Der Dornacher Gemeindepräsident Christian Schlatter hat grosse Pläne: 130'000 Quadratmeter gross ist das Gelände der ehemaligen Swissmetal an der Birs. Das entspricht der Fläche von 18 Fussballfeldern. Seit Monaten brüten Planungsbüros und eine Begleitkommission der Gemeinde über möglichen Szenarien, am Donnerstag präsentiert die Gemeinde nun den Gestaltungsplan.
«Dieses Areal ist eine riesige Chance für die Gemeinde», sagt auch Fritz Rothenbühler. Der Berner ist Liquidator der ehemaligen Swissmetal Industries AG, die sich heute Widen-Metall-Areal AG nennt. Der Liquidator muss dafür sorgen, dass die Gläubiger der liquidierten Swissmetal noch Geld erhalten: ehemalige Angestellte, Pensionskassen, der Kanton Solothurn.
Die Gläubiger von Swissmetal profitieren
Rothenbühler hat also ein vitales Interesse daran, die 130'000 Quadratmeter Land an der Birs zu einem möglichst hohen Preis verkaufen zu können. «Das heisst aber auch, dass wir eine realistische Nutzung für dieses Areal brauchen», erklärt Rothenbühler im Regionaljournal von Radio SRF. Realistisch bedeutet für Rothenbühler und Gemeindepräsident Schlatter: es braucht auch Wohnungen in diesem neuen Quartier.
«Wir haben bereits verschiedene Interessenten», so Rothenbühler. Allerdings wollten alle Investoren eine gemischte Nutzung, also Wohnen, Gewerbe und allenfalls Industrie. «Es gibt kein einziges Angebot für eine rein industrielle Nutzung des Geländes.» Unter den Interessenten ist auch die chinesische Swissmetal-Besitzerin Baoshida. Auch sie will allerdings nur einen Teil des Geländes weiterhin industriell nutzen, wie Rothenbühler betont.
Ghetto statt qualitativer Wohnraum?
Die Zeiten der grossen Industrie in Dornach scheinen vorüber. Swissmetal beschäftigte vor einigen Jahrzehnten noch 1500 Leute. Die neue chinesische Firma Baoshida Swissmetal beschäftigt aktuell noch etwa 150 Leute in den letzten Fabrikhallen in Dornach. Gemeindepräsident Schlatter meint dazu: «Wir wollen natürlich Arbeitsplätze, nicht nur eine Schlafstadt sein. Aber es ist eine Illusion, dass wir hier nur Industrie ansiedeln können.»
Trotz dieser Argumente gibt es Widerstand gegen den Gestaltungsplan. Dieser kommt aus dem Solothurner Kantonsrat. SVP-Kantonsrat Christian Imark befürchtet das Schlimmste: «Dornach spricht von einem farbigen Quartier. Darunter kann man sich einiges vorstellen: Es werden Ausländer kommen, es wird mehr Sozialausgaben geben, soziale Unruhen, vielleicht sogar ein Ghetto.»
Gestaltungsplan liegt nun öffentlich auf
Mit dieser Angst steht Imark allerdings ziemlich alleine da. Die Dornacher SP-Kantonsrätin Evelyne Borer teilt diese Sorge nicht. Trotzdem spricht auch sie sich gegen die aktuellen Pläne aus: «Die Gemeinde spricht von hochwertigem Wohnraum. Ich glaube einfach nicht, dass das in einem Industriequartier geht, auch auf der anderen Seite der Birs hat es nur Fabriken.» Gleichzeitig betont Borer, dass es Arbeitsplätze brauche. «Dieses grosse Areal bietet eine einmalige Chance, viele Arbeitsplätze in Dornach behalten zu können.»
Die Diskussion ist lanciert: Gemeinde und Liquidator setzen sich für eine gemischte Nutzung ein, Kritiker fordern eine Fokussierung auf Arbeitsplätze. Wer sich am Schluss durchsetzt, wird sich weisen. Der Gestaltungsplan liegt nun bis 2014 öffentlich auf. Erst nach Abschluss dieser Phase kann die Planung konkreter werden. Und erst dann dürften sich potentielle Investoren auch wirklich für oder gegen den Kauf des Areals entscheiden. Bis dahin dürfte die Birs noch viel Wasser an den alten Swissmetal-Fabrikhallen vorbei tragen.