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Schweizer Sinfonieorchester Ein Orchester erhebt sich wie Phönix aus der Asche

Das Orchestre de la Suisse Romande hat turbulente Jahre hinter sich. Personell neu aufgestellt, darf es nun mit Chefdirigent Jonathan Nott zuversichtlich nach vorne blicken.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Jonathan Nott ist der neue Chefdirigent des Orchestre de la Suisse Romande (OSR), Magali Rousseau die neue Intendantin.
  • Nach personellen Problemen seit 2010 geht es jetzt wieder bergauf.
  • Jonathan Nott ist gut vernetzt und hat bereits attraktive Aufträge für das Orchester gesichert.

Blumen gab es, als das Orchestre de la Suisse Romande (OSR) am 2. September 2017 seine Saison eröffnete. Mehr Blumen als gewöhnlich.

Den ersten Strauss schenkte Jonathan Nott einer Geigerin weiter, den zweiten behielt der neue Chefdirigent für sich. Denn diesen hatte ihm eine Dame aus dem Auditorium persönlich überbracht.

Ein Orchester steht auf einer Bühne.
Legende: Das Orchestre de la Suisse Romande hat seine Wende geschafft: Die Zukunft sieht wieder rosig aus. Enrique Pardo

Spürbare Erleichterung bei allen

«Je vous aime», spricht Nott charmant schmunzelnd zum Publikum, nachdem er zum vierten Mal auf die Bühne zurückgeklatscht wurde. Die Erleichterung ist bei der Saisoneröffnung des OSR spürbar.

Nicht nur auf den Rängen, sondern auch im Orchester, das in den Applaus für seinen neuen Chef einstimmt. Die Wende ist geschafft. Gerade noch rechtzeitig zum 100-Jahre-Jubiläum.

Audio
Wo steht das Orchestre de la Suisse Romande?
aus Kultur kompakt vom 06.09.2017.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 56 Sekunden.

Erst glorreiche Tradition, ...

Wenn das OSR nächstes Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, darf es auf eine glorreiche Vergangenheit zurückblicken.

Unter seinem Gründer Ernest Ansermet erspielte sich das Westschweizer Orchester einen internationalen Ruf als einer der besten Klangkörper für französische Musik. Auch das Jahrzehnt mit Armin Jordan (1985 bis 1997) war eine goldene Ära.

... dann grosse Krise

2012 geriet das OSR nach den Abgängen von Marek Janowski als Chefdirigent und Steve Roger als Intendant in eine veritable Krise. Die darauffolgenden Intendanten wurden nach nur sehr kurzer Amtszeit entlassen.

Schweizer Sinfonieorchester

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Mit dem künstlerischen Niveau ging es bergab. Und als wäre das nicht schon genug, versuchte die Genfer Politik die Krise zu nutzen, um die ohnehin schon knapp bemessenen Subventionen zu kürzen.

Die Wiederauferstehung

Kein Wunder ist die Erleichterung gross, seitdem mit der Berufung von Magali Rousseau als neuer Intendantin und Jonathan Nott als Chefdirigent in dieser Saison langsam wieder Ruhe einkehrt. Künstlerisch ist die Verpflichtung von Jonathan Nott ein geschickter Schachzug.

Der neue Chefdirigent eröffnet dem OSR neue Perspektiven mit seinem Leistungsausweis im österreichisch-deutschen Repertoire und der zeitgenössischen Musik.

Grosse Konzerte und neue Spielstätte

Zudem ist Nott international bestens vernetzt. In der kommenden Saison führt er sein Orchester an die BBC Proms nach London und ans Lucerne Festival. Im Mai 2018 begeben sich Orchester und Dirigent auf eine Tournee durch Südamerika.

Auch hinsichtlich der Infrastruktur macht das OSR vorwärts. Mit der «Cité de la Musique de Genève» ist auf 2022 eine neue Spielstätte projektiert, die endlich auch der Administration genügend Platz bietet und zudem die Musikhochschule beherbergen wird. Die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft sind also gestellt. «Enfin», möchte man sagen.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 6.9.2017, 8.20 Uhr.

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