Keine Frage: Der starke Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache und unsere Mundarten lässt sich nicht wegreden. Vor allem in gewissen Bereichen scheinen fast alle Begriffe aus dem Englischen zu stammen.
Schaut man allerdings genauer hin, ist es mit der Verdrängung des Deutschen durch das Englische gar nicht so dramatisch.
Fachbereiche im Fokus
Englische Wörter kommen in bestimmten Fachbereichen gehäuft vor. In der Fitness-Szene zum Beispiel. Aber auch im Banken- und Versicherungssektor und im Computer-, Internet- und Digitalbereich sind überdurchschnittlich viele Anglizismen in Gebrauch.
Die allermeisten Fachbegriffe bleiben aber in ihren Spezialbereichen. Nur ganz wenige gehen in die Alltagssprache ein. Oder wer nennt den «Abwart» heute tatsächlich «Facility Manager»?
Vor allem Jugendliche sind «hooked»
«Nach em nice Workout im Gym no chli chille» oder «nach em näisse Wörkaut im Dschimm no chli tschille»: Vor allem bei Jugendlichen bemerkt man im Alltag eine erhöhte Affinität zum Englischen.
Der jugendliche Wortschatz verändert sich aber in hohem Tempo: Was vorgestern «tschent» und gestern «cool» war, ist heute «lit» und morgen wieder etwas Neues. Das heisst auch: Viele dieser neuen Anglizismen verschwinden relativ schnell wieder.
Gestern «mega», morgen «easy»
Ausserdem entstehen jugendliche Neubildungen häufig an denselben sprachlichen Positionen – etwa bei positiven oder negativen Bewertungen oder bei Verstärkungen wie «mega gross», «huere gross» oder «voll gross». Jetzt gerade in ist: «easy gross». Die neuen Wörter ersetzen sich also sozusagen immer wieder selbst.
Weil solche an Emotionalität gekoppelten Wörter in der Alltagssprache oft und repetitiv gebraucht werden, entsteht natürlich auch der Eindruck, dass sie überhandnehmen.
Wortschatzuntersuchungen zeigen aber, dass Anglizismen auch heute nur rund 3.5 Prozent des deutschen Wortschatzes ausmachen – also wenig.
Vieles hat sich unbemerkt eingeschlichen
Von diesen wiederum sind viele ins Deutsche integriert: «Sandwich», «Bus», «Goolie», «schutte»: Wer erkennt darin spontan noch Anglizismen?
Oder wie es der Berner Schriftsteller Pedro Lenz in einer Kolumne sagt: «Easy ist Berndeutsch und heisst auf Englisch etwa dasselbe wie cool.» Cool ist also bereits Berndeutsch.
Und wenn wir von «compjüterle» reden, dann haben wir das ursprünglich englische Wort «Computer» schon sehr stark eingeschweizert, indem wir es den mundartlichen Verb-Bildungsregeln unterworfen haben.
Halb so wild
Fazit: Der Einfluss des Englischen auf das Schweizerdeutsche ist gross, insbesondere in Fachsprachen und in der Sprache der Jugendlichen.
Aber in der allgemeinen Alltagssprache sind Anglizismen weniger häufig, als sie zu sein scheinen. Die dauerhafteren werden bis jetzt formal und lautlich an die Mundart angepasst.
Englische Ausdrücke, eigenartige Pluralformen oder Germanismen: Der schöne Schweizer Dialekt geht bachab. Wie schlimm steht es um unsere Sprache? Nadia Zollinger ist besorgt, doch SRF-Dialektforscher Markus Gasser sieht die ganze Sache lockerer.
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