Die CVP wagt die Flucht nach vorn: Mit einem neuen Namen und dem Zusammengehen mit der BDP wollen die Christdemokraten versuchen, der Abwärtsspirale bei den Wähleranteilen zu entkommen.
Das «C» als Handicap
Es ist vor allem das «C» im Parteinamen, das für die Partei ein Handicap darstellt. Dies hat eine Online-Konsultation ergeben, die das Meinungsforschungsinstitut gfs.Bern im Auftrag der CVP Schweiz durchgeführt hat.
Die Bezeichnung «Christlichdemokratische Volkspartei» mache die Partei für viele Menschen nicht wählbar, weil sie mit «gläubig und katholisch» in Verbindung gebracht werde, sagte CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister am Montag. Besser kommt laut Umfrage der Name «Die Mitte» an. Die Kantonalparteien sollen nun die Resultate zum Parteinamen analysieren.
«Diese Diskussion bräuchte es nicht »
In der Zentralschweiz – wo die CVP traditionellerweise stark verankert ist – stösst ein Namenswechsel auf unterschiedliche Reaktionen. Er verstehe zwar, dass auf eidgenössischer Ebene etwas getan werden müsse, um den seit Jahrzehnten sinkenden Wähleranteil der CVP aufzuhalten, sagt etwa Adrian Nussbaum, CVP-Fraktionschef im Luzerner Kantonsrat. Aber: «Aus unserer Sicht bräuchte es diese Diskussion nicht. Wir hatten im Kanton ein erfolgreiches Wahljahr, da ist es nicht notwendig, die Marke zu ändern.»
Gehen christliche Werte «vergessen»?
Der Luzerner CVP-Stadtparlamentarier Roger Sonderegger ist sich noch nicht sicher, wie er zu einem allfälligen Namenswechsel steht. Klar ist für ihn aber, dass die Partei auch ohne «C» im Namen von christlichen Werten geprägt sein soll. «Für mich sind das Werte wie Solidarität, Nächstenliebe, gemeinsame Suche nach Lösungen», sagt er. «Das sind universelle Werte, die kommen nicht einfach von der katholischen Kirche.»
Ob in einer CVP ohne «C» nach diesen Werten aber noch politisiert wird, bezweifelt die Obwaldner CVP-Kantonsrätin Veronika Wagner. Sie spricht sich dezidiert gegen einen Namenswechsel aus. «Wenn das Christliche im Parteinamen verschwindet, gehen die christlichen Werte, die diese Partei heute ausmachen, mit den Jahren vergessen», befürchtet sie.
Ein neuer Name könnte neue Wählerstimmen bringen
Auch der Schwyzer CVP-Präsident Bruno Beeler möchte das «C» nicht gleich über Bord werfen – er sagt aber auch: «Wir haben Neuzuzüger im Kanton, vor den Wahlen füllen sie einen Smartvote-Fragebogen aus und stellen fest, dass sie mit der CVP übereinstimmen. Aber dann denken sie: Die kann ich doch nicht wählen, das sind dieses strenggläubigen Katholiken, die jeden Sonntag zur Kirche gehen.» Ein abgeänderter Name könne die Überwindung senken, CVP zu wählen, glaubt er.
Das sieht auch die neu gewählte Obwaldner Kantonsratspräsidentin Cornelia Kaufmann so. Das «C» werde von vielen Wählerinnen und Wählern mit «katholisch» gleichgesetzt. «Es könnte eine Chance sein, den Namen zu ändern», sagt sie. «Es bedeutet ja nicht, dass wir deswegen eine andere Politik machen würden.»
Dem pflichtet Bruno Christen bei, CVP- Franktionschef im Nidwaldner Kantonsparlament. «Ich hätte kein Problem mit einem Namenswechsel», sagt er. «Wichtig ist, dass wir weiterhin eine Politik der Mitte betreiben.»