Strahlende Gesichter, Schulterklopfen und Siegesreden: Zohran Mamdani ist mit der Wahl zum New Yorker Bürgermeister auf dem Höhepunkt seiner noch jungen und beeindruckenden Karriere angelangt. Es ist für ihn zu hoffen, dass er diesen Moment genossen hat. Denn positive Energie ist vonnöten, wenn er seine Wählerinnen und Wähler nicht enttäuschen will. Und das Risiko dafür ist gross.
Der 34-Jährige hat seinen gesamten Wahlkampf auf die hohen Lebenshaltungskosten in der Stadt New York ausgerichtet. Und einfache Rezepte versprochen: ein Einfrieren der Mietzinsen, kostenlose Kinderbetreuung, Gratis-Busse und von der Stadt betriebene Supermärkte.
Gouverneurin will keine Steuererhöhungen
«Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?», fragte ein bekanntes deutsches Karnevalslied schon 1949. Mamdanis simple Antwort: Die Reichen. Konkret will der demokratische Sozialist das «reichste Prozent» stärker besteuern. Also jene New Yorker, die ein Jahreseinkommen von über einer Million US-Dollar erzielen. Die Sache hat allerdings einen Haken. Und der liegt knappe drei Fahrstunden nördlich des Rathauses in Manhattan – in Albany. In der Hauptstadt des Bundesstaats New York regiert mit Kathy Hochul zwar eine demokratische Gouverneurin. Doch diese hält wenig von Mamdanis Plänen, die Steuern für Unternehmen und Grossverdiener zu erhöhen.
Ohne Unterstützung der Gouverneurin und des Parlaments des Bundesstaats New York wird Mamdani seine teuren Wahlversprechen jedoch kaum einhalten können. Liefert er nicht, laufen die Demokraten Gefahr, dass die junge Generation, die Mamdani zum Sieg verholfen hat, bei kommenden Wahlen der Urne fernbleibt.
Milliardäre drohen mit Wegzug
Sollte eine Steuererhöhung dennoch gelingen, droht Ungemach von anderer Seite: Mehrere Milliardäre und Unternehmer haben für diesen Fall angedroht, die Stadt zu verlassen, um sich etwa im steuergünstigen Florida niederzulassen. Sollten sie Wort halten, könnte dies die Pläne des Bürgermeisters ebenfalls durchkreuzen. Zwar verwiesen Mamdani und auch manche Ökonomen in den letzten Wochen darauf, dass es so weit nicht kommen werde, da New York mit seiner hohen Verfügbarkeit an Fachkräften einen weiteren Trumpf im Ärmel habe.
Eine Garantie für einen Verbleib von wichtigen Steuerzahlern gibt es aber nicht. Trumps Republikaner und konservative Medien in den USA werden jeden Lapsus und jedes gebrochene Versprechen des unerfahrenen Bürgermeisters auszuschlachten wissen. Die derzeitige Euphorie könnte damit schon bald dem Gefühl der Ernüchterung weichen.
Mamdani als Vorbild
Doch es kann auch ganz anders kommen: Kann Mamdani in einem Jahr eine erfolgreiche Zwischenbilanz vorweisen, könnten die Demokraten bei den Zwischenwahlen 2026 versucht sein, Teile seiner Agenda und seiner Art des Wahlkampfs auch auf nationaler Ebene anzuwenden. Eine Art linker Populismus, der simple Lösungen für komplexe wirtschaftliche Herausforderungen verspricht.
Ein solcher Kurs ist zwar nicht ohne Risiko, könnte aber womöglich eine Chance sein, wieder ein klares Profil zu entwickeln. Und ein solches braucht die Partei, wenn sie in absehbarer Zeit wieder an die Macht zurückkehren will.