktober für PC, PS5, Xbox X/S und Switch 2 erschienen.

Radio SRF 3, 24. Oktober 2025 15:40

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