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Landesmuseum Zürich Alles neu? So mischt die Generation Z das Konzept Museum auf

Workshops, Yogastunden und ein Pub-Quiz: Um die Institution «Museum» für die gesamte Bevölkerung attraktiv zu machen, hat das Landesmuseum Zürich gut zugehört – und sich einiges einfallen lassen.

Wie viele andere Kulturinstitutionen sucht auch das Landesmuseum Zürich nach Möglichkeiten, um mehr Jugendliche und junge Erwachsene ins Haus zu locken. Zudem ist das Museum gesetzlich dazu verpflichtet, sein Angebot für die gesamte Bevölkerung attraktiv und zugänglich zu machen. Doch wie soll man das genau umsetzen? Das Museum hatte da eine Idee.

Die Museumsleitung hat zwei junge Frauen eingeladen, um frischen Wind in die Vermittlungsarbeit zu bringen. Xochitl Graf und Julika Kressig sollten herausfinden, was sich die Generation Z, also die 15 bis 30-Jährigen, von einem Museumsbesuch wünscht.

Zwei junge Frauen sitzen auf dem Boden vor einer Treppe
Legende: Xochitl Graf (links) ist 29, Julika Kressig 23. Sie haben die Wünsche der Generation Z ins Landesmuseum gebracht. Schweizerisches Nationalmuseum

Über ein Jahr hinweg haben die beiden dafür Befragungen angestellt. Nun fand in Zürich ein erstes Event statt, an dem die gesammelten Wünsche im Museum Wirklichkeit wurden.

Buchbinden und Yoga im Museum

Ein Museumsbesuch steht für viele aus der Gen Z nicht zuoberst: «Man hat's einfach nicht auf dem Schirm», meint Julika Kressig. «Damit die Leute überhaupt ins Museum kommen, braucht es etwas, wo man sich unter Gleichaltrigen verknüpfen kann.»

Junge Menschen sitzen an Tisch mit Büchern und Papier
Legende: Ein Buch binden: Das lernten die Teilnehmenden eines Workshops im Landesmuseum. Die Aktivität verbindet – nicht nur die Buchseiten. Schweizerisches Nationalmuseum

Neben dem Nachforschen über die Bedürfnisse der Generation Z wollen die beiden Frauen auch Stereotypen hinterfragen. Stereotypen über eine Generation, der unterstellt wird, sie sei kaum für irgendetwas zu begeistern, für die alles laut, schreiend und in Neon sein müsse.

Beim Nachfragen haben Kressig und Graf dann festgestellt, dass viele das Gegenteil wollen: nämlich einfach etwas Gemütliches machen. Oder zurück zu altem Handwerk finden.

Luftaufnahme des historischen Gebäudekomplexes mit moderner Erweiterung und Park.
Legende: Alt und Neu vereint: Nicht nur architektonisch möchte das Landesmuseum Zürich das Bewährte mit frischen Elementen und Zugänglichkeit für alle verbinden. Schweizerisches Nationalmuseum

Angelehnt an die aktuelle Ausstellung «Seelenlandschaften» konnte man daher konsequenterweise im Landesmuseum in einem Buchbinder-Workshop seine persönliche spirituelle Reise dokumentieren, wie einst C.G. Jung in seinem Roten Buch. Um das Ausstellungsprogramm zu verdauen, gab es zwischendurch Yoga und ein Pub-Quiz.

Bei ihren Befragungen haben Julika Kressig und Xochitl Graf darauf geachtet, dass die Geschlechter ausgeglichen repräsentiert sind. Grundsätzliche Unterschiede bei den geäusserten Wünschen hätten sich aber nicht ergeben. Der Wunsch nach dem Pub-Quiz kam aber von einem Mann, erinnert sich Julika Kressig.

Klatsch, Kaffee und Kuchen

Einer der neuen Programmpunkte im Landesmuseum war ein Schnelldurchgang durch das Haus. Versprochen wurde Klatsch und die Lieblingsstücke der Direktorin aus der Sammlung, zum Beispiel der St. Galler Globus.

«Ich habe mich schon immer gefragt, warum in Museen immer das Gleiche erzählt wird. Also Jahreszahlen und auch so langweilige Sachen», fragt sich eine Besucherin. Den Schnelldurchgang indes fand sie erfrischend. Am Schluss des Rundgangs gab es Kaffee und Kuchen im Büro der Direktorin Denise Tonella.

Historischer Himmelsglobus im Museum.
Legende: Was hat die Museumsdirektorin am St. Galler Globus – und warum steht er im Landesmuseum in Zürich? Das kann Generation Z-gerecht auf einem Schnelldurchgang durchs Haus erfahren werden. KEYSTONE/Gaetan Bally

Das Landesmuseum hat an diesem Pilot-Event für das jüngere Publikum rund 500 junge Erwachsene gezählt. Am meisten Erfolg hatten interaktive Aktionen, etwa ein Beichtstuhl, in dem die Besuchenden anonym Kritik äussern konnten. Hinter der Beichtwand hat Denise Tonella mitgeschrieben.

«Diese Veranstaltung hier ist ein Pilot. Wenn die funktioniert, dann könnte eine Serie daraus werden. Und ich bin sehr zufrieden bisher. Weil das Museum ist wirklich voll», resümiert sie. Wie und welches Format das Landesmuseum Zürich für das junge Publikum weiterführt, wird sich zeigen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 27.10.2025, 17:10 Uhr ; 

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