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Auch in der Schweiz Likes für Luxus: Wie die Mafia sich online inszeniert

Bei der UNO wurde eine Studie über die Art und Weise vorgestellt, wie Mafiosi und «Mafiophile» soziale Medien nutzen. Der Bericht analysiert das Phänomen auch in der Schweiz.

Letzte Woche wurde im UNO-Hauptsitz in New York die Studie «Die Mafia im digitalen Zeitalter – Fokus Tiktok» vorgestellt. Finanziert wurde sie von der Fondazione Magna Grecia und betreut von Marcello Ravveduto von der Universität Salerno.

Der Bericht – der zweite nach jenem von 2023 – untersucht die Nutzung sozialer Medien durch die italienische Mafia. Für sie seien diese neuen digitalen Kanäle ein weiteres Territorium, das es zu erobern gelte.

Die Mafia-Banden nutzen den digitalen Raum, indem sie Luxus zur Schau stellen, um so Macht zu demonstrieren und Zustimmung zu gewinnen.

So gibt sich die Mafia auf Social Media (mit dt. Untertiteln)

Markenkleidung, Sportwagen und exklusive Lokale seien die Kennzeichen einer kriminellen Ästhetik, die sogar jene anziehe, die keinerlei Verbindung zur Mafia hätten. Es handelt sich um sogenannte «Mafiophile».

Unter ihnen sind viele junge Menschen, die durch das Teilen der Inhalte dazu beitragen, die Illegalität zu verharmlosen – oft ohne sich dessen bewusst zu sein.

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Legende: Die Mafia nutzt soziale Netzwerke, um einzuschüchtern und Macht zu demonstrieren – auch in der Schweiz. Getty Images / krisanapong detraphiphat

Auch die Schweiz bleibt von diesen Dynamiken nicht verschont. Die Studie widmet ihr deshalb ein eigenes Kapitel. Auch hierzulande nutzen Menschen gemäss der Studie soziale Medien, um sich selbst oder ihren Clan sichtbar zu machen. Manche stellen Macht offen zur Schau, andere gestalten ihr Profil so, dass sie sich besser in die Gesellschaft einfügen.

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Und auch hier gibt es «Mafiophile». Etwa der 29-Jährige aus Locarno, den die Polizei im März auf der spanischen Insel Teneriffa wegen Drogenhandels festgenommen hat. Er und ein Jugendlicher aus Bellinzona hatten sich zuvor mit einem bekannten italienischen Rapper angefreundet und sich mit ihm zusammen inszeniert. Auf den Bildern zeigen sie ihre Muskeln, Designerkleidung, Champagnerflaschen und exklusive Orte. Die Posts feiern den Luxus als Symbol für schnellen Gewinn.

In der «Mafiasphäre» werden Botschaften verbreitet, und vom Algorithmus der digitalen Plattformen werden diese vervielfacht. Das ist weit wirkungsvoller als klassisches Werben für die eigene Sache in Schulen oder bei öffentlichen Veranstaltungen.

Die Antwort muss gemäss der Studie auf demselben Spielfeld erfolgen: in den sozialen Netzwerken. Nur dort lasse sich ein Gegengewicht platzieren, das der Dominanz der Mafias etwas entgegensetzen könne.

RSI Prima Ora, 22.10.2025, 18 Uhr; wilh

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