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Musikindustrie im Aufschwung Die Schweizer Musikbranche kann aufatmen

Der weltweite Markt für Kreativschaffende hat sich vollständig von der Corona-Pandemie erholt. So heisst es im Jahresbericht 2022 der Cisac – dem internationalen Verband für Autorinnen und Komponisten. Die Tantiemen seien weltweit auf über 12 Milliarden Euro gestiegen.

Auch in der Schweiz präsentiert die Suisa Rekordzahlen mit ihren Einnahmen von 180,5 Millionen Franken aus der Verwertung von Urheberrechten. Aber: Wer profitiert am Ende von dem Boom?

Lorenz Haas

Geschäftsführer der IFPI

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Lorenz Haas ist Geschäftsführer der IFPI, des Branchenverbandes der Musiklabels der Schweiz:.

SRF: Wie muss man die positiven Zahlen aus Sicht der Schweizer Musiklabels und der Schweizer Musikschaffenden deuten?

Lorenz Haas: Im Recorded Business, also im Geschäft mit CDs, Streaming und mit Downloads, gab es streng genommen gar nie einen Einbruch. Bei uns waren die Zahlen auch während der Corona-Pandemie positiv. Das Livegeschäft hingegen litt sehr stark unter der Situation.

Was sind die Suisa und die Cisac?

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Die Suisa wurde 1923 als private Genossenschaft gegründet. Die Verwertungsgesellschaft vertritt die Urheberrechte der Musikschaffenden in der Schweiz. Das heisst: Sie zieht bei denen Geld ein, die Musik öffentlich nutzen und verteilt es an jene, die sie komponiert haben. Also an die Urheberinnen und Urheber.

Die Cisac (Internationaler Verband der Gesellschaften der Schriftsteller und Komponisten) wurde 1926 in Paris gegründet. Sie ist der internationale Dachverband der Verwertungsgesellschaften.

Wer profitiert letztlich von der positiven Entwicklung im Streamingbereich?

Grundsätzlich profitiert der ganze Markt. Aber: Im Unterschied zum früheren Downloadgeschäft und dem CD-Geschäft haben die erfolgreichsten Künstler und Künstlerinnen Marktanteile verloren.

Aber man braucht nicht so zu tun, als würden die Superstars arm werden.

Während im Downloadbereich 2012 der Marktanteil der Top 10’000 Acts bei 84 Prozent lag, lag er letztes Jahr im Streaming nur noch bei 67 Prozent. Man sieht, dass von den Einnahmen aus dem Streaming heute deutlich mehr Acts profitieren als es früher der Fall war.

Also sind vor allem die kleinen Namen die Gewinner der steigenden Streamingzahlen?

Ja, aber sie spüren nicht sehr viel davon. Auf dem Papier sind ihre Einnahmen zwar gestiegen, sie sind aber trotzdem sehr weit vom professionellen Segment entfernt. Man braucht also nicht so zu tun, als würden die Superstars deswegen arm werden. Bei denen geht es auch aufwärts, weil der Markt insgesamt wächst.

Ab 2024: Spotify ändert sein Bezahlmodell

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Spotify passt ab 2024 sein Bezahlmodell für Kunstschaffende an – folgende Änderungen sollen dann in Kraft treten:

  • Einführung eines Schwellenwerts für jährliche Mindeststreams, bevor ein Titel auf Spotify Tantiemen generiert – ein Schritt, der voraussichtlich einen Teil der Titel entmonetarisieren wird, die bisher lediglich 0,5 Prozent des Tantiemenpools ausmachten.
  • Finanzielle Bestrafung von Musikvertreibern und Labels, wenn betrügerische Aktivitäten bei Titeln, die sie auf Spotify hochgeladen haben, entdeckt werden.
  • Einführung einer Mindestspielzeit, die jeder nicht-musikalische «Lärm»-Titel erreichen muss, um Tantiemen zu erzielen.

Viele Musikschaffende in der Schweiz leben vor allem von Liveauftritten. Ist man wieder auf demselben Niveau wie vor der Pandemie?

Langsam kommen wir wieder auf das Vor-Pandemie-Niveau. Für Konzertveranstalter ist die Situation aber schwieriger geworden, weil sich die Konsumgewohnheiten der Bevölkerung geändert haben. Früher konnte eine Veranstalterin bereits beim Start des Vorverkaufs erkennen, ob ein massives Publikum kommt oder ausbleibt.

Heute müssen sie häufig bis zum letzten Tag warten, weil sich die Menschen viel kurzfristiger entscheiden, ob sie ein Konzert besuchen oder nicht. Das gilt allerdings nicht für die absoluten Superstars. Deren Konzerte sind sehr begehrt und so schnell ausverkauft wie noch nie.

Wie entwickeln sich die Zahlen in der nahen Zukunft?

Insbesondere das Streaminggeschäft wird sich in der Schweiz noch einige Jahre positiv entwickeln. Langsam sollten wir uns aber Gedanken machen, ob irgendwann eine Sättigung erreicht ist.

Die Ideen gehen der Musikbranche nicht aus.

Auf der anderen Seite sehen wir neue Formen des Musikkonsums: Ich denke da an kürzere Musikstücke und Videos auf TikTok. Auch hier erzielen die Labels und ihre Partnerinnen und Partner bereits Einnahmen. Die sind noch nicht so hoch, aber sie steigen sehr schnell an. Die Ideen gehen der Musikbranche jedenfalls nicht aus.

Das Gespräch führte Bodo Frick.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 30.10.2023, 17:40 Uhr ; 

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