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Architektur Pierre de Meuron: «Die Schweiz hat ein Ästhetikproblem»

Das Architekturbüro Herzog & de Meuron, eines der renommiertesten der Welt, hat sein erstes Projekt in der Westschweiz realisiert. Diese Woche wurde der neue Hauptsitz der Schweizer Privatbank Lombard Odier in Genf eingeweiht. Aus diesem Anlass erzählt Pierre de Meuron, was ihn an diesem Projekt gereizt hat und was er über die Architektur in der Schweiz denkt.

Pierre de Meuron

Architekt

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Pierre de Meuron studierte von 1970 bis 1975 Architektur an der ETH Zürich. Gemeinsam mit Jacques Herzog gründete er 1978 das Architekturbüro Herzog & de Meuron in Basel. Die beiden kennen sich seit ihrer Kindheit.

Herzog & de Meuron erlangten mit Bauten wie der Tate Modern in London, dem Nationalstadion in Peking und der Elbphilharmonie in Hamburg weltweite Bekanntheit. Sie beschäftigen rund um den Globus über 500 Menschen.

SRF News: Was hat Sie an dem Projekt für Lombard Odier in Genf gereizt?

Dieses Projekt hat eine territoriale Tragweite. Es prägt nicht nur die Landschaft am See, sondern hat auch einen grossen Einfluss auf die Landschaft des Grossraums Genf.

Ein weisses, langgezogenes, mehrstöckiges Gebäude mit filigranen Säulen und Bäumen davor.
Legende: Über 2000 Mitarbeitende sollen im neuen Hauptsitz der Bank in Genf Platz haben. RTS

In Hamburg haben Sie die Elbphilharmonie gebaut. Auch sie prägt die Stadt. Das zeigt den Einfluss, den Sie als Architekt haben. Kann man sagen, Sie formen im Grunde eine Stadt?

In der Tat, und das macht unsere Arbeit faszinierend. Wir erhalten Aufträge und versuchen, den Standort zu verstehen, wo wir sind und [...] was der Bedarf des Auftraggebers ist. Und wir geben Antworten auf diese Bedürfnisse.

Sind das Kunstwerke? Würden Sie sich als Künstler bezeichnen?

Die Gebäude sind in erster Linie nützlich, sie haben eine Funktion, aber [...] es hat tatsächlich etwas von Kunst. Wir Menschen betrachten gerne Kunst, aber auch Architektur. Architektur sollte eine positive, eine ästhetische Wirkung haben, ein Gebäude muss angenehm anzuschauen sein.

Ausschnitt aus dem De Meuron-Interview (mit dt. Untertiteln)

Wenn man durch die Schweiz fährt, durch das Mittelland, hat man den Eindruck, die gleichen Gebäude in immer der gleichen Form zu sehen. Teilen Sie diese Ansicht?

Ja, die teile ich. Zwischen dem Bodensee und dem Genfersee sieht man eine sehr ausgeprägte städtische Zersiedelung. Ich denke, dass es dort nicht genug Verantwortung gibt seitens der Bauträger, der Eigentümer, der Architekten und der Behörden. Es gibt zu viele Gebäude, die nicht die geforderten ästhetischen Qualitäten haben.

Es gibt immer mehr Normen. Ist es mit diesen Normen noch möglich, etwas anderes zu machen?

Ich habe mich nie über die Anzahl der Normen beschwert. Vielleicht gibt es ein bisschen zu viele. Aber das ist keine Entschuldigung dafür, hässliche Architektur zu machen. Der Architekt muss immer von dem ausgehen, was da ist, und versuchen, sich damit auseinanderzusetzen, um die beste Lösung zu finden.

Was ist Ihr nächster Traum?

Ich träume davon, Sozialwohnungen zu bauen, die eine architektonische Qualität haben und die gleichzeitig der Nachhaltigkeit der Ressourcen in Zeit und Raum Rechnung tragen.

Diskutieren Sie mit:

Die Herausforderung wird darin bestehen, Wohnungen mit niedrigen Mieten und gleichzeitig von hoher architektonischer Qualität zu schaffen.

Das Gespräch führte Philippe Revaz (RTS).

RTS 19h30, 3.9.2025, 19:30 Uhr ; 

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