Ausstellungstipp
Strassenfotografie von Vivian Maier in Olten: Bei Vivian Maiers Geschichte weiss man nicht, was spektakulärer ist: der Jahrhundertfund ihrer Fotografien oder ihre rätselhafte Persönlichkeit. Mit der Rolleiflex-Kamera um den Hals fotografierte Vivian Maier ab den 1950er-Jahren die US-amerikanische Gesellschaft auf den Strassen von Chicago und New York: Kioskverkäufer, Bettler, spielende Kinder, Damen in High Heels und Zigarillo. Erst nach ihrem Tod wurden ihre grossartigen Fotografien entdeckt. Vivian Maier, die sich zeitlebens als Kindermädchen ihren Lebensunterhalt verdiente, bleibt bis heute allerdings ein Rätsel. (Katrin Becker)
Filmtipp
Heiss ersehnte Rückkehr auf den Wüstenplaneten: «Dune: Part Two» übertrifft alle Erwartungen. Zweieinhalb Jahre mussten Fans des Instant-Sci-Fi-Klassikers von Denis Villeneuve auf die Fortsetzung warten. Voller Zuversicht, dass der Frankokanadier auch für das Finale von Frank Herberts erstem «Dune»-Roman fantastische Bilder finden würde. Nur inhaltlich waren angesichts der hochkomplexen Buchvorlage Zweifel angebracht. Zu Unrecht, wie sich nun herausstellt: Der zweite Teil ist nicht nur länger, sondern auch vielschichtiger als sein bereits rundum gelungener Vorgänger . (Selim Petersen)
Literaturtipp
Grausiges und Beklemmendes von Julia Jost: Kärnten Mitte der 90er Jahre: katholische Enge, aufstrebender Rechtspopulismus und eine Familie, die zu zweifelhaftem Reichtum kommt. Mittendrin sitzt ein 11-jähriges Mädchen und erinnert sich. Ans Spielen mit dem bosnischen Nachbarskind, an Gespräche, in denen es unter anderem um die «Lösung der Ausländerfrage» ging, an den Ariernachweis, der über dem Tisch in der Jägerstube hängt. Julia Jost ist ein faszinierendes Buch gelungen, das einen kindlich-naiven Blick auf Grausiges aus der österreichischen Vergangenheit und Beklemmendes aus der Gegenwart wirft und bei mir genau deswegen noch lange nachhallen wird. (Simon Leuthold)
Albumtipp
Real Estate bleiben relaxt: Genau so klingt es doch, wenn man sein Ohr an eine Muschel hält, die man am Strand gefunden hat, oder? Das einmal mehr herrlich relaxte sechste Studioalbum von Real Estate steht ganz im Zeichen von «Daniel»: Darum waren etwa an der Release-Show letzte Woche nur Daniels und Danielas im Publikum zugelassen. Mittlerweile dürfen aber auch alle Nicht-Daniels und -Danielas dieser Welt in Genuss des sehr lohnenswerten neuen Albums dieses Indie-Quartetts aus New Jersey kommen … (Luca Bruno)