Der Fall des entlassenen Chefarzts am Universitätsspital Basel sorgt für Gesprächsstoff. In den Medien wurde in den vergangenen Tagen darüber spekuliert, ob der Arzt das Opfer eines Machtkampfs geworden sei.
Der Basler Gesundheitsexperte Andreas Faller kann diesen Gerüchten wenig abgewinnen. Er verweist darauf, dass man dem entlassenen Orthopädie-Chefarzt diverse Mängel in der Führung der Klinik vorgeworfen habe. Und Andreas Faller sagt selber: «Es ist mehr als ein offenes Geheimnis, dass dieser Bereich des Unispitals ein deutliches Verbesserungspotenzial hat, was Strukturen, Führung und Abläufe betrifft.»
Diese Aussage lässt aufhorchen, da Andreas Faller ein intimer Kenner des Basler Gesundheitswesens ist. Er hat lange in leitender Funktion im Basler Gesundheitsdepartement gearbeitet und später als Vizedirektor im Bundesamt für Gesundheit. Heute ist er selbständiger Berater im Gesundheitsbereich.
Wer zahlt, hat Anrecht auf Chefarzt im OP-Saal
Eine klare Haltung hat Andreas Faller auch zu einem anderen Vergehen, das dem entlassenen Chefarzt vorgeworfen wird. Es geht um Operationen, bei denen der Arzt nicht anwesend war, für die er jedoch ein Honorar kassiert haben soll. Der Arzt stellt sich auf den Standpunkt, dies sei gängige Praxis in Schweizer Spitälern. Andreas Faller widerspricht jedoch: «Wenn ein Patient zusatzversichert ist, hat er die freie Arztwahl und zahlt dafür, von seinem Arzt eine Dienstleistung zu erhalten. Und wenn ein Chefarzt diese Dienstleistung nicht erbringt, dann verhält er sich nicht konform.»
Unhaltbares Verhalten gegenüber Patienten
Interessant ist, was Andreas Faller zu einem Fall sagt, der sich im Bethesda-Spital zugetragen haben soll. Wie dem «Regionaljournal Basel» voneinander unabhängige Quellen bestätigt haben, wurde ein Patient in die Narkose versetzt, der Orthopädie-Chefarzt erschien jedoch nicht rechtzeitig im Operationssaal. Dies hatte zur Folge, dass der Patient wieder aus der Narkose geholt werden musste. Faller sagt, er kenne diesen Fall nicht: «Wenn das aber zutrifft, und der Arzt nicht ein ganz triftige Entschuldigung hat, dann ist dieses Verhalten unhaltbar.»