- Die Aue Reussegg in Sins ist 20 Hektaren gross. Das Land gehört Pro Natura Aargau und dem Kanton.
- Bei der anstehenden Renaturierung werden Seitenärme der Reuss gebaut. Sie durchfliessen die Aue und verändern sie.
- Das Projekt kostet zehn Millionen Franken. Das Baugesuch liegt nun bis zum 10. Juli auf. Finanziert wird die Renaturierung von Bund, Kanton und Pro Natura.
- Gemeinde und Bauern sind zufrieden. Einsprachen sind keine oder nur ganz wenige zu erwarten. Das ist bei solchen Projekten im Aargau nicht der Normalfall.
Rückblick: Im August 2014 fahren am Rhein bei Rietheim Bagger auf. Sie beginnen mit dem Bau der Aue «Chly Rhii», dem Renaturierungsprojekt am Rhein.
Die Baumaschinen verwandeln Landwirtschaftsland in eine Auenlandschaft. Es entstehen kleine Flüsse, Seitenärme des Rheins, Tümpel und Inseln. Dem Bau waren jahrelange juristische Streitereien vorangegangen. Ein Bauer wehrte sich bis vor Bundesgericht gegen das Projekt. Und die Gemeinde Rietheim wollte davon auch nichts wissen. Heute ist man in Rietheim stolz auf die Auenlandschaft. Sie zieht an schönen Tagen Hunderte von Wanderern an.
Heute: Im Juni 2018 liegt in der Gemeinde Sins und beim Baudepartement des Kantons Aargau das Baugesuch für die Aue Reussegg bei Sins auf, einem Renaturierungsprojekt der Reuss.
Auch hier soll sich Landwirtschaftsland in ein Naturparadies verwandeln, in eine Landschaft, die vom Wasser gestaltet wird durch Strömung und Überschwemmung. Diesem Projekt ist zwar ebenfalls eine lange Planung vorausgegangen. Aber: Zu juristischen Auseinandersetzungen zwischen den Landeigentümern Pro Natura Aargau und Kanton Aargau und den Bauern kam es nicht.
Dank Landumlegungen erhielten die Bauern der Reussegg gleichwertiges oder besseres Land als vorher. Und die Gemeinde stand von Anfang an hinter dem Projekt.
Einsprachen sind keine zu erwarten, oder dann nur solche, die man erledigen kann.
Einsprachen gegen das Baugesuch sind deshalb nicht zu erwarten. «Oder dann nur solche, die man erledigen kann», sagt Josef Huwiler gegenüber SRF, Gemeindeammann von Sins. Und auch die Bauern wollen keine Einsprachen machen gegen die neue Aue Reussegg. «Das Projekt ist gut aufgegleist», sagt Ralf Bucher, Geschäftsführer des Bauernverbandes Aargau gegenüber SRF. «Alle, die betroffen waren, konnten sich irgendwie arrangieren. Wir legen deshalb keine Steine in den Weg.»
Früher war die Reussegg intensiv bewirtschaftetes Ackerland. Seit längerer Zeit ist es aber nur noch wenig genutztes Wiesland.
Die Reuss gleich nebenan ist kanalisiert. Die Ufer sind mit grossen Steinblöcken befestigt. Im Zug der Renaturierung wird das harte Ufer aufgebrochen. Durch die Wiesen werden Flussärme gezogen, die von der Reuss gespeist sind. Durch die Strömung und Überschwemmungen wird sich die Landschaft immer wieder verändern.
Projektleiter Ulysses Witzig von Pro Natura freut sich auf die Veränderungen. Er erwartet, dass sich schon bald der Eisvogel ansiedelt. «An den Seitenärmen werden steile Ufer entstehen, weil das Kies dort abbricht mit der Zeit. Und in diesen steilen Wänden baut der Eisvogel seine Bruthöhlen.» Auch das Nahrungsangebot für den Eisvogel werde vorhanden sein. Dieser brauche pro Tag bis zu 100 kleine Fische.
Ebenfalls ein Kandidat für die Wiederansiedlung sei der Biber. Dieser werde in der Reussegg reiche Nahrung finden in Form von weichen Hölzern. Und ganz besonders freut sich Witzig auf die Nase, einen extrem seltenen Fisch. «Der ist auf der gleichen Gefährdungsstufe wie der Pandabär oder der Blauwal. In den Seitenärmen der Reussegg wird er neuen Lebensraum finden. Es wäre sehr schön, hätten wir dort wieder einen Schwarm Nasen.»