Für unter den Christbaum: Fünf persönliche Buchtipps aus der SRF-Literaturredaktion zu Weihnachten – vom klassischen Roman über einen Schweizer Krimi bis hin zum Kinderbuch.
«Wenn du es heimlich machen willst …» von Anna Maschik
Merkmale dieses Buchs: Erstens besonders langer Titel («Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten») und zweitens: ein besonders gelungenes Debüt. Die Leichtigkeit, mit der dieser Roman geschrieben ist, beeindruckt. Die Erzählung folgt vier Generationen einer Familie, beginnend mit Henrike, die um 1900 aus Not heimlich ein Schaf schlachtet. Alma, die Urenkelin, erzählt in kurzen Fragmenten und Listen. Es geht um Krieg und Verlust, vor allem aber um Frauenleben. Magische Elemente wie ein Bruder, der jahrelang schläft, mischen sich unter die Realität. Schreibend erspürt Alma, wie stark die Vergangenheit ihrer Familie ihr eigenes Leben im Heute prägt. (Katja Schönherr)
«Die geschenkte Leiche» von Christoph Simon
Brockenstubenbesitzer Gertsch und seine Tochter Alina verdienen sich mit kleinkriminellen Aufträgen ein Zubrot. Mit der Leiche des stadtbekannten Architekten, die sie in ihrem Auto finden, haben die beiden aber nichts zu tun. In der Folge entwickelt sich ein listenreiches Versteckspiel um die Verwicklung der beiden in den Fall und gleichzeitig um seine Aufklärung. Der erfolgreiche Slam Poet Christoph Simon schreibt sich mit diesem komödienhaft rasanten Krimi und viel Lokalkolorit als neue literarische Krimistimme in die Stadt Bern ein. (Markus Gasser)
«Abschied von gestern» von Lili Körber
New York, um 1940. Ein gutbürgerliches jüdisches Ehepaar konnte vor den Nazis flüchten. Aber vom alten Leben ist nichts geblieben. Der autobiografisch grundierte Roman hebt denn auch mit einer demütigenden Zimmersuche an. Die Ignoranz Menschen gegenüber, die alles verloren haben, durchzieht das ganze Buch. In kräftigen Strichen zeichnet die Wienerin Lili Körber (1897–1982) Flüchtlingsschicksale. Zu ihrem eigenen gehörte, dass sie im Exil nicht mehr an ihre schriftstellerischen Erfolge anknüpfen konnte. So erscheint «Abschied von gestern» erst jetzt. (Franziska Hirsbrunner)
«Der fantastische Bus» von Jakob Martin Strid
Das 2.5 kg (!) schwere Bilderbuch «Der fantastische Bus» hat das Zeug, zum Klassiker zu werden. Der preisgekrönte Cartoonist Jakob Martin Strid hat 15 Jahre an der Geschichte gearbeitet. Sie erzählt von einer abenteuerlichen Reise ins fantastische Land Balanka. Jede einzelne Seite ist mit grosser Liebe zum Detail gezeichnet. Auch nach Jahren wird man immer wieder etwas Neues entdecken. Garantiert! (Britta Spichiger)
«Wie es euch gefällt. Eine Geschichte des Geschmacks» von Ulrich Raulff
Was ist guter Geschmack? Eine eindeutige Antwort darauf gibt der Historiker Ulrich Raulff nicht, doch er zeigt, wie Stil und Geschmack die Welt verändert haben. Klug und anekdotenreich erzählt Raulff von der Macht des guten Geschmacks und davon, wer unser ästhetisches Empfinden geprägt hat: von Audrey Hepburn, die ihr Frühstück bei «Tiffany’s» einnimmt, zurück ins 18. Jahrhundert zur Erfindung des Klassizismus, bis in die jüngere Gegenwart, in der Steve Jobs uns auf den Geschmack des Smartphones brachte. Ein Buch für Liebhaber eleganter Doppelreiher ebenso wie für Fans der Jogginghose. (Tim Felchlin)