Bisher habe ich den Labubu-Trend bewusst ignoriert. Allein schon der Name der angesagten Plüschtiere klingt ein bisschen so, als hätte ihn sich ein Ex-Teletubbie ausgedacht: Labubu. Labu – was? Mich nervt also nur schon, wie die Dinger heissen. Ihre Fans scheint das nicht zu stören. Diese stehen auf die bunten Plüschtiere mit dem grässlichen Grinsen. Hauptsache, sie zieren ihre Taschen.
Die Stoff-Tierchen stammen aus China und sorgen gerade für viele Schlagzeilen. Menschen kaufen sie online oder stehen Schlange, um sich Labubus zu besorgen. Auch hierzulande.
Zeitgeist-Phänomen?
Seit Mai gibt es die Plüschtiere offiziell zu kaufen: Das Warenhaus Manor hatte die Nase vorn, andere zogen nach. Auch im Basler Kaufhaus Pfauen zeigte der Ansturm am Wochenende, dass die Menschen auf die Tierchen fliegen.
Das Prinzip von Labubu ist simpel, aber gefitzt: Die Figuren werden in Serien verkauft. Kaufpreis: von zehn bis über 100’000 Euro, je nach Seltenheitswert. Wer ein Tierchen ergattert, weiss nicht genau, was ihn erwartet. Geliefert wird es in einer sogenannten Blind-Box. Die Überraschung: oft emotional inszeniert, zeitgemäss in den sozialen Medien.
Gepusht wird der Trend durch Promis wie Rihanna, Kim Kardashian und Co., die sich die Labubus an ihre Designertaschen hängen.
Journalistinnen sowie Konsum- und Trendforscher zerbrechen sich nun die Köpfe, was die Tierchen – vor allem für die jüngere Generation – so anziehend macht.
Ein grausiges Kind des Kapitalismus? Klassiker. Die Suche nach Gemeinschaft? Wie immer. Verblödung: vielleicht.
Endlich ein fluffiges Accessoire, das süss, aber auch hässlich ist – und drum ein neues Schönheitsideal verheisst? Hoffentlich. Ein grausiges Kind des Kapitalismus? Klassiker. Die Suche nach Gemeinschaft? Wie immer. Verblödung: vielleicht. Selbstdarstellung: sowieso. Oder eben Eskapismus in einer krisengebeutelten Zeit: der Dauerbrenner.
Natürlich will man mit diesen schlauen Gedanken über die Plüschviecher auch das Sommerloch, das die Redaktionen alljährlich plagt, stopfen. Unpassend nebst den schweren Themen, die uns in den News täglich begegnen? Ich bin da nicht so streng.
Mein kurzes Fazit nach dem kurzen Eintauchen in die Labubu-Sphäre? Der Trend und die Aufregung darüber ist öde. Eine Wiederholung des Immergleichen.
Und doch: Meine Klickrate bei Labubu-Artikeln anderer: bisher null. Ich bin keine Sammlerin und bei Plüschtieren werde ich nicht weich. Bis mein Vorgesetzter mich heute fragte, ob ich mich dem Labubu-Wahn annehmen möchte.
Konsumkulturelles Déjà-vu
Mein kurzes Fazit nach dem kurzen Eintauchen in die Labubu-Sphäre? Der Trend und die Aufregung darüber ist öde. Eine Wiederholung des Immergleichen.
In den 90ern, als ich Kind war, sammelten wir Diddl. Die Springmaus liess mein Herz und das meiner Kumpanen höher schlagen – und die Kassen der Erfinder klingen. Auch von den Trollen mit ihren funky Frisuren konnte ich nicht genug kriegen. Und auch damals, auch wenn ich noch kein Ohr dafür hatte, stöhnen die Erwachsenen wohl über die Kauflaster der Jungen.
Und drum mag ich, 20 Jahre später, nicht Moralapostel spielen. Früher war nicht alles besser, sondern vieles auch gleich mies. Es sei denn, man ist in einer Zeit vor dem Kapitalismus gross geworden. Aber ja: Schon in der Steinzeit wurde bekanntlich viel gesammelt. Zahlen musste man damals für die Beute nicht. Nur manchmal mit dem Leben.
Im Übrigen ist eine gefälschte Labubu-Variante im Umlauf: Lafufus fluten den Markt. Experten erkennen aber die Fake-Version – oft haben sie ein paar Beisserchen zu viel.
Manche sind aber auch so gut gemacht, dass man sie kaum als Fälschung erkennen kann. Mögen sich die Fans daran die Zähne ausbeissen.