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Abschiede 2021 Verstorbene Persönlichkeiten, die viel zu sagen hatten

Desmond Tutu – ein unermüdlicher Kämpfer

Erzbischof, Friedensnobelpreisträger und Veteran des südafrikanischen Kampfes gegen die Unterdrückung der Schwarzen Bevölkerung: Desmond Tutu engagierte sich zeitlebens für mehr Gerechtigkeit.

Als dunkelhäutiger Südafrikaner war er selbst von der Diskriminierung des rassistischen Apartheid-Systems betroffen. Im demokratischen Südafrika wurde er an der Seite seines Freundes Nelson Mandela ein Verfechter für die Aussöhnung zwischen Schwarzen und Weissen. «Ohne Vergebung kann es keine Zukunft geben», sagte Tutu. Am 26. Dezember ist er 90-jährig gestorben.

Hans Küng – der dem Papst die Stirn bot

Hans Küng forderte die Kirche zu einem radikalen Umdenken auf und widersetzte sich katholischen Dogmen. Er wollte die Botschaft Jesu Christi den Menschen seiner Zeit verständlich machen und überwarf sich sogar mit dem Papst.

Mit seinen Bestsellern legte der schneidige Theologe eine beachtliche Karriere hin. Später widmete sich der unkonventionelle Katholik seinem Lebensprojekt: dem Dialog der Weltreligionen. 2013 zog er sich wegen einer Parkinson-Erkrankung zurück. Im April ist der weltberühmte Schweizer Theologe gestorben.

Karl Heinz Bohrer – Verachter des Mittelmass

Karl Heinz Bohrer war Autor, Professor und stets ein furioser Denker. Der deutsche Intellektuelle verachtete das Mittelmass, Langeweile und die deutsche Provinz. Als Autor, Hochschullehrer und Herausgeber der Zeitschrift «Merkur» war er über Jahrzehnte der analytische Stichwortgeber deutscher Bewusstseinslagen.

Die Furcht vor Langeweile und die Tristesse des Vorhersehbaren haben Bohrers intellektuelle Haltung bis zuletzt geprägt. Am 4. August ist der deutsche Literaturwissenschaftler im Alter von 88 Jahren in London gestorben.

Uta Ranke-Heinemann – die Kirchenkritikerin

Sie war die weltweit erste Professorin für katholische Theologie. Mit der Habilitation 1969 war Uta Ranke-Heinemann die erste Frau weltweit, welche diese akademische Qualifikation in katholischer Theologie erklomm.

Die aus Essen stammende kirchenkritische Wissenschaftlerin und Tochter des früheren deutschen Bundespräsidenten Gustav Heinemann war bekannt für ihre humanitäre Hilfe. Aber auch für ihre kritische Haltung gegenüber der Kirche. Ende März ist die Kirchenkritikerin im Alter von 93 Jahren gestorben.

Urs Bitterli – Forscher und packender Erzähler

Der Schweizer Historiker, Professor und Forscher Urs Bitterli war bis weit über Fachkreise hinaus bekannt. Etwa für seine Biografien zu bedeutenden Historiker-Persönlichkeiten wie Jean Rudolf von Salis oder Golo Mann.

Zudem war Urs Bitterli ein überaus innovativer Historiker und seine Forschung auch aus heutiger Sicht modern. Einer seiner Schwerpunkte war der Kolonialismus: Mit seinen Werken brachte er das europäische Überlegenheitsgefühl ins Wanken. Bitterli war ein grossartiger Erzähler, der seine Bücher eloquent und auch für Laien verständlich schrieb. Im April ist er im Alter von 85 Jahren in Aarau verstorben.

Ekkehard Stegemann – Kämpfer gegen Antisemitismus

Bekannt wurde er für seinen Kampf gegen Antisemitismus: Der kontroverse Theologe Ekkehard Stegemann bezog stets vehement Stellung gegen Israelkritik und Antisemitismus.

Stegemann stammte ursprünglich aus Deutschland und wirkte 28 Jahre lang als Professor für das Neues Testament an der Universität Basel - das heutige Zentrum für jüdische Studien geht auf seine Initiative zurück. Ende November ist er im Alter von 76 Jahren in Basel gestorben.

Larry King – ein berüchtigter Interviewer

Der amerikanische Talkshow-Moderator Larry King wurde mit seiner Show «Larry King Live» bekannt, die von 1985 bis 2010 bei CNN zu sehen war. Er erlangte den Ruf als berüchtigter und begnadeter Interviewer, der Hollywoodstars, Sportler, Topmanager und Spitzenpolitiker in seiner Sendung hatte – von Wladimir Putin bis Barack Obama.

Der 1933 in New York geborene King war mehrfach verheiratet gewesen und hatte fünf Kinder, von denen zwei schon vor ihm starben. Ende Januar ist der mehrfach ausgezeichnete Journalist nach einer Covid-19-Erkrankung 87-jährig in einem Krankenhaus in Los Angeles gestorben.

Eberhard Jüngel – er bewahrte das Geheimnis

Er galt als einer der bedeutendsten Gelehrten: Der evangelische Theologieprofessor Eberhard Jüngel machte sich durch seine Arbeiten und geschliffenen Reden schon früh einen Namen. Gott betrachtete er als «Geheimnis der Welt», wie sein wichtigstes Buch heisst.

Eine Viruskrankheit, die seinen Kopf erfasst hatte und ihm das Lesen am Ende unmöglich machte, zwang Jüngel in den letzten Jahren in die Zurückgezogenheit. Ende September ist er im Alter von 86 Jahren gestorben.

Alfred Biolek

Er war eine deutsche TV-Legende: Mit Rudi Carrell entwickelte er in den 70ern die erfolgreiche Samstagabendshow «Am laufenden Band». Er wurde über die Jahrzehnte im deutschen Fernsehen zu seiner eigenen Marke mit drei Buchstaben: Bio. Seine Ära endete erst 2007 mit der letzten Folge der Kochsendung «alfredissimo», in der er viele Jahre lang mit Gästen am Herd gestanden, geplaudert und Wein verkostet hatte.

2010 zog er sich bei einem Sturz von einer Wendeltreppe schwere Schädelverletzungen. Danach lebte er zurückgezogen in Köln. Ende Juli ist der deutsche Entertainer im Alter von 87 Jahren gestorben.

SRF 1, Tagesschau, 28.12.2021, 19:30 Uhr ; 

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