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Erfolg für Demokraten Linkspolitiker Mamdani wird neuer Bürgermeister von New York

  • Der linke Demokrat Zohran Mamdani hat übereinstimmenden Hochrechnungen von US-Medien zufolge die Bürgermeisterwahl in New York gewonnen.
  • Der 34-Jährige wird damit der erste muslimische Bürgermeister der Stadt.
  • Mamdani setzt sich damit gegen den unabhängigen Kandidaten Andrew Cuomo und den Republikaner Curtis Sliwa durch.

Mamdani lag nach Auszählung von mehr als 97 Prozent der Stimmen uneinholbar vorn, wie die Nachrichtenagentur AP und mehrere US-Fernsehsender auf Basis von Zahlen der New Yorker Wahlleitung meldeten. An der Spitze der grössten Stadt der USA und als erster Muslim in diesem Amt könnte der charismatische Newcomer zu einem gewichtigen Gegenspieler von US-Präsident Donald Trump werden. Trump hatte noch kurz vor der Wahl damit gedroht, Bundesmittel für die Stadt auf das absolute Minimum zu begrenzen, sollte Mamdani gewinnen.

Wer ist Zohran Mamdani?

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Mamdani, der 1991 als Sohn indischstämmiger Eltern in Uganda geboren wurde, sitzt als Abgeordneter im Parlament des Bundesstaats New York. Als Mitglied der «Democratic Socialists of America» gehört er zum linken Flügel der Demokraten. Er ist der erste muslimische Bürgermeister in der Geschichte der Millionenmetropole. Mamdanis zentrales Thema sind die horrenden Lebenshaltungskosten in einer der teuersten Städte der Welt. Er versprach im Wahlkampf unter anderem eine Mietpreisbremse sowie kostenlose Busse und Kinderbetreuung. Finanzieren will er das mit höheren Steuern für Wohlhabende und Unternehmen.

Seine Gegner warfen ihm unter anderem mangelnde Erfahrung vor. Zudem stiess seine teils heftige Kritik an Israels Regierung in Teilen der jüdischen Bevölkerung New Yorks auf Ablehnung. In seiner Siegesrede betonte Mamdani, gegen Antisemitismus vorgehen zu wollen.

Als Aktivist forderte er unter anderem mit drastischen Worten Kürzungen bei der New Yorker Polizei, was er jüngst öffentlich zurücknahm. Unter den Künstlernamen Young Cardamom und Mr. Cardamom veröffentlichte er ausserdem einige Rap-Songs. 

New York City gilt nicht nur als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Vereinigten Staaten. Auch politisch hat die Ostküstenmetropole mit rund acht Millionen Einwohnern besonderes Gewicht.

Mann steht am Rednerpult und winkt vor Fahnen.
Legende: Zohran Mamdani betonte vor seinen Anhängerinnen und Anhängern, er wolle ein Bürgermeister für alle New Yorker sein. REUTERS/Jeenah Moon

«In diesem Moment der politischen Dunkelheit wird New York das Licht sein», sagte Mamdani bei seiner Siegesrede auf einer Veranstaltung im New Yorker Stadtteil Brooklyn – und wandte sich dann direkt an den US-Präsidenten, dessen Regierung zuletzt drastisch gegen Menschen vorgegangen war, die illegal ins Land gekommen waren. New York werde eine Stadt der Einwanderer bleiben, betonte er. «Um an einen von uns zu kommen, müssen Sie an allen von uns vorbei.»

Trump-Favorit Cuomo räumt Niederlage ein

Mamdani setzte sich den vorläufigen Hochrechnungen zufolge mit rund zehn Prozentpunkten Vorsprung gegen New Yorks früheren Gouverneur Andrew Cuomo durch, der nach seiner Niederlage in der demokratischen Vorwahl als unabhängiger Kandidat angetreten war und seine Niederlage bereits eingestand. Der Republikaner Curtis Sliwa landete demnach weit abgeschlagen dahinter. Trump hatte zur Wahl Cuomos aufgerufen, um einen Sieg Mamdanis zu verhindern.

