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Björk mit weissem Stoffhut und Stoffmaske.
Legende: Gewohnt skurril: Björk eröffnet ihre Ausstellung am Sónar-Festival in Barcelona mit einem DJ-Set. Getty Images

Festival für digitale Kultur Björk geistert durch virtuelle Vulkanlandschaften

Die isländische Klangkünstlerin Björk war dieses Jahr Stargast am Musikfestival Sónar in Barcelona. Wer Kopfhörer und Virtual Reality-Brille aufsetzte, kam der Musikerin ganz nah.

«Sollte Ihnen schwindlig werden, heben Sie bitte die Hand», gibt der Ausstellungsassistent dem Publikum mit auf den Weg. In einem abgedunkelten Raum stehen in erwartungsvoller Stille 20 Besucher. Mehr dürfen die Ausstellung im Kunstzentrum CCCB in Barcelona nicht gleichzeitig betreten.

Die Tür schliess sich, auf den Leinwänden erscheint Björk, inmitten einer Vulkanlandschaft. Ihr Körper ist eine klaffende Wunde, aus der blaue Lava fliesst.

Musik als Schmerztherapie

Auf dem Album «Vulnicura» verarbeitet Björk die Trauer über die Trennung von ihrem Mann Matthew Barney. Der Titelsong « Black Lake » klinge, als striche ein Geigenbogen über ein schmerzendes Herz, schrieb ein Kritiker treffend.

Die fürs New Yorker Museum of Modern Art entworfene Rauminstallation fügt dieser musikalischen Therapie eine körperliche Erfahrung hinzu: Die rings um aufgestellten, voll aufgedrehten Lautsprecherboxen lassen die Luft leicht vibrieren. Die Leinwände sind parallel zueinander aufgestellt: Sie zeigen das Geschehen aus einer minimal verschobenen Perspektive. Ein Entkommen ist für den Zuschauer unmöglich.

Intime Begegnungen

Sónar-Festival

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Mit über 140 Konzerten stand das Sónar-Festival in Barcelona vom 15. bis 17. Juni im Zeichen elektronischer Musik und Kultur.

Auf der Sónar+D experimentieren Künstler und Entwickler mit technologischen Innovationen aus dem Bereich virtuelle Realität und künstliche Intelligenz.

Für fünf Songs ihres Albums «Vulnicura» hat Björk gemeinsam mit Filmemachern VR-Videos kreiert. Wer sie erleben will, nimmt auf einem Schemel Platz, bekommt Kopfhörer und VR-Brille gereicht und kommt Björk so ganz nahe.

Das Video zu ihrem Song « Stonemilker » zeigt Björk an einem einsamen, isländischen Strand. Regisseur Andrew Thomas Huang hat den Film mit 16 Kameras gedreht. Im 360-Grad-Clip scheint Björk den Zuschauer zu umtanzen, singt wechselnd in sein rechtes und linkes Ohr.

«Jeder Musiker träumt davon, zu seinem Zuhörer eine ganz persönliche Bindung aufzubauen», schreibt Björk in einem ausstellungsbegleitenden Text. Sie hoffe, dass ihr das gelungen sei.

Zusammenarbeit mit internationalen Filmemachern

In « Mouth Mantra » kriecht die Kamera und mit ihr der Zuschauer in den Mund der Künstlerin, tief ins Innere des Björkschen Klanguniversums. Im Clip zu « Notget » wird Björk unter Regie von Warren Du Preez und Nick Thornton Jones zu einem insektenähnlichen Wesen, verwandelt sich dann sukzessive in eine Lichtgestalt.

Zukunftsmusik

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Legende: Keystone

Sehr intim wird die Begegnung mit der Künstlerin im interaktiven VR-Clip « Family »: Ein Ausstellungsassistent reicht dem Zuschauer zwei Joy-Sticks. Sie werden zu digitalen Armen, aus denen sich virtuelle blaue und rote Fäden kringeln. Mit ihnen soll man Björks Vulva-ähnliche Wunden vernähen.

Am Ende neigt das computeranimierte Alter Ego der Künstlerin dankbar seinen Kopf – und kommt den Zuschauern so nahe, dass viele unwillkürlich zurückweichen.

Impulsgeberin digitaler Kultur

Mit einem vierstündigen DJ-Set begleitet Björk die Ausstellungseröffnung in Barcelona. Umgeben von Palmen und Laubbäumen steht sie mit Gesichtsmaske und mit einem weissen Ganzkörperanzug hinterm Mischpult und spielt einen eigenwilligen Mix aus Naturklängen, Weltmusik und Popsongs.

«In meinen VR-Arbeiten geht es ausschliesslich um mich, mich, mich. Da muss die Musik zum Ausgleich von jemand anderem sein», erklärt sie auf der Fachmesse Sónar+D.

Björk als wichtige Impulsgeberin

In den letzten Jahren hat sich das Festival in Barcelona immer mehr zur kreativen Spielwiese für elektronische Kunst und Kultur entwickelt. Auch deswegen dankt das Sónar-Publikum Björk ihren Auftritt ergeben: Die Künstlerin, die bereits für ihr Album «Biophilia» eigene musikalische Apps entwickelt hat, gilt als wichtige Impulsgeberin der digitalen Kultur.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 15.6.2017, 17:15 Uhr

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