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Feministische Aktion am Akt Aktivistinnen beschmieren Vulva-Gemälde mit #MeToo-Schriftzug

Gustave Courbets «Der Ursprung der Welt» ist mit Farbe beschmiert worden. Feministische Aktivistinnen sprechen von einer Performance, das Museum von Vandalismus.

Was ist passiert? Aktivistinnen haben im Museum Centre Pompidou im französischen Metz das bekannte Aktgemälde «Der Ursprung der Welt» des Künstlers Gustave Courbet und weitere Bilder mit roter Farbe beschmiert.

Wer ist dafür verantwortlich? Die Künstlerin und Aktivistin Deborah de Robertis bezeichnete sich als Organisatorin der Aktion. In einem Video zeigt sie, wie eine Aktivistin auf eine Glasscheibe, die das Aktgemälde schützt, mit roter Farbe die Worte «MeToo» schreibt – ein Verweis auf die Bewegung gegen sexuelle Belästigung und Gewalt. De Robertis Aktion sei Teil einer feministischen Performance mit dem Titel «Man trennt die Frau nicht vom Künstler», schrieb de Robertis auf Instagram. Den Mann vom Künstler trennen – das ist die Verteidigungslinie, wenn es um übergriffige Künstler von Polanski bis Picasso geht. De Robertis wolle mit ihrer Aktion die Kunstgeschichte herausfordern und bringt Werke aus der jüngeren und älteren Vergangenheit neu zur Geltung: Sie setzt sie in einen Kontext, der aktueller nicht sein könnte, erklärt SRF-Kunstredaktorin Ellinor Landmann.

Wer ist Deborah de Robertis?

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Deborah de Robertis ist eine luxemburgische Performance-Künstlerin. Sie wurde 1984 geboren und studierte an der Kunstschule in Brüssel. In ihren Performances stellt sie Traditionen und Konventionen infrage, beispielsweise in Bezug auf das Verhältnis zwischen Künstler und Kurator sowie zwischen Mann und Frau.

De Robertis ist durch provokative feministische Aktionen bekannt. Im Mai 2014 präsentierte sie in Paris vor dem Gemälde «Der Ursprung der Welt» ihre geöffnete Vulva – im Unterschied zu Courbets Darstellung, in der die Beine geöffnet, aber die Vulva geschlossen gemalt ist.

Wie reagiert das Museum? Das Museum verurteilte den Angriff: «Bei allem Respekt, den wir feministischen Bewegungen entgegenbringen, sind wir schockiert von der Vandalismus-Attacke auf die Kunstwerke, vor allem von feministischen Künstlerinnen, die im Herzen der Auseinandersetzung der Kunstgeschichte stehen». Die Werke würden jetzt auf Beschädigungen untersucht.

Ist diese #MeToo-Aktion ein Einzelfall in Frankreichs Kreativszene? Im Februar hatte die französische Schauspielerin Judith Godrèche ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen in der Filmwelt öffentlich gemacht. Als Juliette Binoche sich dazu geäussert hat, erreichte die Debatte in Frankreich ein neues Niveau. Direkt angeklagt werden jetzt Männer in Machtpositionen. Die bisherige Scheu, (Film-)Ikonen vom Sockel zu stürzen, scheint überwunden. De Robertis lenkt mit ihrer sogenannten Performance nun den Blick auf den Kunstsektor – in dem es auch Abhängigkeitsverhältnisse – ähnlich denen in der Filmbranche – gibt, die aufgedeckt und verarbeitet werden sollten.

Welche Bedeutung steckt hinter «Der Ursprung der Welt»? Courbets Gemälde war seit seiner Entstehung 1866 ein Skandal. Der Fokus auf den weiblichen Schoss und das Weglassen des Kopfes, wurde im 20. Jahrhundert als charakteristisch für Pornografie bezeichnet: Die Frau wird zum Objekt, zum Körper ohne Gesicht und Persönlichkeit. De Robertis fügt der Darstellung jetzt ein Gesicht, nämlich ihr Gesicht hinzu – in Form dieser Farbattacke. Damit entstaubt sie das Bild nicht nur, sondern lädt es im «Me Too»-Sinne feministisch auf, so Landmann.

Detailansicht einer liegenden Person mit Fokus auf den oberen Gesässbereich, bedeckt von einem weissen Tuch.
Legende: Die naturalistische Darstellung des unverhüllten weiblichen Körpers galt damals als radikal – der Auftraggeber des Kunstwerks selbst hielt es vor Gästen verborgen. Getty Images/DEA/G. DAGLI ORTI

Welche Bilder wurden noch beschmiert? Eines der anderen Bilder, die aktuell in Metz mit «#MeToo» beschriftet wurde, ist eine Schwarz-Weiss-Fotografie der österreichischen Künstlerin, Aktionistin und Filmemacherin Valie Export. In der Performance «Aktionshose: Genitalpanik» von 1968 zeigte sie sich breitbeinig sitzend, mit Sturmgewehr in der Hand – als Symbol männlicher Kriegslust. Vor genau diesem Bild posierte unlängst auch De Robertis entblösst, aber mit Video-Kamera in der Hand. Und fragt uns: Wie weit sind wir als Gesellschaft in Sachen Befreiung der Frau. Und was unterscheidet die brennenden feministischen Themen heute von denen in den 1960er-Jahren?

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 08.05.2024, 8:00 Uhr. ; 

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