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Glosse zum Plütschtier-Trend Der Labubu-Hype? Laaaangweilig!

Was macht den Wahnsinn um die Stofftierchen aussergewöhnlich? Spoiler: überhaupt nichts.

Danja Nüesch

Kulturredaktorin

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Danja Nüesch ist Kulturredaktorin bei SRF. Trends verfolgt sie gerne, auch wenn sie meistens nicht mit ihnen mitgeht.

Bisher habe ich den Labubu-Trend bewusst ignoriert. Allein schon der Name der angesagten Plüschtiere klingt ein bisschen so, als hätte ihn sich ein Ex-Teletubbie ausgedacht: Labubu. Labu – was? Mich nervt also nur schon, wie die Dinger heissen. Ihre Fans scheint das nicht zu stören. Diese stehen auf die bunten Plüschtiere mit dem grässlichen Grinsen. Hauptsache, sie zieren ihre Taschen.

Grüne Stoffpuppe an brauner Handtasche neben Person mit Smartphone.
Legende: Labubu to go: Die zottelige Figur hängt an Taschen, Rucksäcken und Herzen. Der Hype? Eine Mischung aus Sammeltrieb, Nostalgie und Kapitalismus im Kuscheltierformat. IMAGO/ZUMA Press

Die Stoff-Tierchen stammen aus China und sorgen gerade für viele Schlagzeilen. Menschen kaufen sie online oder stehen Schlange, um sich Labubus zu besorgen. Auch hierzulande.

Zeitgeist-Phänomen?

Seit Mai gibt es die Plüschtiere offiziell zu kaufen: Das Warenhaus Manor hatte die Nase vorn, andere zogen nach. Auch im Basler Kaufhaus Pfauen zeigte der Ansturm am Wochenende, dass die Menschen auf die Tierchen fliegen.

Die Anfänge des Labubu-Trends

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Mann mit Brille sitzt vor Gemälden.
Legende: Instagram/kasinglung

Kasing Long, ein in Hongkong geborener und in den Niederlanden aufgewachsener Künstler, entwarf Labubu 2015 als Teil seiner Kinderbuchreiche «The Monsters». Die Figur ist inspiriert von nordischen Mythen. Pop Mart, ein chinesisches Unternehmen, brachte Labubu 2019 als Sammelfigur auf den Markt – zunächst als Nischenprodukt. Der internationale Hype begann, als Lisa, ein Band-Mitglied der südkoreanischen K-Pop-Gruppe Blackpink und andere K-Pop-Stars sich als Fan von Labubus outeten. Der Trend verbreitete sich vor allem durch die sozialen Medien.

Das Prinzip von Labubu ist simpel, aber gefitzt: Die Figuren werden in Serien verkauft. Kaufpreis: von zehn bis über 100’000 Euro, je nach Seltenheitswert. Wer ein Tierchen ergattert, weiss nicht genau, was ihn erwartet. Geliefert wird es in einer sogenannten Blind-Box. Die Überraschung: oft emotional inszeniert, zeitgemäss in den sozialen Medien.

Gepusht wird der Trend durch Promis wie Rihanna, Kim Kardashian und Co., die sich die Labubus an ihre Designertaschen hängen.

Journalistinnen sowie Konsum- und Trendforscher zerbrechen sich nun die Köpfe, was die Tierchen – vor allem für die jüngere Generation – so anziehend macht.

Ein grausiges Kind des Kapitalismus? Klassiker. Die Suche nach Gemeinschaft? Wie immer. Verblödung: vielleicht.

Endlich ein fluffiges Accessoire, das süss, aber auch hässlich ist – und drum ein neues Schönheitsideal verheisst? Hoffentlich. Ein grausiges Kind des Kapitalismus? Klassiker. Die Suche nach Gemeinschaft? Wie immer. Verblödung: vielleicht. Selbstdarstellung: sowieso. Oder eben Eskapismus in einer krisengebeutelten Zeit: der Dauerbrenner. 

Natürlich will man mit diesen schlauen Gedanken über die Plüschviecher auch das Sommerloch, das die Redaktionen alljährlich plagt, stopfen. Unpassend nebst den schweren Themen, die uns in den News täglich begegnen? Ich bin da nicht so streng. 

Mein kurzes Fazit nach dem kurzen Eintauchen in die Labubu-Sphäre? Der Trend und die Aufregung darüber ist öde. Eine Wiederholung des Immergleichen.

Und doch: Meine Klickrate bei Labubu-Artikeln anderer: bisher null. Ich bin keine Sammlerin und bei Plüschtieren werde ich nicht weich. Bis mein Vorgesetzter mich heute fragte, ob ich mich dem Labubu-Wahn annehmen möchte.

Konsumkulturelles Déjà-vu

Mein kurzes Fazit nach dem kurzen Eintauchen in die Labubu-Sphäre? Der Trend und die Aufregung darüber ist öde. Eine Wiederholung des Immergleichen.

In den 90ern, als ich Kind war, sammelten wir Diddl. Die Springmaus liess mein Herz und das meiner Kumpanen höher schlagen – und die Kassen der Erfinder klingen. Auch von den Trollen mit ihren funky Frisuren konnte ich nicht genug kriegen. Und auch damals, auch wenn ich noch kein Ohr dafür hatte, stöhnen die Erwachsenen wohl über die Kauflaster der Jungen.

Bunte Geschenkkiste, Tassen, Plüschtier und Tagebuch mit Zeichentrickmotiv.
Legende: Ob Papier, Becher, Tagebuch oder Plüschtiere: Alles mit der Diddl-Maus wurde in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren zum Kult. Kinder sammelten und tauschten fleissig – und in ganz Europa klingelten die Kassen. IMAGO/Photo News

Und drum mag ich, 20 Jahre später, nicht Moralapostel spielen. Früher war nicht alles besser, sondern vieles auch gleich mies. Es sei denn, man ist in einer Zeit vor dem Kapitalismus gross geworden. Aber ja: Schon in der Steinzeit wurde bekanntlich viel gesammelt. Zahlen musste man damals für die Beute nicht. Nur manchmal mit dem Leben.

Im Übrigen ist eine gefälschte Labubu-Variante im Umlauf: Lafufus fluten den Markt. Experten erkennen aber die Fake-Version – oft haben sie ein paar Beisserchen zu viel.

Manche sind aber auch so gut gemacht, dass man sie kaum als Fälschung erkennen kann. Mögen sich die Fans daran die Zähne ausbeissen.

SRF 4 News, 4.8.2025, 6:51 Uhr

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