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28-jährige Rama Duwaji New Yorks neue First Lady: Die Frau, die nicht mitspielt

Rama Duwaji wird New Yorks First Lady. Ein Porträtversuch über eine, die ihre Rolle selbst setzt, leise bleibt – und gerade dadurch sichtbar wird.

Ein Porträt, sagt die Redaktion, dränge sich auf: Rama Sawaf Duwaji, 28, Künstlerin und Illustratorin, ist bald New Yorks neue First Lady. Nur macht es einem diese Frau schwer. Was schreibt man über eine, die kaum Interviews gibt? Die man nie getroffen hat? Die sich trotz öffentlichen Interesses nicht um ein Porträt zu scheren scheint?

Zwei lächelnde Personen auf einer Veranstaltung.
Legende: Rama Duwaji ist am Wahlabend, dem grossen Erfolg ihres Mannes Zohran Mamdani: sichtbar. Bevor sie wieder das wird, was sie bevorzugt – eigenständig zu sein. IMAGO / NurPhoto

Duwaji taucht auf, als ihr Mann Zohran Mamdani Anfang November zum Bürgermeister gewählt wird: jüngster seit einem Jahrhundert, erster Muslim im Amt. Die NZZ sieht sie «aus dem Schatten» treten; die «Süddeutsche Zeitung» nennt ihren Mann einen «Popstar der Demokraten». Doch während er auf der Bühne steht, bleibt sie auffällig unauffällig. Ein kurzer Auftritt, dann zurück in das, was First-Lady-Traditionen nicht vorsehen: ein eigenes Leben.

Dass sich die beiden auf der Dating-App «Hinge» kennengelernt haben, ist im Netzjargon «kinda iconic» und gilt in New York längst als urbanes Märchen. Mamdani und Duwaji geben selbst Dating-Müden das Gefühl zurück, dass sich das Weiter-Swipen lohnen könnte.

Ganz ohne Wahlkampfbotschaften

Während Mamdani Wahlkampf machte, machte Duwaji keinen. Es klingt fast rührend altmodisch, dass man erwartete, sie würde. Auf Instagram teilte sie ein paar gemeinsame Bilder, als er die Kandidatur der Demokraten holte, und schrieb: «Ich könnte nicht stolzer sein».

Treffen von Zohran Mamdani und Donald Trump

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Zohran Mamdani, frisch gewählter Bürgermeister von New York, trifft heute erstmals US-Präsident Trump im Oval Office. Im Wahlkampf lieferten sich beide heftige Wortgefechte: Trump nannte Mamdani einen «Kommunisten» und drohte mit Geldentzug, Mamdani versprach, New York als «Stadt der Einwanderer» zu verteidigen. Ob das Treffen den Konflikt entschärft oder weiter anheizt, bleibt offen.

Ansonsten: keine Wahlkampfbotschaften, kein Paarfoto, keine Amts-Ästhetik. Stattdessen eigene Illustrationen, erschienen im «New Yorker», bei der «BBC» oder in der «Vogue»: Zeichnungen über Frauenrechte und die humanitären Krisen im Sudan, Libanon und in Gaza. Kunst, Selfies. Ihr Mann: abwesend. Ihre eigene Karriere läuft parallel weiter, und so selbstverständlich, dass man sich fragt, weshalb das Erstaunen darüber nicht längst peinlich geworden ist.

Und natürlich ist auch diese Zurückhaltung nicht einfach Natur: Sie ist ein Stil. Eine bewusste Entscheidung gegen den alltäglichen Politiklärm – und für eine andere Sprache. Ihr Look? Eine Haltung, die man lesen kann: schwarzer Kajal, Goldschmuck, Cowboy-Stiefel, Denim-Korsett. Die «Vogue» taufte ihren «Cool-Girl-Haircut» kurzerhand «The Rama». Sie wirkt kreativ, bodenständig, typisch Gen Z: Vintage-Funde, Secondhand, junge Designerinnen, die ihre Werte teilen. Mode nicht als Machtkostüm, sondern als Instinkt.

Ihre Biografie ist rasch erzählt: Geboren in Houston als Tochter einer Ärztin und eines Softwareentwicklers mit syrischen Wurzeln, Jugend in Dubai, Kunststudium in Katar, 2024 Master-Abschluss an der School of Visual Arts in New York. Dass sie ihren Namen nach der Hochzeit behielt, ist dabei weniger Statement als Normalität.

Sichtbar nach eigenen Regeln

Vielleicht irritiert gerade diese Normalität. «Die Zeit» schreibt, «die jüngste First Lady New Yorks begeistert das Internet» – ein Hype, der sich nicht aus dem speist, was sie tut, sondern aus dem, was sie lässt: die Pose, die Rolle. Die Vogue fragte kürzlich, ob es inzwischen peinlich sei, einen «Boyfriend» zu haben. Duwajis Online-Auftritt wirkt wie eine lakonische Gegenfrage darauf: Wieso sollte man zeigen, dass man einen hat?

Am 1. Januar 2026 wird Mamdani Bürgermeister. Ob seine Frau sichtbarer wird? Wahrscheinlich. Aber zu ihren Bedingungen. Vielleicht schaut New York deshalb so genau hin: weil sie eine Rolle neu zeichnet, die bisher nur nachgeahmt wurde.

SRF 4 News, 21.11.2025, 16:30 Uhr

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