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«Geliebtes Amazonien» – unterwegs im Mutter-Gottes-Land
Aus Perspektiven vom 21.05.2022. Bild: SRF / Sébastien Thibault
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Kirche und Ökologie Regenwald retten: Auf diesen Schweizer hört der Papst

Gefährlicher Goldrausch: Der Genfer Pfarrer Xavier Arbex macht sich in Peru für die Natur stark – und erhält dafür Unterstützung von ganz oben.

Es war ein Nachmittag vor 30 Jahren in der peruanischen Amazonas-Region Madre de Dios. Pfarrer Xavier Arbex ging, wie so oft, mit einigen Jugendlichen des von ihm geführten Heims zum Schwimmen an den nahen Fluss. Doch statt des gewohnt kristallklaren Wassers, floss eine braune Brühe durch den Regenwald.

Es hatte nicht geregnet, es hatte keinen Erdrutsch gegeben. Xavier Arbex und seine Jungs fanden keine Erklärung für den kaffeebraunen Fluss. Bis sie die meterhohen Lastwagen erblickten. Sie hatten den Ufersand und das Wasser aufgewirbelt, als sie den Fluss überquerten.

Der Goldrausch zerstört die Umwelt

Auf der anderen Seite des Flusses lag Huepetue, ein bis dahin kleines Goldschürferdorf, in dem die Menschen mit Schubkarre und Schaufel nach Gold suchten. Doch jetzt hatte der steigende Goldpreis einen wahren Boom ausgelöst. Und damit auch die ökologische Frage, die Pfarrer Xavier Arbex bis heute umtreibt.

Zuerst fand Javier Arbex wenig Gehör, wenn er seiner Kirche Aktionen gegen die Verwüstung des Regenwaldes anmahnte. Die Kirche kümmere sich um Menschen, nicht um Affen, beschied ihm ein Bischof in den 1990er-Jahren.

Doch schon bald gingen die Satellitenfotos von Mondlandschaften inmitten des grünen Amazonas-Waldes um die Welt. Illegale Goldschürfer schlugen jahrhundertealte Bäume und gruben den goldhaltigen Ufersand mit immer grösseren Maschinen um.

Glaube und Ökologie vereint

2007 organisierte Xavier Arbex eine Ausstellung mit Fotos des verwüsteten Waldes im Bischofshaus von Puerto Maldonado. Die Kirche sollte nicht mehr wegsehen, was vor ihrer Haustür geschah. Die Aktion brachte Javier Arbex Drohungen vonseiten der Goldschürfer ein. Und war ein erster Schritt hin zum Umweltengagement seines Bistums.

Heute, 15 Jahre später, ist die Umwelt aus der Arbeit des Apostolischen Vikariats Puerto Maldonado nicht mehr wegzudenken. Themen wie Ökologie und die Bewahrung der Kultur der indigenen Völker bestimmen die Agenda der Amazonas-Kirche.

Ein langer Prozess sei es gewesen, bis die Kirche Umweltfragen zu den ihren gemacht habe, meint Xavier Arbex. Dass er mit seinem Engagement richtig lag, hat ihm kein Geringerer als Papst Franziskus höchstpersönlich gesagt.

Umweltzerstörung ist eine Sünde

Am 19. Januar 2018 kam der Pontifex nach Puerto Maldonado, um sich mit den indigenen Völkern zu treffen. Auf seinem Programm stand auch ein Besuch bei Javier Arbex.

Für Javier Arbex war die Begegnung mit dem Papst Franziskus einer der wichtigsten Momente seines Lebens. Wie Komplizen seien sie sich begegnet, weitab vom Pomp des Vatikans und vereint in der Sorge um die Menschen und die Umwelt.

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Aus dem Archiv: Padre Xavier und das dreckige Gold aus Peru
Aus Reporter vom 17.04.2016.
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Javier Arbex, der gebürtige Genfer, der sich vor über 40 Jahren in das peruanische Amazonasgebiet verliebte und blieb, hat auch mit seinen 79 Jahren nichts von seinem Kampfgeist verloren. Die Zerstörung des Waldes schreitet weiter voran.

Klar ist: Die Kirche kann kein Militär schicken oder Gesetze erlassen. Aber sie kann sagen, dass diese Verwüstung eine Beleidigung Gottes ist, eine Sünde. Genau das predigt er bis heute vor seiner Gemeinde von Bauern, Händlern und Goldschürfern in Puerto Maldonado.

So wurde die Ökologie im Christentum fest verankert

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Mit seiner 2015 erschienen Enzyklika «Laudato Sii» rückte Papst Franziskus die ökologische Frage in den Mittelpunkt christlichen Handelns. Besonders für die kirchliche Arbeit in den Diözesen des Amazonasbeckens war die Enzyklika richtungsweisend, angesichts der Zerstörung des Regenwaldes und der indigenen Kulturen.

2019 rief Papst Franziskus Bischöfe und Mitarbeitende der Diözesen in den neun Ländern des Amazonasbeckens zur Amazonas-Synode nach Rom. Es war das erste Mal, dass eine Bischofssynode nur für eine Region abgehalten wurde.

2021 haben die Diözesen des Amazonasbeckens eine eigene Bischofskonferenz gegründet und somit ihre Bedeutung in der südamerikanischen Kirche sichtbar gemacht.

Radio SRF 2 Kultur, Perspektiven, 22.05.2022, 08:30 Uhr

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