Offiziell darf es sie gar nicht geben: römisch-katholische Priesterinnen. Doch ein paar Widerspenstige halten sich nicht an das Verbot aus dem Vatikan. Sie predigen, segnen, weihen und ordinieren einander. Dafür werden sie exkommuniziert, also aus der Kirche ausgeschlossen.
Eine von ihnen ist Christina Moreira. Mit 14 Jahren macht sie eine «mystische Erfahrung» und entdeckt so ihren Glauben. Als sie über die Passagen des Evangeliums nachdenkt, die von Jesu letztem Abendmahl berichten, fühlt sie sich «erschüttert» und weiss fortan, was ihre Berufung ist: Sie will Priesterin werden.
Über den Ruf, den sie spürt, spricht Moreira mit Kirchenvertretern. Diese bescheinigen ihr zwar, dass sie eine gute Priesterin abgeben würde, aber leider sei sie eine Frau und deshalb sei ihr Vorhaben unmöglich.
«Ich wurde aufgefordert, die Kirche zu verlassen und mich den Protestanten oder einer anderen Gemeinschaft anzuschliessen, falls ich unbedingt predigen wolle», erzählt Moreira im Film «Die Ungehorsamen – Frauen im Priesteramt» von Marie Mandy.
Moreira hat die Kirche nicht verlassen, aber die Kirche sie, erklärt SRF-Religionsexpertin Judith Wipfler, die 2003 in Barcelona zwei römisch-katholische Priesterinnen traf. «Diese Frauen können nicht für die römisch-katholische Amtskirche arbeiten. Sie praktizieren im Untergrund in ‹virtuellen Diözesen› und kleinen Gemeinschaften. Der Vatikan bezeichnet sie als Sekten.»
Die römisch-katholische Lehrmeinung sei, so Wipfler weiter, dass Jesus nur Männer berufen habe. Dabei habe dieser gar nie Priester geweiht, sondern nur Jünger und – wissenschaftlich erwiesen – auch Jüngerinnen losgeschickt.
Ein weiteres Argument sei ikonischer Natur: «Frauen können Jesus nicht repräsentieren, weil sie ihm physisch nicht ähnlichsehen», erklärt die US-amerikanische Religionswissenschaftlerin Natalia Imperatori-Lee. Doch dieses Argument lässt sie nicht gelten: «Wir ordinieren auch asiatische, afrikanische und europäische Männer, obwohl Jesus Semit war.»
«Worin genau soll also die Ähnlichkeit bestehen», fragt Imperatori-Lee rhetorisch und gibt die Antwort im Film gleich selbst: Man müsse wie Jesus pinkeln, sonst könne man kein Priester werden. Dies sei ein Witz, den Feministinnen an ihrer Uni erzählen.
Doch Christina Moreira meint es ernst. 2015 lässt sie sich in einer Katakombe von einer Bischöfin zur Priesterin ordinieren. Zusammen mit ihrem Mann, der ebenfalls Priester ist, dient sie heute in einer Gemeinschaft im nordspanischen A Coruña.
Für Moreira und die weltweit vermutlich rund 300 römisch-katholischen Priesterinnen ist die Forderung nach der Ordination von Frauen der erste Schritt zu umfassenderen Veränderungen: Abschaffung des Pflichtzölibats, Bekämpfung der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Ehen. Oder wie es die US-amerikanische Theologin Jamie Manson sagt: «Die Welt kann es sich nicht leisten, die Kirche nur den Männern zu überlassen.»
Papst Franziskus konnten die engagierten Frauen nicht überzeugen. Doch das letzte Wort ist bestimmt noch nicht gepredigt.