Kinotipp
Nach der Badi: Der Überraschungshit «C’è ancora domani» (von Paola Cortellesi, die auch die Hauptrolle spielt) ist jetzt schon einer der meistgesehenen Filme in Italien. Die Tragikomödie spielt nicht nur in Rom 1946, sie ist auch schwarzweiss und im Stil einer Liebeskomödie der 1940er-Jahre gedreht. Liebe erlebt allerdings die Hauptfigur Delia ebenso wenig wie Lustiges: Sie wird von ihrem Ehemann regelmässig verprügelt. Ein mysteriöser Brief und die Verlobung ihrer Tochter führen zu einer Veränderung bis hin zu einem unerwarteten und grandiosen Schluss. (Brigitte Häring)
Literaturtipp
Auf der Parkbank: Folklore interessierte die slowakische Lyrikerin Katarína Kucbelová nie. Trotzdem wollte sie in einer Lebenskrise lernen, wie man die kunstvollen Hauben herstellt, die verheiratete Frauen auf dem Land früher trugen. Ihre regelmässigen Reisen von Bratislava in ein weit entferntes abgehängtes Dorf am Fuss der Niederen Tatra bescherten Kucbelová ungeahnte Einblicke in Kultur und Geschichte ihres Landes und in gesellschaftliche Abgründe, die bis heute bestehen. « Die Haube » ist ein poetischer, mitreissender, bewegender Bericht. (Franziska Hirsbrunner)
Albumtipp
Beats beim Grillieren: Reyna Tropical ist afro-mexikanischer Pop aus den USA. Nectali Diaz und Fabi Reyna standen schon auf der Zielgeraden fürs Debütalbum, als Diaz bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Reyna schrieb das Album nun zu Ende und veröffentlichte es unter dem bezeichnenden Namen «Malegría», eine Wortneuschöpfung aus den spanischen Begriffen «mal» (schlecht) und «alegría» (Freude) – passend zu den bittersüssen Rhythmen und der schweren Bandgeschichte. (Lea Inderbitzin)
Konzerttipp
Zum Vormerken: Er ist Gitarren-Rockstar (zum Beispiel in der Band «The National»), komponiert aber auch zeitgenössische Orchester- und Kammermusik. Der US-Amerikaner Bryce Dessner ist diese Saison Creative Chair beim Tonhalle-Orchester Zürich und hat dem hiesigen Publikum schon mehrere seiner farbenprächtigen Werke präsentiert. Jetzt tritt er mit den beiden Königinnen des Klavierduospiels, Katia und Marielle Labèque, sowie der Sopranistin Barbara Hannigan in seiner neusten Kreation «Electric Fields» auf. Ein immersives Erlebnis aus akustischen und elektronischen Klängen in Verbindung mit eigener Lichtregie, basierend auf Musik von Barock-Komponistinnen. (Moritz Weber)
Ausstellungstipp
Als Abkühlung: War Albert Anker Feminist? Lesende Mädchen gibt es viele im Werk des beliebten Malers aus dem Berner Seeland. Ebenso Schulzimmer, Kinder beim Schreiben, Mädchen mit Strickzeug oder Brotkorb, die aber auch noch ein Buch dabeihaben. War Albert Anker deshalb ein Förderer der Frauenbildung? Möglich. Sicher ist: Er war ein Meister darin, die Gesichter von Kindern zu malen und den Moment der konzentrierten Versunkenheit in einen Text festzuhalten. (Alice Henkes)
Geheimtipp
Flanieren an der Sonne: Sie brachten die Erbsli und das edle Textilhandwerk nach Zürich und sorgten für Reichtum: Die Hugenotten, die Ende des 17. Jahrhunderts aus ihrer Heimat Frankreich flüchten mussten, weil sie wegen ihres Protestantismus verfolgt wurden. Ein neuer Stadtrundgang erzählt die Geschichten der Geflüchteten, in 51 Stationen, die man sich selbst einteilen kann. Der Spaziergang führt zu bekannten, aber auch unbekannteren schönen Orten in der Stadt Zürich. (Nicole Freudiger)