Am 13. Februar wählen die Stimmberechtigten der Stadt Zürich ein neues Stadtparlament (Gemeinderat) und ihre Stadtregierung (Stadtrat). Die Ausgangslage ist spannend: Um die neun Sitze im Stadtrat rangeln gleich 17 Kandidatinnen und Kandidaten.
Sitzgewinn für linke Parteien ist realistisch
Die drei linken Parteien – SP, Grüne und die Alternative Liste – besetzen aktuell sechs Sitze in der Zürcher Stadtregierung. Die Chance, dass sie diese Mehrheit halten können, ist mehr als intakt. Gemeinsam haben die drei Parteien einen Wähleranteil von fast 53 Prozent und so haben sie bei Wahlen ein ziemlich leichtes Spiel. Denn die drei linken Parteien halten zusammen.
Acht Bisherige verteidigen ihre Sitze
Bei den Gesamterneuerungswahlen 2018 beispielsweise bewarben sich sechs Linke für die Stadtregierung. Alle wurden mit den besten Wahlergebnissen gewählt. Jetzt treten sogar acht Linke zur Wahl an. Dies dürfte reichen, um ihre Sitze problemlos zu verteidigen. Vielleicht liegt sogar noch ein weiterer Sitz für die SP mit Kandidatin Simone Brander drin – auf Kosten der Bürgerlichen.
Der FDP-Wackelkandidat
Zittern muss vor allem Stadtrat Michael Baumer (FDP). Als Vorsteher der Industriellen Betriebe konnte er sich in den letzten Jahren nicht gross öffentlich profilieren. Ausserdem hat er rein rechnerisch den schwersten Stand: Er wurde 2018 mit dem schlechtesten Ergebnis gewählt. Wären damals mehr linke Kandidatinnen angetreten, hätte er die Wahl vielleicht gar nicht geschafft. 2022 könnte er der linken Dominanz zum Opfer fallen.
Weniger Sorgen muss sich hingegen Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP) machen. Er konnte sich in Klima-Fragen und während der Corona-Krise profilieren und darf auf Support aus der linken Wählerschaft hoffen.
Geschickter Schachzug der Grünen
Die Grünen schicken neben ihren beiden Bisherigen noch den 24-jährigen Klima-Aktivisten Dominik Waser ins Rennen. Er steht zwar nicht in der Pole Position, um gewählt zu werden. Aber seine Kandidatur ist auf jeden Fall ein geschickter Schachzug der Grünen. Sie wollen mit Waser auch für die Gemeinderatswahlen junge Wählerinnen und Wähler ansprechen, die durch die Klimastreiks politisiert worden sind.
Diese neun Neuen treten an
Auch nicht ausser Acht lassen darf man Walter Angst von der Alternativen Liste, ein langjähriger, etablierter Linker. Wenn der linke Schulterschluss funktioniert, hat er durchaus Chancen, den Sitz seines abtretenden Parteikollegen Richard Wolff zu erben.
Mitte und SVP sind praktisch chancenlos
Gleich mit zwei Kandidaten tritt die SVP an, die seit über dreissig Jahren nicht mehr in der Regierung vertreten ist. Rein rechnerisch würde der Partei ein Sitz im Stadtrat zustehen. Aber den Kandidaten gelingt es nie, über ihren Wähleranteil hinaus Stimmen zu holen. Auch Gemeinderat Stephan Iten und Kantonsrat Roland Scheck dürften deshalb vor allem dazu dienen, dem Wahlkampf für die Parlamentswahlen Schub zu verleihen. Dasselbe gilt für den Mitte-Kandidaten Josef Widler und den EVP-Kandidaten Roger Föhn. Sie sind sozusagen «Wahlkampflokomotiven».
Christoph Brunner
Redaktor Regionaljournal Zürich Schaffhausen, SRF
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Christoph Brunner Caffi ist seit 2012 für Radio SRF tätig – als Redaktor beim «Regionaljournal Zürich Schaffhausen» und von 2016 bis Herbst 2021 als Regionalkorrespondent in Zürich. Zuvor war er während zehn Jahren Moderator, Redaktor und Tagesleiter bei Radio 24.
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