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Gibt es Gott? Gott kann man nicht beweisen – aber auch nicht widerlegen

Warum entstand die Welt? Der kosmologische Gottesbeweis ist uralt – behält aber auch in Zeiten der Quantenphysik seinen Charme.

Wie schön wäre es, wenn man Gott beweisen könnte. Dann gäbe es Gewissheit darüber, dass Religion vielleicht nicht einfach nur Tradition und Kontingenzbewältigung ist. Dass es sich lohnt, weiter über Gott nachzudenken.

«Story of God»

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Was macht Glauben mit den Menschen? In der dreiteiligen Doku «Story of God» besucht der Schauspieler Morgan Freeman heilige Stätten weltweit und trifft Gläubige, Schamanen, Priester, Rabbis und Imame.

Gott ist nicht wie das Matterhorn

Doch man kann Gott nicht beweisen. Wenn gläubige Menschen von Gotteserfahrungen berichten, dann sind das individuelle Glaubenszeugnisse. Die können mitunter sehr beeindruckend wirken. Sie werden aber keinen Atheisten überzeugen. Denn eine subjektive Gotteserfahrung ist noch lange kein Beweis.

Der Schweizer Theologe Hans Küng hat einmal gesagt, man könne Gott nicht so beweisen wie das Matterhorn oder den Genfer See. Gottesbeweise sind nichts Handfestes, sondern intellektuelle Strategien, um Glauben und Vernunft in Einklang zu bringen.

Gott sprengt menschliche Kategorien

Den alten Griechen, aber auch den Vertretern einer rationalen Theologie im Mittelalter und in der Neuzeit war völlig klar, dass Gottesbeweise ein heikles Unternehmen sind. Denn sie wollten nach menschlichem Ermessen etwas beweisen, was eigentlich alle menschlichen Kategorien sprengt. Sonst wäre Gott ja nicht Gott.

Trotzdem sind viele Gelehrte der Frage nachgegangen: Können wir mit Hilfe der Vernunft Gott beweisen? Heraus kamen Überlegungen wie etwa der kosmologische Gottesbeweis. Und der hat selbst heute noch einen gewissen Charme.

Von nichts kommt nichts

Der kosmologische Gottesbeweis geht von der Annahme aus: Von nichts kommt nichts. So wie eine Reihe von Dominosteinen nicht einfach so umfällt, sondern jemand den ersten Klotz anschubsen muss – genauso muss es sich mit dem Universum verhalten haben.

Versucht man, die Entstehungsgeschichte des Universums zu rekonstruieren, dann gelangt man immer an einen Punkt, an dem die Wissenschaft nicht mehr weiterkommt.

Wo beginnt das Spiel der Welt?

Der Physiker Ben Moore spricht in einem Interview mit SRF etwa das Beispiel der Quantenfluktuation an. Nach dieser Hypothese stand am Anfang des Universums ein Vakuum, das «spontan in Materie und Antimaterie» zerfiel, und «aus diesem Zerfall ergab sich dann das Spiel der Welt».

Nur auf den ersten Blick widerspricht diese Hypothese Gott. Denn, wie Moore ausführt: «Ein Quantenvakuum, das die Fähigkeit hat, in Materie und Antimaterie zu zerfallen, ist nicht nichts.» Will heissen: Die Idee eines Urknalls ist damit vielleicht entkräftet, nicht aber Gott.

Auch Atheismus ist eine Glaubensfrage

Bewiesen im umgangssprachlichen Sinne ist Gott mit dem kosmologischen Gottesbeweis nicht. Auch kann er Zweifel nicht aufheben. Aber er kann zeigen, wie man mit ihnen umgehen kann – und dass naturwissenschaftliche Erkenntnisse ein Glaubenssystem nicht zwingend ins Wanken bringen.

Auch das gehört zur Auseinandersetzung mit Gottesbeweisen: So schwer bis unmöglich es auch ist, Gott zu beweisen – genauso schwer bis unmöglich ist es, seine Nicht-Existenz zu beweisen. Denn nicht an Gott zu glauben, ist genauso eine Glaubensfrage, wie an ihn zu glauben.

  • Sendung: SRF 1, Sternstunde Religion, 31.12.17, 10 Uhr

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