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Art Basel Die Kunst ist im Krisenmodus, doch das Geschäft läuft weiter

Die Art Basel ist wie ein eigener Kosmos – und doch zeigt sich auch hier die unruhige Weltlage.

Eine riesige US-amerikanische Flagge empfängt die Besucherinnen und Besucher in der grossen Halle der Art Basel Unlimited. Für einmal nicht aus Stoff, sondern aus unzähligen Holzscheiten und Metallsternen. Einige der Sterne und Holzscheite liegen vor der Flagge am Boden, so als wäre sie beschädigt worden.

Diese monumentale Arbeit aus dem Jahr 2020 des vietnamesischen Künstlers Danh Vo sei ein Hinweis zur Fragilität der Demokratie in unserer Zeit, sagt Maike Cruse, die Direktorin der Art Basel.

Wandinstallation aus gestapeltem Holz und Metallsternen.
Legende: «In God We Trust», 2020, von Danh Vo. Die Art Unlimited ist die kuratierte Ausstellungsplattform der Art Basel für Projekte, die die Grenzen eines klassischen Messestandes überschreiten. KEYSTONE/Georgios Kefalas

Auffallend viele Arbeiten thematisieren dieses Jahr unsere krisengeschüttelte Zeit. Manchmal subtil und poetisch, wie etwa die Arbeit der peruanischen Künstlerin Claudia Martinez Garay: auf einer grossen bunten Malerei sind abgebrannte Zündhölzer zu sehen.

Frau in rotem Kleid vor grossflächigem, farbigem Wandbild im Ausstellungsraum.
Legende: «Conversiones», 2025, von der peruanischen Künstlerin Claudia Martinez Garay. KEYSTONE/Georgios Kefalas

Manchmal ist das Weltgeschehen auch ganz konkret zu sehen, wie etwa in einer Videoarbeit des libanesischen Künstlers Walid Raad, die einen einstürzenden Wohnblock zeigt. Oder in der hallenfüllenden Arbeit des niederländischen Ateliers Van Lieshout: Da stehen Soldaten mit Babypuppen in den Armen und Kanonenimitate aus Metall.

Kunst als Spiegel der Gesellschaft

Ein bewusster Entscheid, sagt die Direktorin Maike Cruse: «Es ist ganz wichtig, dass es diese politischen Arbeiten gibt und wir sind unseren Galerien auch dankbar, dass sie so viele politisch konnotierte Arbeiten mitbringen. Kunst ist oft ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung. Das sehen wir auch an der Art Basel.»

Skulptur mit kleinen Figuren auf Tierknochen in moderner Ausstellung.
Legende: «The Voyage – A March to Utopia» des niederländischen Künstlers Joep van Lieshout. KEYSTONE/Georgios Kefalas

Sinnbild dafür ist die Arbeit «Forgotten Dreams» des katalanischen Künstlers Jaume Plensa: 21 Aluminium-Türen sind in einem begehbaren Gang aufgereiht. Auf den Türen sind Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO zu lesen.

Wie reagieren die Besucherinnen und Besucher auf diese Art der Kunst? «Es lädt ein, hinzuhören und hinzuschauen – aber das muss man dann auch tun», sagt etwa Besucherin Sarah Kiefer. Besucherin Nina Van Sprundel sagt: «Da kommt einiges zusammen, was unser Herz anspricht und unsere Gedanken, die wir aktuell in uns tragen.»

Es geht ums Geld

Besucher Matthias Frei wiederum sieht das etwas nüchterner: «Also letztendlich feiert sich hier auch der Kunstkommerz. Das sind Galerien, die ihre Künstler hier zeigen und am Ende des Tages geht es ums Geld.»

Tatsächlich ist im eigentlichen Messebereich nicht mehr viel vom zeitkritischen Geist der Nebenhalle zu spüren. 289 Galerien aus 42 Ländern versuchen dort ihre Kunst an Sammlerinnen und Sammler zu verkaufen. Doch, in unsicheren Zeiten gehen Menschen eher sparsam mit ihrem Geld um. Spürt man das auch an der Art Basel?

Und doch: «Business as usual»

Direktorin Maike Cruse sagt: «Grundsätzlich spüren wir im Kunstmarkt schon einen leichten Rückgang. Der Kunstmarkt ist im letzten Jahr um 12 Prozent zurückgegangen. Aber die Art Basel ist da immer so ein bisschen der Fels in der Brandung, da hier halt die besten Arbeiten zu sehen sind und entsprechend auch gekauft werden.»

Menschen bei einer modernen Kunstausstellung mit Skulptur.
Legende: Der Kunstmarkt am Boden? Wie jedes Jahr geht es auf der Art auch ums Sehen und Gesehenwerden, Networking – und, nun ja, schlicht ums Geld. Getty Images/Harold Cunningham

«Business as usual» also an der Art Basel – die grösste Kunstmesse der Welt scheint robuster zu sein als manches Kunstwerk, das darin gezeigt wird. Robuster sicher als die US-Flagge aus Holz und Metall, die auseinanderzufallen droht.

Art Basel 2025

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  • Art Basel: Internationale Messe für moderne und zeitgenössische Kunst
  • Dauer: Bis Sonntag, 22. Juni 2025
  • Rund 285 Galerien aus aller Welt
  • Nebenmesse-Highlights: «Unlimited», «Liste», «Volta», «Photo Basel»
  • Publikumstage: Donnerstag bis Sonntag
  • Rahmenprogramm in der ganzen Stadt: Viele Veranstaltungen sind gratis.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 17.6.2025, 07:00 Uhr

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