Die 49. Solothurner Filmtage sind eröffnet. Nebst Bundesrat Alain Berset hat auch Filmtagedirektorin Seraina Rohrer eine Rede gehalten Rohrer hat an der Eröffnung der Solothurner Filmtage die bisweilen geäusserte Befürchtung, dass die wachsende Zahl an Schweizer Filmen das Interesse erlahmen lassen könnte, vehement zurückgewiesen. Es gebe vielmehr zu wenige Schweizer Filme.
«Ich vermisse beispielsweise einen Thriller zur Affäre Hildebrand», erklärte Rohrer am Donnerstag gemäss Redetext: «Es fehlt ein Wirtschaftskrimi über gestohlene Bankdaten, die nach Deutschland verkauft werden. Und: Wo bleibt der Spielfilm über die 80er-Unruhen in Zürich? Wo bleibt der Film über den Ausbrecherkönig Walter Stürm? Wo einer über die erste Schweizer Juristin Emily Kempin Spyri?»
Als Grund für die augenfälligen Lücken in der Schweizer Filmproduktion nannte Rohrer die aus finanziellen Gründen zunehmend erforderliche Zusammenarbeit mit ausländischen Koproduzenten. «Ohne den positiven Entscheid ausländischer Fördergremien, lassen sich grössere Filme in der Schweiz heute nicht realisieren», erklärte Filmtagedirektorin Rohrer.
Mehr Filme über Schweizer Themen gefordert
Sie wolle zwar «auf keinen Fall mit der Armbrust auf ausländische Produzenten los», doch es sei ihr ein Anliegen, dass Schweizer Geschichten auf die Leinwand kommen. Das Interesse an Schweizer Helden sei ja offensichtlich vorhanden. Bei der Umsetzung fehle es nicht nur am Geld. «Wir müssen für den Schweizer Film Synergien besser nutzen», betonte die Direktorin:
«Ich fordere, dass es in der Schweiz vermehrt möglich sein sollte, wichtige Themen fiktionalisiert zu verfilmen.Wir brauchen Geschichten und Bilder, die eine aktuelle Bedeutung haben!» Als positives Beispiel erwähnte sie folgerichtig den Eröffnungsfilm der 49. Filmtage: Die Weltpremiere des Streifens «Akte Grüninger» von Alain Gsponer stand denn auch im Zentrum der Feierlichkeit.
Prominenz in Solothurn
Neben dem Regisseur reisten Stefan Kurt, der im Film den St. Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger (1891-1972) verkörpert, sowie die Schauspieler Anatole Taubman («Quantum of Solace»), Max Simonischek («Am Hang»), Helmut Förnbacher und Patrick Rapold zur Premiere an.
«Akte Grüninger» kommt nicht nur die Ehre zu, in Solothurn als Eröffnungsfilm zu fungieren. Gsponers Geschichtsdrama ist zudem auch für den mit 60'000 Franken dotierten «Prix de Soleure» nominiert. Für die hochdotierte Auszeichnung, über deren Vergabe eine Jury entscheiden wird, sind vier Dok- und zwei Spielfilme nominiert.
Mehr Informationen zu den Filmtagen
Während in der «Prix de Soleure»-Kategorie die Themen Migration und Flucht dieses Jahr auffallend präsent sind, nehmen im Rennen um den «Prix du Public», wo elf Streifen antreten, Komödien viel Raum ein.
Insgesamt werden an den 49. Filmtagen bis am 30. Januar rund 200 Schweizer Filme gezeigt, darunter sind 35 Premieren.