Was bedeuten diese Wahlergebnisse?

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SRF-USA-Korrespondentin Barbara Colpi sagt dazu: «Die heutigen Wahlresultate werden die Diskussionen und internen Grabenkämpfe darüber befeuern, was für ein Profil eine demokratische Kandidatin, ein demokratischer Kandidat auf nationaler Ebene haben soll. Denn New York ist New York, und in anderen Landesteilen sieht es anders aus. Doch die Demokratische Partei kann im Hinblick auf die Zwischenwahlen in einem Jahr von diesen Wahlerfolgen mitnehmen, wie man Wählerinnen und Wähler erreicht und begeistert. Es reicht eben nicht, Anti-Trump zu sein, und es reicht auch nicht, Angst zu schüren und lediglich die Botschaft zu haben, die Demokratie sei in Gefahr. Diese Warnung ist für viele Menschen sehr abstrakt.»

Mehr als zwei Millionen Menschen gaben ihre Stimme ab – nach Angaben der Wahlleitung so viele wie seit 1969 nicht mehr. Der bisherige Bürgermeister, der Demokrat Eric Adams, war trotz eines Korruptionsskandals ebenfalls ins Rennen gegangen, zog seine Kandidatur dann aber wegen geringer Erfolgschancen zurück. Auch er gratulierte Mamdani zu seinem Wahlsieg.

Senator Schumer: «Historischer und wohlverdienter Sieg»

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Zahlreiche prominente Politiker gratulierten Mamdani. Der Linkskandidat habe «einen der grössten politischen Umstürze in der modernen amerikanischen Geschichte» geschafft, schrieb der linke Senator Bernie Sanders auf X. Die aus New York stammende ebenfalls linke Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez bezeichnete Mamdanis Wahlsieg als «einen grossen Schritt hin zu einer besseren Zukunft für unsere Stadt», der auch eine Botschaft an US-Präsident Trump sende: «Er weiss, wenn er sich mit uns anlegt, dann legt er sich mit dem ganzen Land an.»

Der ebenfalls aus New York stammende Minderheitsführer der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer gratulierte Mamdani zu einem «historischen und wohlverdienten Sieg». Der Bürgerrechtler Al Sharpton verglich Mamdani sogar mit dem demokratischen Ex-Präsident Barack Obama. Seit dessen Wahlsieg 2008 seien Wähler und Wählerinnen nicht mehr so euphorisch und hoffnungsfroh in Hinblick auf einen Kandidaten gewesen.

Mamdanis Erfolgsgeschichte fordert die etablierten Machtstrukturen in der US-Politik heraus. Er steht für einen klaren Bruch mit dem bisherigen Kurs der Demokraten und ist zugleich ein Feindbild für Trump und dessen Republikanern. Seinen Wahlkampf finanzierte Mamdani überwiegend durch Kleinspenden – ein bewusstes Signal gegen den Einfluss grosser Geldgeber, den er Republikanern wie Demokraten gleichermassen vorwirft. Im Wahlkampf wurde er vor allem von jungen Wählern, Gewerkschaften und vielen Menschen mit Einwanderungsgeschichte unterstützt.

Erwartet wird, dass sein Erfolg eine innerparteiliche Debatte bei den Demokraten befeuert: zwischen jenen, die auf eine deutlich linkere Ausrichtung setzen, um Präsident Trump die Stirn zu bieten, und denen, die für einen moderateren Kurs werben. Mamdani und seine politischen Unterstützer – darunter der bekannte Senator Sanders und die Kongressabgeordnete Ocasio-Cortez – sehen das Wahlergebnis als Beleg dafür, dass linke Politik in den USA mehrheitsfähig sein kann.

Tagesschau kompakt, 4.11.2025, 05:30 Uhr ; 

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