Zum Inhalt springen

Abstimmung Stadt Zürich Über eine halbe Milliarde Franken für nachhaltige Energie

Die Stadt Zürich will 2040 klimaneutral sein. Nun soll das Fernwärmenetz für gut 570 Millionen Franken ausgebaut werden.

Das will die Vorlage:

Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich haben im letzten Mai die Richtung deutlich vorgegeben: Mit rund 75 Prozent Ja-Stimmen haben sie sich dafür ausgesprochen, dass die Stadt bis im Jahr 2040 klimaneutral sein soll. Damit die Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet auch auf netto null reduziert werden können, ist der Wechsel von fossiler hin zu nachhaltiger und erneuerbarer Energie zwingend notwendig. Dieser Prozess soll in Zürich nun mit einem Grossprojekt weiter vorwärtsgetrieben werden.

Geplant ist, dass in sechs städtischen Quartieren die thermischen Netze massiv ausgebaut werden. In den Gebieten Albisrieden, Altstetten, Aussersihl, City, Enge und Höngg sollen neue Kälte- und Wärmeverbunde errichtet werden, welche die Haushalte dort mit klimafreundlicher Heiz- oder Kühlenergie versorgen. 573 Millionen Franken will die Stadt für dieses Generationen-Projekt ausgeben. Darüber befindet die Stadtzürcher Stimmbevölkerung am 27. November.

Konkret will die Stadt verschiedene Energiequellen nutzen, um diese Gebiete unabhängiger von fossilen Energiequellen zu machen – etwa Abwärme aus dem Klärwerk Werdhölzli, aus der Klärschlammverwertung, aus Rechenzentren sowie Holz oder Umweltwärme aus beispielsweise Seewasser oder Grundwasser. Ziel ist es, rund 70 Prozent der Gebäude an Energieverbunde anzuschliessen und damit rund 52'000 Tonnen CO2 einzusparen. Dies entspricht in etwa 20'000 Flügen von Zürich nach New York. Eine Anschlusspflicht für Immobilienbesitzerinnen und -besitzerinnen besteht allerdings nicht.

Insgesamt will die Stadt Zürich zwischen 2022 und 2040 weit über eine halbe Milliarde Franken in den Ausbau der thermischen Netze investieren. Mit diesem Kredit kann das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) die Energieverbunde vorfinanzieren, die Teilprojekte selbst werden jeweils vom Stadtrat bewilligt und dem Rahmenkredit angelastet.

Das spricht für die Vorlage:

Hinter der Vorlage steht der Zürcher Stadtrat und eine grosse Mehrheit des Zürcher Stadtparlaments. Für Michael Baumer, den Vorsteher der Industriellen Betriebe, ist die Vorlage gar entscheidend, ob die Stadt Zürich ihr Ziel erreicht, im Jahr 2040 klimaneutral zu sein. Fossile Heizungen sind heute nämlich für 50 Prozent der direkten CO2-Emissionen verantwortlich. Diesen Anteil will die Stadt mit ihrem Grossprojekt senken. Zudem betont der Zürcher Stadtrat auch die Wichtigkeit des Projekts für Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer. Bei einem Nein würden viele von ihnen im Stich gelassen, da sie für ihre Liegenschaften aufgrund der Gesetzgebung eine nicht-fossile Versorgung benötigten, die einzige Möglichkeit aber die Versorgung über das Wärmenetz wäre.

Das Zürcher Seebecken mit Blick auf die Innenstadt.
Legende: Haushalte in den Quartieren City und Enge sollen künftig mit Seewasser geheizt oder gekühlt werden. Keystone / Patrick B. Kraemer

Das spricht gegen die Vorlage:

Als einzige Partei lehnt die SVP die Vorlage ab. Die Partei erwähnt zwar, dass der Einsatz von thermischer Energie an und für sich keine schlechte Idee sei, jedoch brauche es für eine sichere Energieversorgung eine durchmischte Energieversorgung – auch mit Strom aus fossilen Energiequellen. Für den Betrieb von Wärmepumpen und Verbundnetzen werde eine nicht zu unterschätzende Menge an Strom benötigt, und angesichts von Stromkrise und Energielücke sei dieser Betrieb daher nicht gewährleistet. Es drohten daher ein Ausfallrisiko und im Winter kalte Häuser und Wohnungen.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 11.11.22, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel