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«Der Weg ins Jenseits» Museum der Kulturen Basel zeigt Jenseits-Rituale aus aller Welt

Vorstellungen vom Jenseits gibt es viele – doch wie gelangen Verstorbene aus aller Welt nach dem Tod dorthin? Das Museum der Kulturen Basel zeigt mit «Der Weg ins Jenseits» die vielfältigen Vorstellungen und Übergangsriten verschiedener Kulturen.

Wenn ein Mensch mit Atmen aufhört, das Herz stillsteht, die Hirnaktivitäten erlöschen: Dann ist das Ende des Lebens erreicht. Der Mensch ist tot und alles ist vorbei. Stimmt nicht! Jedenfalls nicht in der Vorstellungswelt vieler Kulturen.

Der Tod ist der Anfang einer Reise. Diese Reise ist nicht unproblematisch, wie Richard Kunz weiss. Der Kurator der Ausstellung «Der Weg ins Jenseits» im Museum der Kulturen sagt: «Es kann viel schiefgehen auf diesem Weg. Man muss Vorbereitungen treffen.»

Der letzte Weg

Man müsse vielleicht gewisse Dinge dabei haben als verstorbene Person: wie bei Charon, dem Fährmann aus der griechischen Mythologie. Ihn müsse man bezahlen, also eine Münze dabeihaben, sonst habe man Pech. In den meisten Gesellschaften brauche es Vorbereitungen, um den letzten Weg gefahrenlos zu begehen, meint Kunz.

Die Idee, nicht das Jenseits, sondern den Weg dahin zu beleuchten, kam dem Kurator, als er im Depot des Museums zum wiederholten Mal eine Karte einer Ethnie aus Borneo in den Händen hielt. Darauf waren minutiös Wege, Kreuzungen und Abzweigungen aufgeführt: Hinweise aufs Jenseits.

«Es ist schon erstaunlich, dass sich eine Gesellschaft die Mühe macht, den Weg, den die verstorbene Person oder die Seele ab dem Tod in Richtung Jenseits beschreitet, in einer Zeichnung; in einer cartoon-artigen Darstellung festzuhalten», so Kunz.

Aufbrechen – reisen – ankommen

Diese Karte ist nur ein Ausstellungsstück unter vielen. Alle Exponate stammen aus der museumseigenen Sammlung und präsentieren sich thematisch geordnet. Die erste Station steht unter der Überschrift «Tod und Aufbruch», die zweite heisst «unterwegs». Hier sind Gegenstände zu sehen, die die Verstorbenen in unterschiedlichen Kulturen mit dabeihaben müssen, wie Amulette, Textilien und eben Landkarten.

Ausgestellter Vogel aus Holz
Legende: Auf Borneo begleitet der Nashornvogel die Seelen. (Figur von ca. 1930) Museum der Kulturen Basel

Eine weitere Station heisst «Ankommen und Erinnern». Hier geht es um das Ende des Weges, das Ziel des Weges. Was passiert, wenn die Person ankommt? Und vor allem: Wie gehen wir als Gesellschaft damit um?

In 49 Tagen ins Jenseits

Die Vorstellung eines Weges, den der verstorbene Mensch zurücklegt, hilft den Hinterbliebenen, ihre Trauer zu strukturieren und schliesslich zu bewältigen. Und sie nimmt dem Tod etwas von seinem Schrecken. Denn mit dem letzten Weg sind nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen verbunden. Im Tibetischen Totenbuch etwa wird die Länge der Reise ins Jenseits mit 49 Tagen angegeben. Tage, in denen der oder die Verstorbene Geistern begegnet und auf sie reagieren muss.

Stapel mit bedruckten Seiten.
Legende: Das tibetische Totenbuch «Bardo Thödol» beschreibt einen 49 Tage langen Transformationsprozess nach dem Tod. Dabei begegnen die Verstorbenen guten und zornigen Gottheiten. Museum der Kulturen Basel

«Mit guter Vorbereitung im Leben ist es dann möglich, nach dem Tod während dieser 49 Tage diese Erscheinungen als Emanation des eigenen Geistes zu erkennen und dann vielleicht eben doch nicht in eine Wiedergeburt einzumünden, sondern den Weg ins Nirwana zu finden», erklärt Richard Kunz.

Am Ende der Ausstellung fehlt auch der Blick auf unser westliches Todesverständnis nicht. Hier eröffnen sich Einblicke in die neuesten medizinischen Erkenntnisse der Neurologie. Die Ausstellung im Museum der Kulturen in Basel ist vielfältig. Sie regt an und lässt Raum für Gedanken an das eigene Ende – und an die damit verbundenen Vorstellungen und Wünsche.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Der Weg ins Jenseits» im Museum der Kulturen in Basel läuft bis zum 26. April 2026.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 9.9.2025, 17:20 Uhr ; 

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