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Zurück in die Vergangenheit- Leben wie die Römer
Aus Treffpunkt vom 22.08.2023. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 56 Minuten 5 Sekunden.
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Skurriler TikTok-Trend Denken wirklich alle Männer ständig ans Römische Reich?

Achtung Männer – dies könnte eine Fangfrage sein. Auf TikTok lachen sich Frauen darüber schlapp, dass ihre Freunde so oft ans Römische Reich denken.

Es ist der neueste Trend: Auf der Social-Media-Plattform TikTok gibt es derzeit eine Flut an Videos, in denen Frauen ihre Männer fragen, wie oft diese ans Antike Rom denken. Die Clips wurden millionenfach angesehen.

Unglaublich, denken Sie? Dann probieren Sie es doch selbst mal aus.

Vorlage fürs Mansplaining

Lustig an diesen Clips ist, dass die Befragten sich nie wundern über diese Frage, sondern todernst antworten. Meistens mit sehr langen Monologen.

Er denke mindestens einmal täglich an das Antike Rom, wird einer der Männer in einem Spiegel-Artikel zitiert. Und, nachdem die Frau hinter der Kamera lacht, rechtfertigt er sich: «Ich denke darüber nach, wie das Leben damals war.»

Ursprung in Schweden

Ausgelöst, so wird vermutet, hat diesen Trend der schwedische Influencer Artur Hulu – und zwar auf Instagram. Auf seinem Kanal tritt @gaiusflavius gerne in römischen Kostümen auf und postet so markige Sprüche wie «I can take on five men at once» («Ich kann es mit fünf Männern gleichzeitig aufnehmen»). Er befeuert den TikTok-Trend, indem er die Frauen auffordert, ihren Männern diese Frage zu stellen.

Wer einmal mit dem Römischen Reich in Berührung gekommen sei, so der Schwede gegenüber der Washington Post, könne sich dem Thema nicht mehr entziehen.

Hulus Beitrag wiederum bezog sich auf einen Post der ebenfalls aus Schweden stammenden Influencerin Saskia Cort. Diese hatte ihre Instagram-Follower bereits im September 2022 aufgefordert, ihre Partner zu fragen, wie oft sie an das Römische Reich dächten.

Nachdem Hulus Instagram-Post Hunderte von Kommentaren erhielt, schwappte der Trend zu TikTok über, wo er explodierte.

Warum sind scheinbar nur Männer anfällig?

Feldzüge und Gladiatorenkämpfe seien vor allem mit einer universellen Vorstellung von Männlichkeit verbunden, zitiert die Washington Post die Historikerin Hannah Cornwell, die an der britischen Universität Birmingham lehrt. Dieser Umstand könnte zumindest teilweise erklären, warum die Epoche besonders für Männer interessant ist.

Die männliche Faszination für das Schlachtfeld ist schliesslich nicht neu. Auch andere Epochen wie der Erste und Zweite Weltkrieg oder die Eroberungszüge Napoleons und Alexanders des Grossen üben nach wie vor eine grosse Anziehungskraft aus. Auch Filme wie Ridley Scotts «Gladiator» haben zweifellos zur Popularität des Römischen Reichs beigetragen. Und auch die Baukunst wird immer wieder bewundert.

Dennoch spiegelt dieser Trend in gewisser Weise das klassische Paradigma wider, wonach Männer vom Mars und Frauen von der Venus stammen. Sie verstehen einander nicht.

Die Nachfrage bei meiner 30-jährigen Tochter bestätigt diese Vermutung, ihr Freund denke mindestens einmal am Tag an die Römerzeit, erzählt sie mir lachend.

Wahre Wonne für Männer

Am Abend mache ich die Probe aufs Exempel, schalte die Smartphone-Kamera ein, filme und frage meinen Mann, wie oft er an das Römische Reich denke. Seine Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen, konzentriert und ausführlich. Und er fragt sich keine Sekunde, warum ich ihn das frage. Er freut sich einfach, über seine Liebe zur kulturellen Hochzeit der Römer sprechen zu können.

Vielleicht ist der vermeintlich schadenfrohe TikTok-Trend in Wirklichkeit eine moderne Art, Männer glücklich zu machen? Ich beschliesse, das Video nicht zu posten und in den Ferien ein Buch über das Römische Reich zu lesen.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 6.10.2023, 7:06 Uhr

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