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Kommunale Wahlen Kann die Aargauer SVP ihre Talfahrt stoppen?

In der ersten Runde der Kommunalwahlen verlor die SVP deutlich an Sitzen. In den urbanen Gemeinden legten Grüne zu.

Nach dem Wahltag vom 26. September wetterte der Aargauer SVP-Präsident Andreas Glarner gegen seine eigenen Ortsparteien in den Städten. Die Taktik der Volkspartei war gescheitert. Sie hatte mit einem aggressiven Wahlkampf «die Zentren zurückerobern» wollen. Doch es gab einen Sitzverlust. Die städtischen Sektionen seien daran schuld, so der Präsident am Tag nach den Wahlen.

Kurz darauf relativierte Glarner seine Aussagen. Er werde sich im Ton mässigen, falls sich herausstelle, dass «sein SVP-Stil» in den Gemeinden schade, sagte der Parteipräsident. Für gewisse Aussagen entschuldigte er sich sogar am Parteitag. Die Frage ist, ob diese Kehrtwende von Andreas Glarner die Talfahrt der SVP im Aargau wirklich stoppen kann.

SVP dürfte weiter einbüssen

Am 28. November werden nun nämlich in weiteren Aargauer Gemeinden die Einwohnerräte gewählt. Dass die SVP in Aarau, Brugg oder Lenzburg Sitzgewinne verzeichnen kann, ist unwahrscheinlich. Diese Städte sind in den letzten Jahren zum Teil stark gewachsen. Zugezogen ist vor allem eine urbane, jüngere Wählerschaft, bei welcher die SVP mit ihren Kernthemen und ihrem aktuellen Stil wenig punkten kann.

Viel wahrscheinlicher ist es, dass Grüne und Grünliberale weiter zulegen – wie bereits bei den Einwohnerratswahlen in Zofingen, Wettingen, Baden oder auch Obersiggenthal. Im September gewannen die grünen Parteien dort ihre Sitze teils auf Kosten von FDP und Mitte. Vor allem aber verlor eben die SVP.

In allen neu bestellten Parlamenten musste die bisher wählerstärkste Partei im Kanton Verluste hinnehmen. Auch in den mittleren und kleineren Gemeinden verlor sie Mandate in den Gemeinderäten, also den Dorf-Regierungen.

Ammann-Wahl in grossen Gemeinden

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In mehreren grossen Gemeinden wird am 28. November in zweiten Wahlgängen auch der Stadt- oder Gemeindeammann bestimmt.

Eine besondere Ausgangslage gibt es in Wettingen (21'000 EW). Der amtierende Gemeindeammann Roland Kuster (CVP) erzielte im ersten Wahlgang nur knapp mehr Stimmen als der parteilose Newcomer Andrea Bova. Bova zog seine Kandidatur allerdings wegen einer schweren Krankheit zurück. Wählbar sind trotzdem weiterhin beide Kandidaten, weil die offizielle Meldefrist abgelaufen war.

In Zofingen (12'000 EW) wird voraussichtlich die Grüne Christiane Guyer Frau Stadtammann. Neun Stimmen fehlten ihr im ersten Wahlgang zur Wahl. Guyer erzielte über 2000 Stimmen, ihr einziger verbliebener Herausforderer Peter Siegrist (parteilos) nur rund 800. Offener ist die Wahl um das Amt des Vize-Ammanns. Rahela Syed (SP) lag im ersten Wahlgang rund 200 Stimmen vor Andreas Rüegger Waldvogel (FDP).

Auch die Stimmbevölkerung von Reinach (9000 EW) hat die Auswahl aus zwei Kandidaten. Der bisherige Vize-Ammann Bruno Rudolf (SVP) erhielt bei der Ammann-Wahl über 600 Stimmen, Julius Giger (parteilos) rund 300.

In Wohlen (17'000 EW) ist noch das Amt des Vize-Ammanns zu vergeben. Der Bisherige Roland Vogt (SVP) wird von Gemeinderat Thomas Burkard (Grüne) herausgefordert. Burkard kam im ersten Wahlgang auf rund 1400 Stimmen, Amtsinhaber Vogt auf 1200.

Grün weiter im Aufwind

Laut einer Auswertung von «CH Media» stellt die SVP nun nicht mehr die meisten Gemeinderäte im Kanton. Abgelöst wurde sie von der FDP, die neu an der Spitze liegt. Mitte, SP und Grüne konnten ihre Sitze ungefähr halten, zugelegt hat die GLP. Die grösste Gruppe von Gemeinderätinnen und Gemeinderäten ist aber nach wie vor parteilos.

Auch wenn die Politik im Kanton Aargau und auch in den Gemeinden weiterhin klar bürgerlich geprägt ist: In den Städten und grösseren Gemeinden sind Linke und Grüne im Aufwind. Die Städte Aarau, Baden und Lenzburg werden inzwischen auch mit linksgrünen Mehrheiten regiert.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 11.11.2021, 17:30 Uhr ; 

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