Er ist der erste Polizeidirektor, der die rechtlichen Möglichkeiten des Hooligan-Konkordats ausschöpfen liess: Urs Hofmann stimmte zu, dass am Samstag der Gästesektor im Stadion Brügglifeld geschlossen wurde. Er stimmte zu, dass man die möglicherweise gewalttätigen FCZ-Fans damit ausschloss. Und er nahm dafür auch ein Grossaufgebot der Polizei in Kauf.
Artikel zum Spiel Aarau-FCZ
Diese Woche hagelte es Kritik am Polizei-Einsatz. Doch Hofmann steht dazu. «Es war aufgrund der Risiko-Einschätzung der Polizei der richtige Entscheid», erklärt er gegenüber SRF. Und: «Wenn man wüsste, dass es immer friedlich bleibt, dann bräuchte es keine Polizei. Früher war das mal so, aber heute leider nicht mehr.»
Trotzdem: Der Polizei-Einsatz am Samstag hat den bisherigen Rahmen bei weitem übertroffen. 370 Beamte aus vier Kantonen standen im Einsatz, dazu ein Wasserwerfer und ein Hubschrauber. Sie standen 200 FCZ-Fans gegenüber, die auf dem Parkplatz des Stadions Brügglifeld friedlich campierten.
«Dank des grossen Aufgebots ist nichts passiert», ist Hofmann überzeugt. «Man musste bereit sein für den Fall, dass es eskaliert wäre. Für den Fall, dass Leute gekommen wären, die Krawall machen wollten, in die Altstadt gehen würden und Schaufenster einschlagen. Dass es jetzt gut herausgekommen ist, darüber sind wir froh.»
Ich entschuldige mich bei allen Unbeteiligten.
Die Polizei nahm Hunderte von jungen Menschen vorübergehend in Gewahrsam. Darunter waren laut Medienberichten auch völlig unbeteiligte Personen. Urs Hofmann bedauert diese Einzelfälle.
«Ich entschuldige mich bei all diesen Leuten, die zu Unrecht tangiert wurden», erklärt Hofmann. Aber: «Es ist meines Erachtens immer noch weniger schlimm, als wenn Leute ein Auge verlieren oder sonst Verletzungen davon tragen.»
Wir schauen, was wir noch besser machen können.
Man müsse die Verletzung von Grundrechten in so einem Fall wohl in Kauf nehmen, findet Sozialdemokrat Urs Hofmann. Der Polizei-Einsatz werde trotzdem intern noch untersucht: «Wir schauen, was wir noch besser machen können.» Eine externe Untersuchung lehnt Hofmann aber dezidiert ab.
Hofmann hat für das forsche Auftreten gegenüber möglicherweise gewaltbereiten Fans auch viel Lob erhalten. Anwohner des Stadions Brügglifeld hätten sich bei der Polizei für ihren Einsatz bedankt, erzählt Hofmann im Gespräch mit dem «Regionaljournal Aargau Solothurn». Trotz dieser positiven Rückmeldungen soll die Sperrung des Gästesektors nicht zur Gewohnheit werden.
«Ich glaube nicht, dass man die Gewalt im Umfeld von Fussballspielen nur mit polizeilichen Massnahmen eindämmen kann», so Hofmann. «Die Polizei ist nicht die Ober-Erziehungsbehörde der Schweiz.» Dazu fehlten auch schlicht die Kapazitäten. Fussballfan Hofmann hofft auf die Fanarbeit der Vereine. «Es hat ja niemand ein Interesse daran, dass die Gäste-Sektoren auf Dauer gesperrt sind. Diese Massnahme muss man nur dann ergreifen, wenn es für die Sicherheit nötig ist.»
Das ist nur eine punktuelle Massnahme.
Ein Argument gegen solche Einsätze ist auch das Geld: Der Polizei-Einsatz am Samstag kostete laut Hofmanns Departement 350'000 Franken. Der Regierungsrat betont aber: «Das ist eine Vollkostenrechnung.» Effektiv sei der Aufwand für den Steuerzahler nicht so gross. Hofmann rechnet mit effektiven Mehrkosten von etwa 30'000 Franken.
«Die Aargauer Polizisten arbeiten ja sowieso. Sie werden jetzt einfach an anderen Orten fehlen, weil sie ihre Überzeiten abbauen.» Bezahlen müsse man vor allem den Einsatz der Beamten aus anderen Kantonen.
Noch ist offen, wie hoch die Kosten für den FC Aarau ausfallen. Allenfalls weiche man vom üblichen Kostenteiler ab, stellt Urs Hofmann in Aussicht: «Wir müssen noch schauen, ob das ein normaler Fall ist.» Entschieden sei noch nichts, klar sei aber: Der FC Aarau müsse sicher einen Teil der Kosten tragen.
Steuerzahler und Fussballclub bezahlen nun also einen Polizei-Einsatz, den viele gar nicht befürworten. Urs Hofmann kontert: «Die Polizei hat keinen einzigen Mann mehr in den Einsatz geschickt, als sie es für nötig gehalten hat.»
Was würden die Leute wohl sagen, wenn jetzt die Altstadt verwüstet wäre?
Und schliesslich weist er auf das ständige Dilemma der Polizei-Arbeit hin. «Was würden die Leute wohl sagen, wenn die Stadt verwüstet worden wäre, wenn es Krawalle gegeben hätte? Dann würden die gleichen Leute auf die Polizei zeigen und sagen, sie habe ihre Arbeit nicht gemacht.»